KOMPENDIUM AHLEMER FACHTAGUNG 2021
unsere Getreidearten zu den Süßgräsern
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(Poaceae). Er bevorzugt feuchtkühle
Witterung und wird deshalb
auch häufig als „Getreide der nördlichen
Halbkugel“ bezeichnet; etwa die
Hälfte der weltweiten Produktion findet
in Europa statt. Vorteile des Hafers
sind einerseits seine Anspruchslosigkeit
hinsichtlich Boden und Klima,
aber auch die wertvollen Inhaltsstoffe
seiner Samen; sie enthalten ca. 55 %
Kohlenhydrate, ca. 13 % Protein, ca. 10 %
Ballaststoffe, ca. 7 % Fett, B-Vitamine
sowie 4–5 % Beta-Glucane (Ballaststoffe,
Senkung des Cholesterinspiegels).
Insofern kommt dem Hafer ein hoher
ernährungsphysiologischer Wert als Futter
und in der Humanernährung zu. Zu
den wichtigsten Qualitätsanforderungen
zählen eine hohe sensorische Qualität,
eine hohe Kernausbeute, und eine leichte
Schälbarkeit.
Interessant für die Herstellung von
Pflanzendrinks ist auch der Hanf (Cannabis
sativa). Diese einjährige und schnellwüchsige
Pflanze ist ursprünglich in Indien,
Iran und Afghanistan beheimatet,
wird heute aber weltweit angebaut. Er
benötigt für ein gutes Wachstum ein
warmes, ausreichend feuchtes Klima und
tiefgründige, feuchte, nährstoffreiche
Standorte. Die Körner enthalten 28-35 %
Fett mit einer ernährungsphysiologisch
sehr guten Zusammensetzung der
Fettsäuren, 30-35 % Kohlenhydrate und
20-24 % Protein. Zudem zeichnet sich der
Hanf durch einen hohen Vorfruchtwert
(Bodenlockerung, Unkrautunterdrückung,
selbstverträglich) aus. Allerdings
ist die Ernte schwierig; beim Drusch treten
häufig Probleme durch bis 3 m lange,
faserreiche Stängel und die voluminöse
Pflanzenmasse auf. Durch spezielle Erntemaschinen
ist jedoch eine Kuppelnutzung
(Samen, Blüten, Fasern) möglich.
Der Mandelbaum (Prunus dulcis) als
Rohstoff wird hauptsächlich in den USA
(Kalifornien; 80 %), aber auch in Spanien,
Iran und Marokko angebaut. Problematisch
ist dabei der Anbau in großen Monokulturen,
so dass die ursprüngliche
Flora und Fauna verdrängt werden. Zudem
besteht ein hoher Beregnungsbedarf
zur Erzielung einer guten Ernte. Zur
Bestäubung werden Milliarden Bienen in
den Kulturen freigelassen; das bedeutet
für die Tiere Transport, Stress und eine
hohe Besatzdichte, was zu erhöhter Anfälligkeit
für Viren und Parasiten führt.
Europäische Hersteller von Mandeldrinks
verarbeiten hauptsächlich europäische
Mandeln; der Wasserverbrauch ist aber
trotzdem hoch.
Als Fazit zu den Chancen heimischer
Rohstoffe lässt sich festhalten, dass die
GAP ab 2023 weiterhin die Auflagen für
EU-Direktzahlungen über Greening und
Cross Compliance definieren wird. Allerdings
sollen 25 % der Direktzahlungen
künftig an noch höhere Umwelt- und Klimaleistungen
geknüpft sein. Um Prämien
aus diesen 25% zu erhalten, müssen
entsprechende Öko-Regelungen (Eco-
Abb. 1: Kulturpflanzen zur Herstellung von Pflanzendrinks; von links oben nach rechts unten: Sojabohne, Körnererbse, Schmalblättrige
Lupine, Hafer, Hanf, Mandelbaum