KONZEPTE
Molkereichef Jörg Rögner freut sich
über die guten Listungen seiner Heumilch
im Handel. Sowohl die Milch als
auch die Verpackung aus nachwachsenden
Rohstoffen sind zwei große Pluspunkte.
Heumilch gilt als besonders
hochwertig, was Geschmack
und Inhaltsstoffe betrifft. In
Deutschland ist sie bisher eine
Nische und liegt bei unter einem
Prozent der Gesamtproduktion.
Eine kleine Molkerei in Sachsen schickt sich
jetzt an, die Heumilch in den neuen Bundesländern
populärer zu machen. Jörg Rögner,
der für Vertrieb und Marketing verantwortliche
Geschäftsführer der Kohrener Landmolkerei
aus Penig in Mittelsachsen, erklärt, wie
die Molkerei mit Heumilch punkten will.
Milch-Marketing: Heumilchprodukte
sind ja bisher eher in Süddeutschland
und Österreich populär. Mit welchen
Argumenten wollen Sie künftig
die Verbraucher in den östlichen
Bundesländern von den Vorzügen
einer regional erzeugten Heumilch
überzeugen?
Jörg Rögner: Heumilch steht für Themen
wie traditionelle Milcherzeugung, artgemäße
Fütterung und mehr Tierwohl. Das sind
Werte, die zunehmend mehr Verbrauchern
wichtig werden. Studien in Deutschland und
Österreich haben ergeben, dass die Milch
von Kühen, die Gras und Heu fressen, einen
deutlich größeren Anteil an für die Gesundheit
wichtigen Omega-3-Fettsäuren enthält
als die Milch von Kühen, die konventionell
– also mit Silage und Kraftfutter – gefüttert
wurden. Ebenso ist wissenschaftlich belegt,
dass Heumilch im Gegensatz zu Silo-Milch
keine Clostridiensporen, also Buttersäurebazillen,
enthält. So können Milch und Käse
viel näher am natürlichen Zustand und am
natürlichen Geschmack des Rohstoffs bleiben.
Unsere Heumilch ist gesund und steht
für reinen Milchgeschmack.
Die Vorbesitzer der Kohrener
Landmolkerei hatten ja auch schon
Heumilch im Angebot. Was haben
Sie nach ihrer Übernahme im vergangenen
Jahr verändert?
Die Kohrener Landmolkerei hatte drei Heumilchartikel
im Angebot, wir machen daraus
jetzt ein ganzes Sortiment. Wir bieten künftig
frische und haltbare Heumilch in zwei
Fettstufen an, dazu eine Bio-Heumilch mit
3,8 Prozent Fett. Ganz neu im Sortiment
haben wir Heumilchbutter, auch in Bio-Qualität,
eine Festtagssahne sowie Heumilchquark
und Naturjoghurt. Dazu kommen
drei verschiedene Heumilchkäse. Auf unser
selbstgemachtes Heumilcheis, welches wir in
unserem Milchladen in Penig verkaufen, sind
wir besonders stolz.
Von welchen Lieferanten bekommen
Sie den Rohstoff für ihre Heumilchprodukte?
Hier in Penig werden wir von einem größeren
Heumilch-Erzeuger beliefert, dessen
Kühe in unmittelbarer Nähe zu unserer Molkerei
im mittelsächsischen Hügelland auf der
Weide stehen. Einige kleinere Betriebe aus
dem Erzgebirge, unserer Mittelgebirgsregion
direkt vor der Haustür, erzeugen unsere
Bio-Heumilch. Die Heumilch für unsere Käse
kommt von unseren Lieferanten aus dem
Allgäu. Diese Milch wird dort direkt vor Ort
von unserer Partnermolkerei zu Butter und
Käse verarbeitet. Im nächsten Jahr wollen
wir gemeinsam mit einem Partner aus dem
Erzgebirge auch in Sachsen Bio-Käse herstellen,
dann werden wir mit unserem gesamten
Heumilchsortiment noch regionaler.
Auffällig bei der frischen Heumilch
ist das neue Design und eine ganz
neue Verpackung, die aus zertifiziertem
Holz und Zuckerrohr
hergestellt wird. Wie hat der Handel
darauf reagiert?
Wir haben bisher viele Listungen erreicht,
der Handel steht unserem Projekt sehr aufgeschlossen
gegenüber. Es ist jetzt unser Auftrag,
diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu
werden. Die Frischmilch-Verpackung, die wir
gemeinsam mit Tetra Pak im deutschen Markt
einführen, besteht vollständig aus nachwachsenden
Rohstoffen. Tetra Pak verfolgt den
Ansatz, künftig komplett auf den Einsatz fossiler
Rohstoffe zu verzichten und für die dünne
Kunststoffschicht ausschließlich auf pflanzenbasierte
Alternativen zu setzen. Das ist auf jeden
Fall ein vielversprechender Ansatz, der zu unserer
Philosophie passt. n hw
Milch-Marketing • 0 1/2021 37