MOPRO ❙ GELBE UND WEISSE LINIE
CORONA-PANDEMIE
einer Befragung von rund 50 Betrieben
durch Milch NRW eine ähnliche Situation.
Betreiber von Milchtankstellen und Direktvermarkter
erlebten jedoch ein großes Plus
an Kundschaft und an verkaufter Warenmenge.
Es gab insgesamt mehr Neukunden
als sonst, hieß es abschließend.
MUNDSCHUTZ AN DEN
BEDIENUNGSTHEKEN
Natürlich mussten sich auch der Fachgroßhandel
ebenso wie der Einzelhandel und
die dort tätigen Fachkräfte der Situation
anpassen. An den Bedienungstheken war
in den letzten Wochen von den zuerst einsetzenden
Hamsterkäufen kaum etwas zu
spüren. Dies bestätigt auch Beata Krebs, Diplom
Käsesommelière und Erstverkäuferin
bei Edeka Komp in Wesel: „Ich kann keine
Veränderungen beim Kaufverhalten meiner
Kunden feststellen. Wir haben die letzten
Wochen weniger Frischkäse verkauft, aber
das relativierte sich mit Einkäufen anderer
Käse. Ich bezweifle, dass diese Veränderung
auf das Corona-Virus zurückzuführen ist.“
Hand-Desinfektionsmittel für die Kunden
gehören in Corona-Zeiten zum Standard im
LEH.
„DIE NACHHALTIGE UND REGIONALE ERZEUGUNG
VON BASISLEBENSMITTELN – UNTER EINBEZIEHUNG DER
GESAMTEN KETTE VON DER ERZEUGUNG BIS ZUR
VERARBEITUNG – ERFÄHRT AKTUELL WIEDER MEHR
WERTSCHÄTZUNG BEI DEN KONSUMENTEN.“
Wilhelm Brüggemeier, Westfälischer Vorsitzender der LV Milch NRW.
So berichtet das Filialunternehmen Tegut in
Fulda, dass in allen Kategorien der gelben und
weißen Linie Umsatzsteigerungen registriert
wurden. Die H-Produkte konnten sich dabei
naturgemäß am stärksten entwickelten.
Auch bei der Edeka Nord mit Sitz in Neumünster
zog die Nachfrage in den Wochen
nach den verordneten Kontaktsperren und
Zugangsbeschränkungen besonders bei den
haltbaren Food-Sortimenten deutlich an. In
erster Linie waren das eher Nudeln, Konserven
und Hygieneprodukte. Milchprodukte
tauchten bei den Hamsterkäufer eher weniger
auf.
Gleiches registrierte man auch bei Rewe in
der Kölner Zentrale. H-Milch ebenso wie
länger haltbare Milchprodukte standen klar
im Fokus der Nachfrage speziell bei den
Molkereiprodukten. Aber inzwischen habe
sich auch innerhalb des Rewe-Einzelhandels
„die Lage wieder normalisiert“, hieß es aus
Köln. Warenbestände wurden längst wieder
aufgefüllt, so dass auch plötzlich einsetzende
größere Nachfragewünsche befriedigt werden
können.
Bei Aldi Süd registrierte man in den zurückliegenden
Wochen über sämtliche Warengruppen
hinweg steigende Abverkäufe. Insbesondere
bei länger haltbaren Produkten
war die Nachfrage wesentlich höher. Über
Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen und für die Kunden
informiert Aldi Süd über digitalen Kanäle sowie
über Social Media.
PRODUKTION
LÄUFT AUF „MAX“
„Die aktuelle Warenversorgung für unsere
Millionen Konsumenten war und bleibt für
uns oberstes Gebot und gleichzeitig hohe
Motivation für alle Mitarbeiter und Landwirte“,
berichtet das Deutsche Milchkontor
in Bremen. Dazu mussten und müssen
weiterhin die Lieferketten aufrecht erhalten
bleiben. Die Aufträge aus dem Lebensmittel-
Einzelhandel waren in den letzten Wochen
teilweise doppelt so hoch wie in normalen
Wochen um diese Zeit, berichtet das DMK.
Der Fokus lag dabei klar auf H-Produkten
wie H-Milch und H-Sahne. Aber auch Butter
und Käse haben von der Krise profitiert.
Man produziere auf „Max“. Das sei, was die
Mengenplanung betrifft, so, als ob Ostern,
Weihnachten und Silvester auf einen Tag
fallen.
Käsehersteller Hochland in Heimenkirch
registrierte in den ersten Wochen der Krise
über alle Markenbereiche eine erhöhte
Nachfrage von bis zu 30 Prozent. Insbesondere
Schmelzkäse wurde zu Beginn
überproportional nachgefragt. Inzwischen
haben sich alle Markenbereiche auf ein Plus
von zehn bis 15 Prozent eingependelt, heißt
es beim Allgäuer Käsehersteller. Beim Patros
Weißkäse trifft die erhöhte Nachfrage
zugleich auf den Saisonstart dieser Kategorie.
Das führe zu besonderen Herausforderungen
auf der Produktionsseite, heißt es
weiter. Die größte aktuelle Herausforderung
sei, dass die erhöhte, aber nicht planbare
Nachfrage auf Ressourcenknappheit in der
Lieferkette stoße.
Sorge bereitet auch der nordrhein-westfälischen
Landesvereinigung Milch die veränderte
Situation am Markt. Während es
auch im Bundesland NRW zu einer massiv
erhöhten Nachfrage speziell bei haltbaren
Produkten gekommen ist, wurden im Export
und im Gastronomiebereich deutliche
Einbrüche verzeichnet. Bei kleinen und
mittelständischen Unternehmen sowie der
Direktvermarktung von Milch und Käse auf
landwirtschaftlichen Betrieben zeigt sich anhand
05/20 milch-marketing.de 11