NACHHALTIGKEIT
Heumilchbauern mähen nie alle Grünflächen auf einmal. Diese mosaikartige Bewirtschaftung
hilft, Nahrungsquellen und Rückzugsräume für Insekten und Kleintiere zu erhalten. Foto:
Arge Heumilch/Hannelore Kirchner
Einzugsgebiet der Molkerei Berchtesgadener
Land mit 2,6 Prozent nur etwa halb so viele.
Und was ist geplant? Aktuell dreht sich bei
der Genossenschaftsmolkerei alles um das
Thema nachhaltige Verpackung. Ein neues
Gebäude mit einer Abfüllanlage für Mehrwegglas
wird gerade gebaut. „Unsere Strategie
zielt darauf ab, negative ökologische
und gesellschaftliche Auswirkungen zu minimieren.
Wir möchten aktiv unseren Beitrag
zur Bewältigung der Klimakrise leisten“, resümiert
Lisa Weitz.
FRIESBLOND,
ROYAL A-WARE
Die Gouda-Sorten der neuen Marke Friesblond
von Royal Aware werden in Heerenveen
in der niederländischen Region Friesland
gekäst. Die Milch bezieht das Familienunternehmen
mit über 100-jähriger Geschichte in
der Branche aus dem direkten Umland. „Unsere
Milchbauern sind typisch holländische
Handwerker und Frauen, denen die Weidewirtschaft
in der DNA liegt. Sie lassen die
Kühe ihre Milch in ihrem eigenen Tempo produzieren“,
berichtet Sophie Snaars-Alders,
Managerin für Corporate Social Responsibility
bei Friesblond. Weidehaltung ist dabei
Pflicht: Friesblond-Kühe verbringen – ganz
dem niederländischen Weidemilch-Siegel
entsprechend – mindestens 120 Tage im Jahr
sechs Stunden auf der Weide. Im Stall stehen
ihnen Massagebürsten und weiche Liegen zur
Verfügung. Bei Transportwegen und Tierwohl
hört die Nachhaltigkeits-Offensive des
Herstellers aber nicht auf; auch die Käseproduktion
selbst soll möglichst umweltschonend
verlaufen. „Unsere Produktionsanlage arbeitet
sehr energie- und wassersparend. Fast
5.000 Sonnenkollektoren produzieren einen
großen Teil der erneuerbaren Energie, die für
die Käseherstellung verwendet wird“, erklärt
Sophie Snaars-Alders.
Und was ist geplant? Das Unternehmen
hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich für
die Wiederherstellung der Natur seiner Heimatregion
einzusetzen. Deswegen fördert
es eine die Artenvielfalt schützende Wirtschaftsweise
seiner Landwirte.
MOLKEREI
RÜCKER
Bei der norddeutschen Molkerei Rücker stehen
besonders die Themen Transport und
Verpackung auf der Nachhaltigkeits-Agenda.
Anfang 2020 hat die Molkerei ihre Käseaufschnitt
und Verpackungsanlage in Wismar
fertiggestellt. „So haben wir alle Produktionsschritte
an diesem Standort gebündelt“,
erläutert Insa Rücker, Inhaberin und
Marketing-Leiterin des Unternehmens. Das
Küstenbauernmilch-Siegel, das garantiert,
dass die Rohmilch der Rücker-Produkte von
maximal 80 Kilometer von der norddeutschen
Küste entfernten Höfen stammt, trägt
ebenfalls zu kürzeren Wegen bei. Zeitgleich
mit der neuen Produktionsanlage wurden
letztes Jahr vollständig recycelbare Verpackungen
für alle Produktgruppen eingeführt.
Gerade ist Rücker zudem mit zwei Produkten
in den veganen Markt eingestiegen.
Die Salatwürfel und Grillkäse-Alternativen
der neuen Marke „Vega lecker“ basieren auf
Hanf und Erbsen statt Kuhmilch. Insa Rücker
erklärt den Schritt in die vegane Branche
so: „Der Klimawandel wird entscheidenden
Einfluss auf unsere künftige Ernährung haben.
Zum Beispiel wird die Landwirtschaft
in Deutschland mit weniger Wasser auskommen
und auf entsprechende Rohstoffe
setzen müssen. Daher ist vegane Ernährung
kein Trend, sondern Teil eines nachhaltigen,
verantwortungsvollen Lebensstils. Wir sehen
es als unsere Pflicht, hier unseren Beitrag
zu leisten.“ Der pflanzliche Sektor soll
die klassischen Molkereiprodukte bei Rücker
dabei nicht ablösen, sondern ergänzen.
Und was ist geplant? Ziel des Unternehmens
ist es, bis 2030 klimaneutral zu sein.
„Daran arbeiten wir bereits heute mit Nachdruck“,
sagt Insa Rücker.
ARGE
HEUMILCH
Das Thema Nachhaltigkeit ist im Regulativ
der österreichischen Arge Heumilch fest verankert.
Ein wichtiger Punkt ist zum Beispiel
die naturnahe Fütterung der Kühe im Jahresverlauf
mit Weidegras oder Heu. Diese
führt nicht nur dazu, dass kaum Futtermittel
aus entfernten Gegenden antransportiert
werden müssen, sondern trägt auch zum
Schutz der Artenvielfalt bei. Im Unterschied
zur konventionellen Milchwirtschaft mähen
Heumilchbauern ihre Weiden seltener. Das
fördert die Biodiversität, denn erst auf Wiesen,
auf denen sich Blüten und Kräuter voll
entwickeln können, siedeln sich Insekten
und Kleinlebewesen an. „Dafür nehmen unsere
Bauern sogar ein bis zwei Schnitte pro
Sommer weniger in Kauf“, betont Heumilch-
14 Milch-Marketing • 07/2021