ETHNO MILCHPRODUKTE
Genuss kennt
keine Grenzen
Der Absatz ethnischer Milchprodukte wächst. Gründe
dafür sind die steigende Lust der Deutschen auf exotischen Genuss
aus fernen Ländern, aber auch der zunehmende Anteil
von Menschen mit Migrationshintergrund.
Ethno-Food ist ein Sammelbegriff für Essen,
das aus den Kulturkreisen anderer
Länder stammt. Dazu zählen wir am häufigsten
aus unserer westlichen Sicht Produkte
und Gerichte aus der mediterranen,
südosteuropäischen, türkischen, arabischen,
chinesischen, japanischen, thailändischen,
indischen und mexikanischen Küche. Aber
der Begriff ist dehnbar und so muss Ethno
Food nicht Ethno-Food bleiben. Zählte
man die Pizza Anfang der 1950er Jahre zu
Beginn ihres Siegeszuges bei uns zu Ethno-
Food, würde heute niemand mehr auf diese
Idee kommen. Zu sehr hat sie sich auf dem
hiesigen Markt etabliert. Bei den Milchprodukten
trifft dies zum Beispiel auf den Fetakäse
oder ähnliche Weißkäse zu. Er wird
eher selten als Ethno-Food wahrgenommen.
Übereinstimmend berichten Hersteller, dass
der Umsatz mit Ethno-Milchprodukten in den
letzten Jahren ein gutes Wachstum erlebt. Es
handelt sich eindeutig um ein Segment mit steigender
Beliebtheit im deutschen Lebensmitteleinzelhandel
(LEH). Dazu Karin Dörrbaum
von der Schwälbchen Molkerei: „Auch für uns
gewinnen diese Produkte an Bedeutung. Mit
unserem Körfez-Sortiment beliefern wir den
deutschen LEH. Unsere Produkte Ayran und
Joghurt türkischer Art haben sich in den letzten
Jahren positiv entwickelt. Es handelt sich
hier eindeutig um einen wachsenden Markt.“
Die Zahl der Ethno-Food-Kunden steigt aufgrund
der Zunahme der Menschen mit Migrationshintergrund
und aufgrund des verstärkten
Interesses der deutschen Verbraucher. Einerseits
steigert der seit Jahren in Deutschland
herrschende Proteintrend die Nachfrage nach
Ethno-Milchprodukten. Andererseits reisen
deutsche Verbraucher gerne und sind grundsätzlich
offen für neue Speisen und Produkte,
eingeschlossen Milchprodukte. In Corona-
Zeiten könnte die wachsende Beliebtheit auch
unter dem Aspekt Genussreise gesehen werden
– getreu dem Motto „Wir holen uns den
Urlaub mit ausländischen Spezialitäten nach
Hause“. Wolfgang Nuber, Generalbevollmächtigter
bei Olympus Dairy, bestätigt dies:
„Im Bereich klassischer Feta sind die Absätze
im Corona-Jahr 2020 deutlich gestiegen. Die
Menschen konsumieren und kochen mehr
zu Hause, möchten aber nicht auf besondere
und mediterrane Genüsse verzichten.“ Neben
diesen Genuss-Suchenden rücken immer
mehr ethnische Kunden aufgrund ihrer Kaufkraft
in den Fokus des deutschen Handels. Das
Einkaufs- und Konsumverhalten ethnischer
Zielgruppen unterscheidet sich mitunter stark
von deutschen Verbrauchern. Erschwerend
kommt hinzu, dass es sich nicht um eine homogene
Gruppe handelt, sondern je nach Nationalität
und Kulturkreis verschiedene Muster
und Gewohnheiten vorherrschen.
Die kaufkräftigste Zielgruppe sind Türkischstämmige.
Der türkische Lebensmittelhandel
selbst erlebt seit einiger Zeit einen Aufschwung.
Es ist zu beobachten, dass kleine Geschäfte verschwinden,
dafür aber größere Supermärkte
14 Milch-Marketing • 01/2021