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Ein schlafender Riese in
Zeiten der Digitalisierung
Assistenzsysteme
12 9 2021 | moproweb.de
Unsere Autoren: Prof. Carsten Röcker und Alexander Kuhn, Institut für industrielle Informationstechnik
(inIT) der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Lemgo; email: carsten.roecker@th-owl.de
Stillstand – das möchte
niemand auf dem Shop-
floor hören
Die Maschine röhrt – der Werker
horcht auf – auf dem Display erscheint die
Meldung „NKTC-34566“ – nun gibt es noch
zwei schnelle Optionen, die helfen können:
A) der langjährige Mitarbeiter, der bereits
am Grundrauschen der Maschine den mechanischen
Bandverschleiß erkennt oder
B) das mitgelieferte Handbuch des Maschinenherstellers.
Die Digitalisierung industrieller Prozesse
führt dazu, dass die Inbetriebnahme,
Nutzung und Wartung von Maschinen und
Anlagen zunehmend an Komplexität gewinnen.
Treten hierbei Ineffizienzen oder
Störungen auf, können häufig nur noch
Experten diese Probleme lösen. Produzierende
Unternehmen haben daher heute
einen hohen personellen Aufwand, um ihre
Maschinen selbst zu warten bzw. in einem
optimalen Betriebszustand zu halten. Alternativ
vergeben sie diese Arbeiten an externe
Dienstleister, was wiederum erhebliche
Kosten verursacht und zudem keine dauerhafte
Verfügbarkeit gewährleistet. So beklagen
Unternehmen, dass die Maschinendokumentationen
oder ein angebotener
Remote-Support nicht effizient bei konkreten
Problemen eingesetzt werden können,
da sprachliche oder inhaltliche Kommunikationsbarrieren
zwischen dem Experten auf
Seiten des Herstellers und dem Maschinenbediener
auf Seiten des Kunden bestehen.
Produzierende Unternehmen stehen
daher vor einem Trade off zwischen einer
hohen Anlagenverfügbarkeit und hohen indirekten
Kosten.
„Wir brauchen eine einfache Lösung,
mit der ein Maschinenbediener
sämtliche Störungen selbstständig
beheben und alle Wartungsarbeiten
ausführen kann.”
Mensch-Technik-
Interaktion
Seit nunmehr sieben Jahren befasst sich
Professor Carsten Röcker am Institut für
industrielle Informationstechnik (inIT) der
Technischen Hochschule Ostwestfalen-
Lippe (TH OWL) in der Forschungsgruppe
Mensch-Technik-Interaktion intensiv mit
Fragestellungen rund um die menschenzentrierte
Gestaltung und Ausprägung von
informationsintensiven Prozessen.
Am Innovation Campus Lemgo existieren
zwischen der TH OWL und dem
Fraunhofer IOSB-INA ein hoher Grad an interdisziplinärer
Zusammenarbeit und der
synergetischen Nutzung etwaiger Fachexpertise:
So konnten in den vergangenen
sechs Jahren nicht nur Forschungs- sondern
auch Industrieprojekte im Bereich der
Assistenzsystem-Entwicklung (mit einem
Gesamtvolumen i. H. v. über 5,0 Mio. €)
realisiert werden.
Insbesondere im wertschöpfenden Kontext
wurden so im Bereich der Interaktion
von Mensch und Maschine in einem breiten
Spektrum Erfahrungen hinsichtlich der
Entwicklung und Ausgestaltung menschenzentrierter
Assistenz gewonnen und kontinuierlich
weiterentwickelt. Die Ergebnisse
dieser praxisnahen Projektausrichtung
zeigen sich anhand der entsprechenden
Demonstratoren, welche hierbei entstanden
sind und Machbarkeiten und Potenziale
entsprechender konzeptioneller Ausprägungen
nachweisen und aufzeigen.
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