INDUSTRIE ❙ GELBE LINIE
PREPACKING
Eine fachgerechte Platzierung, Ordnung und Auszeichnung sind Erfolgskriterien
einer funktionierenden Prepackingtheke.
Sind Veränderungen durch die Pandemie festzustellen?
Dirk Ruwisch: Es ist festzustellen, dass am Anfang und während
der Pandemie der Prepackingumsatz gestiegen ist. Der Kunde konnte
schnell auf verpackte Lebensmittel zugreifen und seinen Einkauf
schnell und ohne Verzögerung vornehmen. Derzeit normalisiert sich
der Abverkauf und die Mengen sind wieder auf Normalniveau.
Stefan Welter: Seit der Corona-Pandemie lässt sich eine Verschiebung
von den Bedienungstheken hin zu Prepackingprodukten feststellen.
Wahrscheinlich liegt es an den Wartezeiten und den Kontakten
zu anderen Menschen an der Theke, die man an der schnellen
Prepackingtheke vermeiden kann. Darüber hinaus zeichnet sich eine
höhere Nachfrage nach Bio-Produkten ab.
Nils Nöppert: Die Pandemie hatte gerade in der Anfangszeit – im
März und April – Einfluss auf das Einkaufsverhalten der Kunden. Viele
waren unsicher, wollten nicht in der Schlange an der Bedienungstheke
stehen und haben deswegen noch öfter auf das Prepackingangebot
der Supermärkte als gleichwertigen Ersatz zurückgegriffen. Mittlerweile
nimmt der Kunde wieder häufiger das Angebot an der Bedienungstheke
in Anspruch, wobei wir immer noch einen erhöhten Absatz
zur „Vor-Pandemie-Zeit“ feststellen können. Wie sich die aktuell
wieder steigenden Corona-Fallzahlen auf das Einkaufsverhalten auswirken
werden, können wir zur Zeit noch nicht einschätzen.
Kann die Prepackingtheke ein Ersatz für die Bedienungstheke
sein oder ist sie die passende Ergänzung zur Bedienung?
Dirk Ruwisch: Nein, das kann sie nicht. Es können längst nicht alle
Artikel, die der Verbraucher sich wünscht, im Prepacking angeboten
werden. Gerade bei Weich- und Schnittkäse sowie bei Spezialitäten
ist eine Theke unbedingt erforderlich. Auch die affinierten Käsesorten
oder Frischkäse, die heute in verschiedenster Art und Weise angeboten
werden, sind im Prepacking nicht darzustellen. Natürlich ist
die vielfältige Beratung und das spezielle Eingehen auf Kundenwünsche
ebenfalls nur an der Theke möglich.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass Prepacking eine Ergänzung zur
Bedienung ist. Die Lage im Markt und die Größe von Prepacking-,
Theken- oder Zusatzsortimenten hängt stark von den jeweiligen Bedingungen
vor Ort ab. Oft ist es direkt an der Theke, in dem einfach
nur eine Glasscheibe entfernt wurde oder es ist eine separate Truhe,
wie eine Aktionstruhe, die auch als Prepackingtruhe genutzt werden
kann.
Wichtig ist, in jedem Bereich – egal, ob die Prepackingartikel egalisiert
oder unegalisiert sind – sie müssen der Thekenabteilung und dem Thekenpersonal
zugeordnet werden. Und die Truhe muss in der Nähe
der Bedienungstheke stehen, um den direkten Kontakt zur Theke zu
spiegeln. Diese Zuordnung der Verantwortung gewährleistet auch die
Möglichkeit, dass Käsesorten, die an der Theke für die Cabriotheke
geschnitten werden, dort auch fachgerecht präsentiert werden.
Stefan Welter: Im Discount ist das Prepackingangebot tatsächlich ein
Ersatz, da damit dort zum ersten Mal qualitativ hochwertige Thekenware
im Regal präsentiert werden kann. Im Vollsortiment sind und
bleiben die Prepackingangebote eine Ergänzung zur Theke. Wenn
diese mit gutem Personal geführt wird, ist sie sicher auch weiterhin
bei den Kunden gefragt, die eine Beratung wertschätzen. Der Vorteil
der Prepackingtheke ist die Kalkulationssicherheit, da dieses Angebot
geringere Personalkosten braucht und auch zum Beispiel der An-
oder Abschnitt als wichtiger Kalkulationsfaktor nicht berücksichtigt
werden muss.
Nils Nöppert: Ob die Prepacktheke ein Ersatz für die Bedienungstheke
sein kann, hängt sehr stark von den örtlichen Gegebenheiten
ab. Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade Einzelhändler mit Herzblut
für Käse eine Bedienungstheke wirtschaftlich betreiben können. Hier
dient Prepacking als sinnvolle Ergänzung. Aufgrund des Fachkräftemangels
und der teilweise kleinen Verkaufsflächen ist es vielen Einzelhändlern
allerdings nicht mehr möglich, eine Bedienungstheke mit
Erfolg zu betreiben. In diesen Fällen kann es sinnvoll sein, komplett
auf eine Käse-Bedienungstheke zu verzichten und das Käseangebot in
Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner nur noch im Prepacking
anzubieten. In vielen Fällen ist auch eine optische Aufwertung
möglich. Durch unsere jahrelange Erfahrung im Prepacking und unser
geschultes Außendienstteam wird mit jedem einzelnen Kunden eine
optimale Lösung für das Sortiment und die Optik gefunden.
Sehr erfolgreiche Praxisbeispiele gibt es hierfür mittlerweile sowohl
in Deutschland und auch in den Niederlanden. In den Niederlanden
gibt es seit mehreren Jahren Supermarktketten, die komplett auf eine
Bedienungstheke verzichten und ihr Käseangebot erfolgreich komplett
im Prepacking anbieten. Bezüglich der Lage der Prepackingtheke im
Markt ist eine Anbindung an die restlichen Bedienungsbereiche des
Marktes aus unserer Erfahrung am erfolgversprechendsten. Käse-Prepacking
wird vom Kunden mittlerweile als Teil der Bedienungstheke
wahrgenommen und sollte daher auch in diesem Verbund mit eingeschlossen
sein. Bezüglich der Größe der Prepacktheke empfehlen wir
unseren Kunden mindestens 1,25 Meter für Prepacking zur Verfügung
zu stellen, wobei auch Größen bis fünf Meter denkbar sind. n ke
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