MILCH-SPEZIAL
Lebens in Berggebieten (nach EU-Definition)
verbracht haben und ihr Futter muss zu mindestens
60 Prozent von dort stammen. Der
Kennzeichnung als „Bergerzeugnis“ steht es
nicht entgegen, wenn die Verarbeitung im
Umkreis von 30 Kilometern um das betreffende
Berggebiet stattfindet. Ein EU-Zeichen
für „Bergerzeugnis“, wie es dies für g.g.A.-,
g.U.- und g.t.S.-Erzeugnisse gibt, existiert für
geschützte „Bergerzeugnisse“ (noch) nicht.
WEIDEMILCH
Bei der Weidemilch wird der Aspekt der Haltung
in den Vordergrund gestellt. Weidende
Kühe erfüllen Verbrauchererwartungen:
Kühe gehören vor allem in den warmen Monaten
zum Grasen an die frische Luft. In der
modernen Milchviehhaltung ist dies jedoch
nicht selbstverständlich, denn Weidehaltung
ist aufwändiger als Stallhaltung. Bei der Weidemilch
steckt jedoch mehr als eine Vermarktungsstrategie
dahinter. Unternehmen ist es
wichtig, die Wertschöpfungskette von der Kuh
bis zum Käse nachhaltig zu gestalten, für Tiere,
Menschen und Umwelt. In den Niederlanden
wurde schon 2007 ein Weidemilch-Logo eingeführt.
Es wird durch die Stiftung „Stichting
Weidegang“ vergeben, garantiert die Herstellung
der Molkereiprodukte aus Weidemilch
und bürgt für das Produktionsverfahren,
den Transport und die Verarbeitung. Bei unseren
Nachbarn ist klar definiert: Weidemilch
stammt von Bauernhöfen, auf denen die Kühe
vom Frühjahr bis zum Herbst an mindestens
120 Tagen pro Jahr, mindestens sechs Stunden
auf der Weide sind. Die meisten Milchverarbeiter
in den Niederlanden arbeiten inzwischen
nach den Weidegang-Prinzipien.
PRO WEIDELAND
Als Branchenstandard für Weidemilch gilt auch
in Deutschland: Die Kühe stehen an mindestens
120 Tagen im Jahr für je sechs Stunden auf der
Weide. Rechtlich geschützt ist der Begriff Weidemilch
jedoch nicht und auch ein vergleichbar
bekanntes Label wie in den Niederlanden gibt
es nicht. Mehr Transparenz verschaffen bei
uns Produktsiegel, wie das 2017 gestartete,
freiwillige Pro-Weideland-Label, das durch
die Pro-Weideland-Weidecharta GmbH (proweideland.
eu) verwaltet und vergeben wird.
Das Kriterium des Weidegangs wird dabei
um weitere Produktionsvorgaben, zum Beispiel
bezüglich ganzjährige Bewegungsfreit
der Tiere und gentechnikfreies Futter ergänzt.
Im Segment Trinkmilch tragen beispielsweise
die Produkte der Molkerei Ammerland, der
Molkerei Gropper, Arla Foods, der Kohrener
Landmolkerei und die in Nordfriesland ansässige
NordseeMilch das Label.
A2-MILCH
Von A2-Milch spricht man, wenn Kühe ausschließlich
die Beta-Kaseinvariante A2 aufgrund
ihrer genetischen Disposition produzieren.
Sie wird teils stark beworben und häufig
als „Urmilch“ vermarktet, da die Genvariante
A2 als die ursprüngliche gilt. Alle weiteren Varianten
sind Mutationen davon, die im Laufe
der Entwicklungsgeschichte des Rindes dazu
kamen. Angeblich soll die A2-Milch gesünder
und verträglicher sowie weniger allergen sein.
Nach vorhandenen, wissenschaftlichen Daten
lassen sich laut der Europäischen Lebensmittelbehörde
(EFSA) geringere allergene oder
andere positive Gesundheitseffekte der A2-
Milch zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht
ausreichend belegen. Der Trend zur A2-
Milch stammt aus Neuseeland. Ein großes
Marktwachstum verzeichnet sie zudem in
Australien und den USA. Nun steigt auch der
Verzehr in Europa und Deutschland. Zu den
hiesigen Pionieren in Deutschland zählt der
Taubentaler Hof in der Eifel mit seiner A2-
Wohlfühlmilch (siehe Interview Seite 34).
MILCH MIT
TIERSCHUTZLABEL
Um den Wünschen vieler Verbraucher nach
einer stärkeren Berücksichtigung des Tierwohls
bei der Milcherzeugung nachzukommen,
wird Milch mit dem Tierschutzlabel
des Deutschen Tierschutzbundes „Für mehr
Tierschutz“ angeboten. So haben Aldi und
Lidl bereits seit einigen Jahren Milch ihrer Eigenmarken
mit dem Tierschutzlabel in den Regalen.
Relativ neu im Angebot ist dagegen die
„Paladin“ Frische Weidemilch der Bayerischen
Milchindustrie eG mit dem Tierschutzlabel
in der Premiumstufe. Seit dem 12. Oktober
2020 ist sie in den Märkten der Edeka – zunächst
in der Region Nordbayern – verfügbar.
Eine Tierwohl-Milch produziert seit Beginn des
Jahres auch die NordseeMilch. n ke
BMI
Paladin Frische
Weidemilch
Die Bayerische Milchindustrie (BMI)
führte im Herbst 2020 unter ihrer
Marke „Paladin“ erstmals eine Weidemilch
mit dem Tierschutzlabel „Für
Mehr Tierschutz“ in der Premiumstufe
ein.
DMK
Frische
Bremer Milch
Das Deutsche Milchkontor in Bremen
(DMK) erweckte vor einem Jahr die
Marke Bremerland zu neuem Leben.
Die Frische Bremer Milch stammt
ausschließlich von Landwirten aus
dem Bremer Stadtgebiet und wird in
Schlauchbeuteln im Großraum Bremen
vertrieben.
28 Milch-Marketing • 0 6/2021