KOMPAKT
AUCH DIE FRISCHE
WILL GELERNT SEIN
Thorsten Fuchs, Geschäftsführer der Neuwieder Food-Akademie, erklärt,
warum wir viel mehr Fachkräfte für die Frischeabteilungen im Einzelhandel benötigen.
Thorsten Fuchs
ist langjähriger
Leiter der
Bundesfachschule
für den
Lebensmittelhandel
in
Neuwied.
Obst und Gemüse sind ebenso wie Molkereiprodukte leider nur
Nebenfächer in der Ausbildung zum Lebensmittel-Einzelhandelskaufmann.
In der Praxis sind das jedoch zusammen mit der Fleisch-/
Wurst-Abteilung die schwierigsten Warenbereiche – jedoch zugleich
auch die ertragreichsten Abteilungen. Frischwaren zählen sicher zu der
Visitenkarte eines Geschäftes, Gradmesser für Qualität und Service.
Die personell qualifizierte Besetzung dieser Abteilung ist daher wichtig.
Aber woher nehmen? Eine sehr praxisorientierte Weiterbildung mit
einer IHK-Zertifikatsprüfung, vorrangig in den Warenkundebereichen,
in denen eben keine spezifische Berufsausbildung angeboten wird, bietet
ab dem Frühjahr 2021 die Bundesfachschule des Lebensmittelhandels.
Gemeinsam mit der IHK-Akademie Koblenz und fachlichen Kooperationspartnern
werden hier sehr praxisnahe Lerninhalte vermittelt
und damit qualifiziertes Fachpersonal ausgebildet. In weniger als einem
Jahr wird Wissen übertragen, das in den entsprechenden Frischeabteilungen
umgesetzt werden soll.
Fragen dazu an Thorsten Fuchs, Leiter der Bundesfachschule für den
Lebensmittelhandel.
Milch-Marketing: Herr Fuchs, die Frischwaren sind sowohl
bei den Vollsortimentern als auch bei den Discountern gesetzt.
Welchen Mehrwert können qualifizierte Fachkräfte für
die Frische im Einzelhandel erbringen?
Thorsten Fuchs: Fachkräfte machen schon heute den Unterschied
aus. Ihre Beratungskompetenz ist ausschlaggebend für den Erfolg einer
Frischeabteilung. Mit unserem Qualifizierungskonzept möchten wir
zum einen ein noch tieferes Verständnis für die betriebswirtschaftlichen
Kennzahlen im Zusammenwirken aller Abteilungen eines Marktes vermitteln
und zum anderen auch Quereinsteigern eine qualifizierte Ausbildung
mit IHK-Abschluss ermöglichen.
Wen sprechen Sie in erster Linie mit dem neuen Seminar an?
Unsere Zielgruppe sind zum einen berufserfahrene Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Lebensmitteleinzelhandels, die ihre sicherlich vorhandenen
Kompetenzen im Frischebereich noch deutlich erweitern
wollen und dieses Engagement auch durch ein bundesweit anerkanntes
Zertifikat bestätigt bekommen. Zum anderen können Händler diese Zertifizierung
für die Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
nutzen. Denn gerade in den Frischebereichen, wo es keinen spezifischen
Ausbildungsberuf gibt, könnte dies für ungelernte Kräfte ein Anreiz sein.
Auch betriebswirtschaftliche und rechtliche Grundlagen sind
für die Teilnehmer*Innen Pflichtfächer. Warum?
Leider werden wir noch lange auf spezifische Ausbildungsberufe für die
Frischebereiche warten müssen, also zum Beispiel eine Käsefachverkäuferin
beziehungsweise Käsefachverkäufer. Mit unserem Qualifizierungskonzept
möchten wir hier eine Alternative schaffen, dass heißt eine
breite und tiefe „Ausbildung“ mit IHK Zertifikat. Nur wenn die ausgebildeten
Thekenfachkräfte auch die Handelskalkulation oder die rechtlichen
Grundlagen verstehen, können sie besonders erfolgreich tätig sein.
Auf dem Stundenplan steht unter anderem „blended learning“:
Was heißt das konkret?
Dies bedeutet, dass die Lerninhalte in einer Kombination aus klassischem
Präsenzunterricht und digitalem Lernen mittels Lernplattform erfolgt. Die
Teilnehmer müssen also eine hohe Eigenmotivation mitbringen. Wichtig
ist aber, dass sie niemals mit den Aufgaben alleine gelassen werden.
Der Abschluss endet mit einer Prüfung. Wer die besteht
darf was von sich behaupten?
Eine Fachkraft Frische zu sein, die ihren Beruf mit Kompetenz und
Leidenschaft ausübt. n hw
10 Milch-Marketing • 01/2021