INDUSTRIE ❙ WEISSE LINIE
TRINKMILCH
Wer Trinkmilch (und
daraus hergestellte Produkte)
mit dem Label
Heumilch deklariert,
muss sowohl nationale
als auch EU-weit
geltende Vorschriften
einhalten.
Produkte außerhalb Österreichs gehoben.
Denn sämtliche Mitglieder der ARGE Heumilch
verpflichten sich, über die Richtlinien
von „Heumilch g.t.S.“ hinaus zu arbeiten.
„Heumilchbauern und -verarbeiter, die der
ARGE Heumilch angehören, halten sich neben
den EU-weit vorgegebenen Richtlinien
zur Heuwirtschaft zusätzlich an das strenge
österreichische Heumilch-Regulativ“, erklärt
ARGE-Geschäftsführerin Christiane Mösl.
Das beinhaltet neben der artgerechten Fütterung
unter anderem, dass alle Produkte
aus Heumilch Tierwohlrichtlinien erfüllen
müssen. „Wir sind die Vorreiter für das
Qualitätsprodukt Heumilch.“
Um die Konsumenten auch in diesem Jahr
umfassend über Heumilch und Heumilchprodukte
zu informieren, hat die ARGE ein
umfangreiches Paket geschnürt: Die Bandbreite
reicht von klassischen Maßnahmen in
Print (siehe hierzu auch Seite 44), Online,
Social Media und TV über ein neues Kinderbuch
bis hin zur Fibel „Heumilchkäse
und seine Freunde“, die das Thema „Foodpairing“
verständlich erklärt und spannende
Kombinationen aufzeigt.
Christiane Mösl: „Kritische Konsumenten suchen
laufend nach nachhaltigen, hochqualitativen
und regionalen Produkten. Sie wollen
wissen, woher ihre Lebensmittel kommen
und erkundigen sich nach dem Wohlergehen
der Tiere. Diese Kundenwünsche können
die Heumilchbauern erfüllen.“
Differenzieren bis zum „Geht-nicht-mehr“
Das Trinkmilch-Angebot wird immer vielfältiger und ständig weiter ausdifferenziert. Da
kann man auch als Insider schnell den Überblick verlieren. Und wie viele Trinkmilchsorten
es tatsächlich im Handel gibt, wird wohl kaum noch jemand nachvollziehen können. Schon
gar nicht diejenigen, die die Produkte kaufen sollen.
Wenn man aber doch einmal den Versuch wagt, die Warengruppe zu kategorisieren,
kommt man schnell ins Schlingern. So kann man in einem ersten Schritt vielleicht noch
grob unterscheiden zwischen konventionell produzierter und Biomilch, jeweils in den
Varianten „Haltbar“ und „(Länger) Frisch“ sowie erhältlich in verschiedenen Fettgehaltsstufen.
Großzügigerweise sollte hier außer Acht gelassen werden, dass es im Biobereich
wiederum neben der Standardmilch nach EU-Öko-Verordnung Varianten gibt, die nach
den zahlreichen verschiedenen Richtlinien der Anbauverbände (wie Bioland, Demeter,
Naturland etc.) produziert werden.
Darüber hinaus findet man im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel Trinkmilch, die als
Weidemilch, A2-Milch, Faire Milch, Bergbauern- oder Alpenmilch, Landmilch, Bauernmilch
oder als gentechnikfrei gelabelt ist. Um nur einige zu nennen, denn diese Auflistung
erhebt keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit. Besonders im Fokus stehen dabei
Bezeichnungen, die auf die Herkunft der Produkte, Regionalität oder Lokalität – wie das
jüngste Beispiel „Bremerland“ vom Deutschen Milchkontor zeigt.
Dazu hat die Verbraucherzentrale Bayern nach einer entsprechenden Untersuchung im
Jahr 2016 festgestellt: „Mit Regionalität wird am häufigsten geworben. Hersteller gehen
unterschiedlich mit der Begrifflichkeit um. Es fehlt an einer einheitlichen Vorgabe, wann
Lebensmittel als regional ausgelobt werden dürfen und was unter Region zu verstehen ist.
Bei fast einem Drittel (Anm. d. Red.: der in die Untersuchung einbezogenen Produkte)
trifft die Aussage nur teilweise zu. Entweder ist der Abfüllbetrieb außerhalb der Region
oder das Milcheinzugsgebiet ist größer als die beworbene Region.“
Aber längst nicht alle der zahlreichen Siegel und Begriffe auf den Verpackungen unterliegen
eindeutig definierten Rechtsvorschriften bzw. sind einheitlich geregelt, so die Verbraucherzentrale.
Bei einigen wenigen handelt es sich definitiv sogar um substanzlose und zum
Teil irreführende Phantasiebezeichnungen wie z. B. Landmilch und Bauernmilch.
Das Trinkmilch-Angebot in Deutschland wird immer unübersichtlicher: Neben den Private
Labels setzen regionale und auch auf Lokalität setzende Konzepte immer wieder
neue Akzente. Einzig und allein mit dem Ziel, für Mehrwert in dieser margenschwachen
Kategorie zu sorgen. Und manchmal funktioniert das sogar sehr gut.
05/20 milch-marketing.de 21