AHLEMER FACHTAGUNG 2021 KOMPENDIUM
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Tabelle 2:
Preise und Deckungsbeiträge für Haferdrinks
ge Aspekte daraus kurz erläutert:
Knapp 4 Mio. Euro sind für spezielle Anlagegüter
zur Herstellung von Haferdrinks
zu investieren. Daraus ergeben
sich Anlagekosten von 0,5 Mio. €/a, was
Stückkosten von 2 Ct/E entspricht.
Bei den Hilfs- und Zusatzstoffen schlägt
das Vollkornhafermehl je nach Qualität
mit 8 bis über 20 Ct/E zu Buche. Mit 20-
30 Ct/E sind die zuzusetzenden Enzyme
noch teurer.
Das Verpackungsmaterial beinhaltet
natürlich auch einen Umverpackungskarton
für jeweils 12 Verkaufseinheiten
und wird in unterschiedlicher qualitativer
Ausstattung für die Premium- bzw.
Discountware geliefert.
Tagesfixe und mengenproportionale
Personalkosten machen weniger als
2 Ct/E aus. Auf halb so hohen Niveau
sind die entsprechenden Energiekosten
für Strom, Dampf, Druckluft und Wasser
inklusive Abwasser zu veranschlagen.
Eine besondere Herausforderung stellt
die Kalkulation der Kosten für Vertrieb
und Marketing da. Der für das Premiumprodukt
zusätzlich erforderliche
Aufwand für Produktmanagement, Vertriebsaußendienst
und Marketing wird
auf 1,2 Mio. €/a angesetzt. Hinzu kommen
mengenproportionale Vertriebskosten
für die nationale Distribution
und das Logistikmanagement in Höhe
von 11-16 Ct/E.
Damit ergeben sich in der Summe Systemkosten
von 113 Cent für die Premiumware
und 61 Ct/E für die Discountware.
Diese Differenz weist darauf hin,
dass entsprechend ihrer Positionierung
für die beiden Artikel sehr unterschiedliche
qualitative Maßnahmen in den
einzelnen Bereichen ergriffen werden
müssen.
C. Wirtschaftlichkeit
In Tabelle 2 wird die Wirtschaftlichkeit
der Produktion und des Verkaufs
von Haferdrinks abgeleitet, indem zunächst
der Abgabepreis an den Handel
bestimmt wird. Er ergibt sich aus dem
Ladenverkaufspreis abzüglich der Handelsspanne.
Auf der Basis eigener nicht
repräsentativer, aber recht plausibler
Recherchen im LEH wurde der Endverbraucherpreis
mit 1.99 €/E für die Premiumware
festgelegt und mit 0,99 €/E
für die Discountware. Die Streuung der
Preise um diese Werte ist insbesondere
Ct/E
Preise bzw. DBs Premium Discount
Endverbraucherpreis 199 99
Handelsspanne 40% 35%
Preis frei Handel 142 73
./. Systemkosten 113 61
= Deckungsbeitrag 29 12
i.v.H. 20% 17%
bei der Premiumware besonders groß
und reicht von 1,29 €/E bis deutlich
über 3 €/Liter. Zur Handelsspanne ist
anzumerken, dass sie auch prozentual
größer ist als bei Milchprodukten; dies
ist nicht zuletzt dem vollen Mehrwertsteuersatz
von 19% geschuldet, der für
diese Getränke gilt.
Zieht man vom Preis frei Handel die
kalkulierten Systemkosten ab, ergibt
sich ein beachtlicher Deckungsbeitrag
von 0,29 €/E beim Premium-Haferdrink
und von 0,12 €/E bei der Discountware;
das sind immerhin 20% bzw. 17%
vom Abgabepreis an den Handel. Das
sind sicherlich sehr zufriedenstellende
Margen. Bezieht man sie auf die spezifischen
Investitionen ergibt sich ein
hervorragender pay-back-Zeitraum von
unter einem Jahr!
D. Fazit
Wenn man die Vermarktung von Haferdrinks
ökonomisch bewerten will, ist zunächst
festzuhalten, dass der Markt für
Milchsubstitute mit etwa +40% pro Jahr
rasant wächst. Während bei den viel diskutierten
Fleisch-Veggies der Marktanteil
noch bei unter 1% liegt, erreicht er
bei Milchsubstituten in diesem Jahr bereits
ca. 10%. Vor allem junge Verbraucher
greifen zu diesen Produkten, wobei
als Argumente vorrangig das Tierwohl
und die Klimabilanz genannt werden.
Die vorgestellten Modellrechnungen
zeigen, dass Milchsubstitute betriebswirtschaftlich
hoch interessant sind. Die
erzielbaren Deckungsbeiträge liegen sowohl
bei der Discountware und noch viel
mehr bei den Premiumprodukten auf einem
sehr hohen Niveau. Dies ist typisch
für Wachstumsphasen neuer Produkte,
heißt aber nicht, dass es dauerhaft so
bleibt, wenn weitere Anbieter in den
Markt einsteigen.
1D. Bussmann, U. Rolle: Nutzung existierender
Prozesslinien für die Verarbeitung
von pflanzlichen Rohstoffen. Vortrag
auf der Ahlemer Fachtagung 2021.
Tabelle 2:
Preise und Deckungsbeiträge für Haferdrinks
Ct/E