VE-MARKETING SPEZIAL
Latte konnten wir ganz freudig unser Ernährungs
und vermeintliches Umweltbewusstsein
zeigen. Heute haben wir eine vielfache
Auswahl von pflanzlichen Milchalternativen,
die unseren Kaffee mit fluffigem Milchschaum
krönen – und diesen entstehenzulassen ist
gar nicht einfach. Die Hersteller gehen den
nächsten Schritt und viele erfolgreiche Anbieter
von Pflanzendrinks tüfftel(te)n an
einer Barista-Version – denn diese drängen
mit dem Kaffeehype immer mehr auf den
Markt. Nicolas Hartmann, ehemaliger Leistungssportler
und Ernährungsberater, ist
einer der drei Gründer und Geschäftsführer
von Vly und beantwortet die Frage, ob
der Barista-Trend eine Herausforderung ist,
ganz klar: „Auf jeden Fall – doch heute sind
wir sehr stolz auf unsere Barista-Version.
Die Herausforderung war aber groß. Was
die meisten nicht wissen: Das Schäumen
war kein Problem. Denn für Schaumstabilität
sind Proteine verantwortlich und das ist
ja unsere Basis. Jedoch war das Ausflocken
eine große Herausforderung, denn Kaffee ist
sauer und unsere Milchalternative neutral bis
eher basisch. Hier haben wir sehr, sehr viele
Versuche gebraucht, bis wir endlich zufrieden
waren.“
Auch Bedda aus Norddeutschland hat neben
diversen Käseersatzprodukten und veganer
Feinkost mittlerweile eine Milchalternative im
Sortiment. Warum hat sich Bedda aber für
einen Drink aus Hafer entschieden, in einem
Markt, in dem viele Hersteller bereits auf dieses
Getreide setzen? „Die Kombination aus
Zutaten und Geschmacksleistung passt perfekt.
Auch wichtig: Unser Haferdrink Barista
ist von Natur aus glutenfrei – und das macht
ihn besonders“, stellt Frank Mayerhofer,
Head of Marketing & Business Development
bei Bedda stolz das Produkt vor.
Wer ist die Zielgruppe und warum greifen
Konsumenten zu den pflanzliche Milchalternativen?
Dass nicht nur die Veganer die
Zielgruppe sind, bestätigt Nicolas Hartmann
von Vly: „Der Großteil unserer Kunden ernährt
sich nicht ausschließlich vegan. Flexitarier
trifft unsere Zielgruppe am besten. Wir
glauben, dass Vly den großen Vorteil hat,
dass unser Erbsendrink neutral schmeckt. Er
schmeckt eben nicht nach Erbse, so wie ein
Haferdrink nach Hafer schmeckt oder ein
Mandeldrink nach Mandel. Dadurch ist es
besonders attraktiv für Kunden, die aktuell
noch traditionelle Kuhmilch genießen.“
Vegan ist ein Trend: Der vegane Trend ist
überwiegend in den Städten zu sehen beziehungsweise
in Gegenden nahe der Metropolen.
Gerade für die kaufkräftigen Millennials,
die sogenannte Generation Y, zwischen
1980 und 1995 geboren, und die noch jüngere
Generation Z , geboren zwischen 1995
und 2010, sind die Themen Gesundheit
und die nachhaltige Produktion von Lebensmitteln
wichtig. Beide Generationen sind in
sozialen Netzwerken aktiv und die Meinung
sogenannter Influencer zählt. Schauen wir
uns dort um, gibt es immer mehr Influencer,
die die vegane Lebensweise hervorheben
und das Kaufverhalten dieser Generationen
beeinflussen.
Die Gesundheitsaspekte: Die Konsumenten
mit einer Laktoseintoleranz oder
Milcheiweißallergie finden mit den Pflanzendrinks
und Käsealternativen dem „Original“
geschmacksnahe und gute Austauschprodukte.
Zudem enthalten die Pflanzendrinks
kein Cholesterin, weniger gesättigte Fettsäuren
als Milch und können je nach Ausgangsprodukt
Ballaststoffe enthalten – alles gut für
den Fettstoffwechsel.
Die ökologischen Aspekte: gerade für die
bereits genannten jüngeren Konsumenten
ist der Ressourcenverbrauch ein wichtiges
Kriterium. Sie sehen beim Anbau der pflanzlichen
Rohstoffe einen weniger negativen
Klimaeinfluss, da diese weniger Anbauflächen
und Wasser verbrauchen und weniger
CO2 ausgestoßen wird. Die Studien dazu
sind zwar noch begrenzt und gerade beim
Thema Wasser herrscht Uneinigkeit, aber
für den Boom der pflanzlichen Alternativen
reicht es bisher aus. Nicht zu unterschätzen
sind ethische Gründe, denn Tierwohl ist
ein großes und präsentes Thema. Mit der
zunehmenden kritischen Betrachtung der
(Massen-) Tierhaltung entscheiden sich nicht
wenige Konsumenten für eine teilweise oder
ganz vegane Ernährung. Ein Novum in der
Welt der Pflanzendrinks sowohl für den veganen
als auch den umweltbewussten Trend
schafften Voelkel und Velike! mit ihren Haferdrinks
in der Mehrwegflasche.
Doch woraus bestehen denn eigentlich die
Pflanzendrinks? Diese Ersatzprodukte werden
nicht gemolken, sondern entstehen in
Fabriken aus pflanzlichen Zutaten. Dieser
Rohstoff wird entweder trocken gemahlen
anschließend mit Wasser gemischt oder in
Wasser eingeweicht und nass gemahlen. Die
Feststoffe werden entfernt und Zusatzstoffe
wie Vitamine und Kalzium hinzugefügt. Anschließend
wird die Milchalternative homogenisiert,
hitzebehandelt und verpackt. Im
Regal stehen dann die Klassiker wie Soja-,
Hafer- oder Mandeldrink oder die exotischeren
wie Hanf-, Lupinen- und Erbsendrink.
Nicolas Hartmann von Vly glaubt fest daran,
dass Erbsenprotein auch die Zukunft der alternativen
Milchprodukte sein wird. „Erbsenprotein
hat sich bereits im Bereich Fleischalterna-
16 Milch-Marketing • 0 2/2021