INDUSTRIE ❙ GROSSHANDEL
UPLEGGER
Konstantin: Einerseits macht es mich stolz,
dass wir zu dem einen Prozent deutscher
Familienunternehmen gehören, die es in die
fünfte Generation schaffen. Diese lange Historie
möchte ich gern fortsetzen. Andererseits
war es nie die entscheidene Triebfeder:
Man muss Lust dazu haben.
Den Multis im Markt, Ihren Wettbewerbern,
stehen weit mehr Ressourcen zur
Verfügung als Sie das hier am Ort stemmen
könnten. Was charakterisiert Ihr Familienunternehmen
?
Kay: Netzwerk, Ideen und Gespür für den
Markt.
Mit Blick auf Ihr internationales Geschäft:
Was unterscheidet den schweizerischen,
den niederländischen oder österreichischen
vom deutschen Markt?
Kay: Die Gesetze sind eigentlch überall die
gleichen. Aber in Österreich ist man eher
bereit, Geld für neue und gute Produkte
auszugeben als bei uns in Deutschland. Die
Schweiz ist komplett handelsmarkenorientiert.
Holland ist einfach ganz anders und
lehrt uns viel.
Zum Beispiel?
Kay: Nun, der niederländische Lebensmittelhandel
ist ähnlich wie in Österreich sehr
oligopolistisch organisiert. Bemerkenswert
jedoch ist, dass man in den Niederlanden
im Vergleich zu Deutschland sehr viel aufgeschlossener
gegenüber neuen Produkten
steht. Vor allem der englische Einfluss ist
erheblich. So lassen sich beispielsweise in
Deutschland gekühlte Mahlzeit-Komponenten
nur sehr schwer verkaufen. Bei unseren
westlichen Nachbarn ist das jedoch ein riesiges
Segment.
Konstantin: Die Anforderungen an das
Qualitätsmanagement und Supplychain werden
größer und komplexer. Veränderungen
sind für uns jedoch mehr Chance als Gefahr.
Zuwachsraten resultieren aktuell aus den
Preiseinstiegs-Sortimenten und aus dem
Premiumbereichen. Bricht die Mittelpreislage
weg?
Konstantin: Wir waren schon immer preislich
eher oben angesiedelt. So wie die Gesellschaft,
polarisiert auch das Sortiment in
jeder Beziehung.
Kann man denn anspruchsvolle Qualitäten
immer am Preis ausmachen?
Kay: Nicht wirklich. Einzig wirklich wertbestimmender
Faktor sind gute Rohstoffe - und
die sind teuer.
Wie schwierig ist es zum Beispiel, junge
Verbraucher für anspruchsvolle Käse zu
begeistern?
Kay: Ich errinnere mich, dass wir früher
Angst hatten, dass uns die guten Käsekenner
aussterben. Bis wir feststellten, dass ab
einem bestimmten Alter immer neue Käsekunden
nachkommen. Das Käsebewußtsein
reift mit den Menschen.
Auch Nachhaltigkeit ist für die junge Generation
ein großes Thema. Kunden fragen:
Wo kommt Käse oder mein Milchprodukt
her?“ Manchmal wird auch gefragt : „Hat es
die Kuh auch gut gehabt?“ Worauf müssen
sich Hersteller, Importeure und Handel im
Hinblick auf solche Fragen künftig einstellen?
Konstantin: Die Wahrnehmung des Verbrauchers
bleibt nicht mehr auf Produkt und
Preis beschränkt. Die gesamte Wertschöpfungskette
wird ganzheitlich betrachtet.
Verpackungen, Plastikmüll und Klimaschutz
sind ebenfalls aktuelle Themen,
an denen auch Molkereien gemessen werden.
Wobei das Problem nicht die Verpackung
selbst, sondern deren Entsorgung
und das spätere Recycling ist.
Kay: Schwieriges Thema und es ist aktuell
nicht wirklich mit Logik und Begründung zu
behandeln. Meines Erachtens sind wir jedoch
mittelfristig auf dem richtigen Weg.
Konstantin: Die Thematik ist vielschichtig
und es muss langfristig jeder seinen eigenen
Teil zur Nachhaltigkeit beitragen.
Es gibt neuerdings Wettbewerbsprodukte
in der Branche, die bei manchen, vor allem
jüngeren Verbrauchern, als wertvoller gelten.
Gemeint sind die Milchalternativen aus
pflanzlichen Rohstoffen. Auch im Hinblick
auf die nachlassende Fleischeslust: Vollzieht
sich hier ein nachhaltiger Wandel in
der Einstellung zu tierischen Erzeugnissen?
Kay: Eindeutig ja.
Konstantin: Die Devise weniger, dafür aber
hochwertiger wird uns in Zukunft bei tierischen
Produkten begleiten
Kay, Ihr Leitspruch lautet: Erfolg ist eine
Frage des richtigen Partners. Wie wird
man ein guter Partner?
Kay: Transparenz, Authentizität, Ehrlichkeit.
Alle drei sind zugleich auch das Fundament
des ehrbaren Kaufmanns.
Ist es das, was Sie auch Ihrem Sohn mit auf
den Weg geben möchten?
Kay: Ja, das wäre sicher ein guter Rat auch
an die nächste Generation. n hw
Die Uplegger Group
Hier sind neben der Uplegger Food Company alle anderen unternehmerischen Tätigkeiten
der Familie Uplegger im Consulting- und Immobiliensektor gebündelt. Von der Auswahl
und dem Import hochwertiger Lebensmittel aus ganz Europa, über die Distribution
und Logistik bis hin zur Vermarktung und administrativen Serviceleistungen, vereint die
Uplegger Group verschiedene Dienstleistungsunternehmen für Hersteller und Händler in
Europa. Konstantin Uplegger ist seit 2015 in Führungspositionen im Unternehmen tätig.
Er absolvierte ein Wirtschaftsstudium und bereitete sich durch Stationen bei mehreren
Handelsunternehmen wie der Metro Group, Kaufland, Tesco sowie mit zahlreichen Auslandsaufenthalten
auf seine neue Aufgabe vor.
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