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Vergütungsentscheidungen werden dabei je nach Grad der Selbstorganisation
immer weiter in Richtung Team delegiert.
Bliebe Führung weiterhin ein hierarchisch, arbeitsteiliges Denkmodell,
würde sie zum kritischen Engpass, da eine Führungskraft
kaum mehr in der Lage ist, die Wünsche und Bedürfnisse des Markts
oder gar jedes Kunden wirklich zu kennen. Entscheiden lediglich
(Engpass-) Führungskräfte, dauern die Prozesse schlicht zu lang.
Im Veränderungsprozess von einem klassischen zu einem agilen
Unternehmen kommt der Führungskraft eine besondere Bedeutung
zu. Zum einen muss sie aktiv eine Gestaltungsrolle übernehmen
und damit als Vorbild vorausgehen. Zum anderen ist sie maßgeblich
selbst durch die Veränderung betroffen.
Zukünftiges Kompetenzprofil
einer Führungskraft
Welche Kompetenzen benötigen Führungskräfte nun, um in dieser
komplexen (VUCA-) Welt als Führungskraft erfolgreich zu sein? Der
US-amerikanische Managementexperte Jim Collins führt es auf die
essenzielle Frage zurück: „Warum will ich führen?“ Er beantwortet
diese Frage unter anderem mit einer Aussage von James McGregor
Burns: „Wahre Menschenführung ist, wenn Menschen dir nur
dann folgen, wenn sie die Möglichkeit hätten, es nicht zu tun.“
Selbstreflexion beziehungsweise seine eigenen Werte, Bedürfnisse
und Motive zu kennen und zu verstehen, sind die Basis, um
authentisch als Vorbild zu agieren. Wer seine Stärken und Schwächen
kennt, ist in der Lage, sich und anderen mit Wertschätzung,
Offenheit und Respekt zu begegnen und zu entwickeln.
Interdisziplinäre Teamstrukturen beziehungsweise flexible Netzwerke
führen dazu, dass Teamfähigkeit sowie die Fähigkeit, Teams
zu führen, zu entwickeln und auszurichten immer wichtiger werden.
Einfühlungsvermögen und Empathie für unterschiedliche Erfahrungen,
Denk- und Handlungsweisen bilden die Grundlagen, um
interne und externe Schnittstellen zu tragfähigen Nahtstellen zu
entwickeln.
Interkulturelle Kompetenz sowie die Fähigkeit, virtuelle Teams zu
führen, wird in der internationalen und globalen Zusammenarbeit
als Führungskompetenz noch wichtiger. Getragen werden diese
Kompetenzen von einer hohen Kommunikationsfähigkeit – sowohl
im Vermitteln von Inhalten als auch im aktiven Zuhören.
Abgerundet wird das Kompetenzprofil von einer hohen Ambiguitätstoleranz,
basierend auf einer hohen Flexibilität und Lösungskompetenz,
um in diesem auf Unsicherheit basierenden Umfeld
Prioritäten definieren, Entscheidungen treffen, Chancen erkennen
und ergreifen zu können. Und damit operative Umsetzungskompetenz
durch nachhaltige Ergebnisse zu zeigen.
Führungskräfte dürfen endlich führen
Zur Rolle der Führungskraft: Ist sie im agilen Umfeld Führungskraft
oder Coach? Manager oder Leader? Hier geht es nicht um
„entweder oder", sondern um „sowohl als auch". Als Führungskraft
gilt es, Dinge, Zahlen und Prozesse zu managen. Das muss effektiv
und effizient sein, das ist Pflicht. Als Leader gilt es, Menschen zu
entwickeln und zu coachen. Das ist die Kür.
Prinzipien guter Führung
Zwei Ansätze zeigen exemplarisch, was gute Führung ausmacht.
Beispiel 1 zeigt acht Schlüsselqualitäten eines Leaders, die der USInternetriese
Google anhand der Ergebnisse einer internen Studie
32 9 2021 | moproweb.de
definiert hat. In Beispiel 2 wird erfolgreiches Führungsverhalten
aus dem Modell der Transformationalen Führung abgeleitet.
Beispiel 1, Prinzipien guter Führung laut Google-Studie:
• Sei ein guter Coach.
• Befähige dein Team und kümmere dich dann nicht um
jede Kleinigkeit.
• Zeige Interesse am Erfolg und am Wohlergehen deiner
Leute.
• Sei produktiv und orientiere dich an Ergebnissen.
• Sei ein guter Kommunikator und höre deinem Team zu.
• Unterstütze deine Mitarbeiter in ihrer
Karriereentwicklung.
• Zeige eine klare Vision und nachvollziehbare Strategie.
• Besitze die notwendigen fachlichen Fähigkeiten, um dein
Team beraten zu können.
Beispiel 2, Führungsprinzipien laut dem Modell der transformationalen
Führung:
• Sei ein Vorbild.
• Fordere andere heraus (Inspiration).
• Rege andere zur Leistung an (Stimulation).
• Handle unternehmerisch (Innovation).
• Entwickle Kompetenzen (Enabling).
• Kommuniziere fair (Consideration).
Das „Agile Manifest“
Im Jahr 2001 haben 17 Softwareentwickler in den USA das sogenannte
„Agile Manifest" verfasst. Ihre Grundsätze zeigen, worauf
sich agiles Arbeiten fokussiert:
„Wir erschließen bessere Wege, Software zu entwickeln, indem
wir es selbst tun und anderen dabei helfen. Durch diese Tätigkeit
haben wir diese Werte zu schätzen gelernt:
• Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und
Werkzeuge
• funktionierende Software mehr als umfassende
Dokumentation
• Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als
Vertragsverhandlung
• Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen
eines Plans
Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden,
schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein."
Erläuterung: Transformationale Führung ist ein Konzept für
einen Führungsstil, bei dem durch das Transformieren (lat.:
transformare – umformen, umgestalten) von Werten und Einstellungen
der Geführten – hinweg von egoistischen, individuellen
Zielen, in Richtung langfristiger, übergeordneter Ziele
– eine Leistungssteigerung stattfinden soll. Transformationale
Führungskräfte versuchen, ihre Mitarbeiter intrinsisch zu motivieren,
indem sie beispielsweise attraktive Visionen vermitteln,
den gemeinsamen Weg zur Zielerreichung kommunizieren, als
Vorbild auftreten und die individuelle Entwicklung der Mitarbeiter
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