INDUSTRIE ❙ WEISSE LINIE
NEUES KONZEPT
Sie waren sofort von unserer Idee begeistert
und haben auch bei der Vorbereitung
des Milch-Fragebogens mitgewirkt. Als
einzige hessische Bio-Molkerei hat sich die
Upländer Bauermolkerei für das Thema der
fairen Preise eingesetzt und ist für uns der
perfekte Partner. Für die Produktion und
Vermarktung der H-Milch-Varianten sind wir
allerdings weiterhin auf der Suche nach interessierten
Partnern.
Wie reagierte der Handel auf die
Verbrauchermilch? Und wie ist
bisher die Resonanz des Kunden?
Der Handel ist grundsätzlich neugierig und
offen für neue Ideen und Konzepte. Auch
die Erfolge unserer Schwester-Initiative
„C’est qui le patron?!“ in Frankreich waren
bekannt. Am Ende sind wir froh und auch
ein bisschen stolz darauf, dass die Rewe sich
entschieden hat, das Projekt „Du bist hier
der Chef!“ und die Verbraucher-Milch zu
unterstützen und in ihren Märkten zu verkaufen.
Gestartet sind wir mit 400 Märkten
in Hessen und im Rhein-Main-Gebiet. Mittlerweile
ist die Milch in circa 750 Märkten
von Rewe, tegut, Wasgau, Hit, Edeka und
Alnatura in Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein
Westfalen und vielen großen Städten
wie München, Stuttgart, Dresden, Leipzig
oder Berlin erhältlich.
Schon das Verpackungsdesign hebt sich im
Kühlregal von anderen Milchsorten ab und
macht den Verbraucher neugierig.
Die Initiative zeigt, wie sich der Preis pro Packung
zusammensetzt.
sich ihre Antworten auf den Verkaufspreis
auswirken und dabei entscheiden, ob ihnen
der angegebene Mehrwert auch einen Mehrpreis
im Geschäft wert ist. Milch-Marketing
wollte mehr von Nicolas Barthelmé über die
Verbrauchermilch erfahren.
Milch-Marketing: Was steckt
hinter „Du bist hier der Chef“?
Nicolas Barthelmé: Viele Verbraucher
möchten die Kontrolle über ihre Ernährung
zurückerlangen und mehr über die
Produkte erfahren, die sie regelmäßig einkaufen:
Wo kommen sie her? Wie werden
sie produziert? Welches System wird mit
jedem Kauf unterstützt? Diese Transparenz
für Qualität und Preis von Lebensmitteln
schaffen wir zusammen, indem
wir gemeinsam entscheiden, was uns bei
Lebensmitteln wichtig ist, nach welchen
Kriterien sie produziert werden sollen und
indem wir den entsprechend fairen Preis
mitbestimmen. So unterstützen wir auch
die Landwirte aus der Region, damit diese
von ihrer Arbeit leben und wieder in ihre
Betriebe investieren können.
Wie reagierten die Kunden darauf,
bei einer Produktentwicklung
mitbestimmen zu dürfen?
Bürgerbeteiligung im politischen Kontext ist
selbstverständlich. Bei der Mitbestimmung
bei Lebensmitteln sieht es noch ganz anders
aus. Mit unseren informativen und intuitiven
Online-Fragebögen lernen die Verbraucher
viel über die Produkte, entscheiden über die
relevanten Produktmerkmale mit und sehen
gleichzeitig, wie sich der Preis für ihr Produkt
entsprechend verändert. 9.308 Verbraucher
haben bei der Milch mitgemacht.
Und der aktuelle Fragebogen für die Eier
bricht alle Teilnahme-Rekorde. Dies zeigt
deutlich, dass unser Ansatz relevant ist und
dass viele mitreden möchten.
Wie schwer war es den passenden
Hersteller für die erste Verbrauchermilch
zu finden?
Bei der Frischmilch haben wir früh die
Landwirte und die Verantwortlichen der
Upländer Bauernmolkerei kennengelernt.
Die Verbraucher, die beim Fragebogen mitgemacht
haben, haben vom Start an nach
dem Produkt gesucht beziehungsweise
dieses dank unseres Store-Finders auch in
ihrem Lieblingsmarkt angefragt. Weitere
Kunden haben über Mundpropaganda, Social
Media-Kanäle oder dank der großen Berichterstattungen
von unserer Initiative und
der Verbraucher-Milch erfahren und das
Produkt probiert. Seit dem Launch ist das
Feedback durchweg positiv: Verbraucher
entdecken den frischen Geschmack einer
echten Frischmilch neu und unterstützen mit
jedem Kauf 15 Betriebe aus Nordhessen, die
aktuell für uns produzieren.
Wie geht es weiter? Welche Produkte
sind in Planung und wer entscheidet
darüber?
Bis vor kurzem war der Fragebogen für
unser zweites Produkt – Eier – online und
konnte bis zum 15.11. beantwortet werden.
Mit welchen Produkten wir dann weitermachen,
entscheiden die Verbraucher anhand
des Produkt-Votings auf unserer Webseite.
Aktuell werden Kartoffeln, Mehl, Butter,
Honig und erste Fleischprodukte am stärksten
nachgefragt. Dafür werden wir Produkt
für Produkt nach möglichen Partnern suchen
und die Fragebögen entwickeln. Wer
sich an den zukünftigen Abstimmungen beteiligen
oder mehr über die Initiative erfahren
möchte, wird auf unserer Internetseite
dubisthierderchef.de fündig. n tw
Milch-Marketing • 12/20 35