Konzepte
Der Käsekonsum steigt seit Jahren ungebrochen. Aber der Anteil der Handelsmarken
ist ebenfalls massiv angestiegen. Auch Hochland hat eine starke Präsenz
in diesem Kanal. Wie wird es weitergehen? Und wie grenzt sich Hochland mit
seinem Markenportfolio ab?
Wir sind seit vielen Jahrzehnten ein starker Partner für Aldi. Hier sind wir nicht mit Marken
präsent, sondern entwickeln Lösungen für die Eigenmarken von Aldi, mit einer eigenen
Organisation und ähnlich hohem Aufwand wie bei den Marken. Handelsmarken
brauchen aber auch die Marken, die vorangehen und den Markt öffnen. Die Marke hat
ihre Berechtigung, wenn sie innovativ und attraktiv ist, wenn sie einen Mehrwert bietet.
Die Discounter wachsen derzeit wieder stärker als die Vollsortimenter. Gewinnt
die Marke auch in diesem Vertriebskanal an Profil?
Das ist so, auf jeden Fall. Discounter sind längst über das Billig-Image hinaus. Sie spielen
eine wichtige Rolle als Nahversorger, bei denen der Verbraucher auch Marken erwartet.
Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die aktuelle Entwicklung im Online-
Shopping? Bereiten Ihnen Amazon und Co. Sorge?
Nein, gar nicht. Das ist eine Entwicklung, die sich nicht aufhalten lassen wird. Für uns ist
das ein neuer Vertriebskanal, über den Sie bestimmte Verbraucher erreichen, die weniger
stationär einkaufen. Wir sind mit Interesse dabei!
Die aktuellen Trends heißen Protein, Regional, Bio, Vegan und Convenience. Alles
Schlagworte, die auch den Käseabsatz beeinflussen. Im veganen Bereich hat
Hochland bereits eine Antwort gefunden. Wie bedeutend ist z. B. die Region
Allgäu für Hochland?
Gerade haben wir die Positionierung unserer Marke Hochland überarbeitet und deutlich
unsere Herkunft aus dem Allgäu und unsere Tradition als Familienkäserei seit 1927 herausgestellt.
Unsere Wurzeln sind uns und unseren Verbrauchern wichtig.
Und der Bereich Convenience?
Für das Convenience-Regal haben wir gute Lösungen, wie Käsewürfel, sind aber auch
schon weniger erfolgreich gewesen, zum Beispiel mit unserem ToastIt! Wir werden bei
Hochland weiter daran arbeiten. Unsere Gesellschaft wird mobiler. Da braucht es attraktive
Lösungen für eine Ernährung, die zu diesem Lebensstil passt.
E.V.A war ein Start-up-Unternehmen, das sich inzwischen offensichtlich gut etabliert
hat. Wie geht es damit weiter und wird Hochland in weitere, ähnliche
Projekte investieren?
Wir sind inzwischen Marktführer in dem neuen und wachsenden Segment der pflanzlichen
Käsealternativen. Unser dynamisches Wachstum werden wir mit weiteren neuen
Produkten unterstützen, aber auch mit überzeugender Kommunikation. Wenn wir ähnliche
neue Felder identifizieren, in denen wir unsere Erfahrung und unser Know-how einbringen
können, werden wir nicht zögern zu investieren.
Was ist die derzeitige größte Herausforderung für Hochland?
Erstens die Volatilität der Preise beim Rohstoff Milch und ihre Auswirkungen auf die Profitabilität.
Und zweitens unser Engagement in den USA, wo wir Anfang 2017 den Frischkäsehersteller
Franklin Foods mit zwei Werken übernommen haben. Damit haben wir die
Basis für die Erschließung eines für uns neuen Marktes. Das wird uns noch die nächsten
Jahre beschäftigen.
rungstrend mit „viel Eiweiß und wenig
Kohlehydraten“.
Und auch bei der Hochland-Tochter
Bonifaz Kohler GmbH, die für das
Handelsmarkengeschäft von Hochland
zuständig ist, spürt man den Sog innovativer
Vermarktungskonzepte. Auch
wenn der Absatz der Eigenmarken im
Käsemarkt derzeit stagniert, ist ein deutlicher
Trend zu Mehrwert-Handelsmarken
unverkennbar. Und genau hier spürt
Hochland deutliche Nachfrage und kann
mit nachhaltigen Konzepten, die u. a.
gentechnikfreie Produkte oder Käse mit
„Clean-Label-Standards“ (ohne Farbstoffe
und künstliche Aromen) versprechen
und beim Lebensmittelhandel und
im Foodservice-Bereich punkten.
Aber Handelsmarken brauchen auch
Marken, die neue Marktfelder eröffnen.
Und da bekanntlich die Ansprüche an
gute Lebensmittel ebenso wie die Mobilität
der Konsumenten zunehmen, bleiben
innovative und attraktive Marken immer
gefragt, sofern sie Mehrwert versprechen.
Das bestätigen auch eigene Shopper
Insights-Studien, die im Rahmen des
Category-Managements von Hochland
dem Lebensmittelhandel vorgestellt
werden und Eingang in die Kühlregale
finden, wo sie dann Umsatz und Rendite
verbessern.
Die Wachstumsziele
sind sehr ehrgeizig
Vertrauen kennzeichnet also die Geschäftsbeziehungen.
Das gilt für die Absatzbereiche
Lebensmittelhandel und die Systemgastronomie.
So ist man beispielsweise für
den Burger-Filialisten McDonald’s von
Anbeginn (1973) bis heute Lieferant von
Schmelzkäse. Und auch bei Aldi ist Hochland
nicht nur einer der vielen Käselieferanten,
sondern über Jahrzehnte hinweg
Partner.
Vor gut einem Jahr hat Hochland den
drittgrößten Frischkäsehersteller in den
USA, Franklin Foods, übernommen. Ein
deutliches Zeichen für den Expansions-
und Innovationsdrang des Unternehmens,
das seine Wachstumsziele nach wie vor als
„sehr ehrgeizig“ bezeichnet. Expansion
und Dynamik basieren auch auf einer soliden
Vermögens- und Kapitalstruktur. So
lagen der Eigenkapitalanteil 2016 bei rund
66 Prozent und die Werbeaufwendungen
bei rund 35 Mio. Euro. Insgesamt erzielte
die Hochland-Gruppe 2016 einen Umsatz
von 1,2 Mrd. Euro. n
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