mi | Markt/Ökonomie/Betriebswirtschaft
Rohstoffverwertungs-
optimierung –
Wo ist das Problem?
Ergebnisoptimale Gestaltung der Verwertung
Unser Autor: Prof. Dr. Stefan FOM Hochschule für Ökonomie und Management, Dr. Bayr Consulting, Malzhauserstr. 10,
86453 Dasing-Tattenhausen, Telefon: 08205-963707, E-Mail: info@bayr-business-consulting.de
48 4 2019 | moproweb.de
Tabelle 1: Probleme der betriebswirtschaftlichen Kalkulation
und Planung in Molkereien
Quelle: Eigene Darstellung.
Die Milchverarbeitung ist dadurch
gekennzeichnet, dass
zerlegende und zusammenführende
Prozesse stattfinden.
Das zeigt beispielhaft die Abbildung 1.
Der Rohstoff Milch wird zunächst in die
Hauptkomponenten Magermilch und Fett
bzw. Rahm getrennt und anschließend
wieder nach den erforderlichen Inhaltsstoffgehalten,
v. a. nach Fettgehalten zusammengefügt.
Je nach Produkt werden
teilweise auch mehrere Einheiten Rohstoff
mit definiertem Fettgehalt benötigt (z. B.
bei Käse oder Magermilchpulver).
Die verschiedenen Produkte sind somit
über ihren eingesetzten Rohstoff und ihre
Inhaltsstoffe wechselseitig verbunden. Die
Mengenänderung eines Produktes hat deshalb
Auswirkungen auf die Mengen anderer
Produkte, da in der Summe die Menge des
Rohstoffs Milch mit seinen Inhaltsstoffen
verbraucht wird bzw. bei Planungen verbraucht
werden muss. Das Produkt mit
steigender Produktionsmenge erhöht das
betriebswirtschaftliche Ergebnis mit seinem
zusätzlichem Deckungsbeitrag. Allerdings
entgehen die Deckungsbeiträge der
Produkte, die sich in der Menge reduzieren
müssen. Diese entgangenen Deckungsbeiträge
werden als entgangener Nutzen oder
als Opportunitätskosten bezeichnet.
Diese grundlegenden und spezifischen
Gegebenheiten in der Milchverarbeitung
führen zu verschiedenen Problemen in der
Kalkulation und der Planung der Rohstoffverwertung
(vgl. Tabelle 1).
Problem 1: In der Milchverarbeitung sind
Opportunitätskosten ein permanenter Zustand.
Für die Fragestellung, welche Pro-
Probleme Auswirkungen
1. Wechselseitige Verbindungen
zwischen Milchprodukten führen
zu Opportunitätskosten
Eine Kostenrechnung kann nur absolute
Deckungsbeiträge ermitteln. Die für eine
optimale Planung der Rohstoffverwertung
erforderlichen Opportunitätskosten
werden nicht geliefert.
2. Die verschiedenen Rohstoffbewertungsverfahren
führen nicht zwingend
zu „richtigen“ Werten.
Die Bewertung der wertgebenden
Inhaltsstoffe hat Auswirkungen auf die
absoluten Deckungsbeiträge und deren
relative Vorzüglichkeit in der Verwertungsplanung.
Es besteht die Gefahr
von Fehlentscheidungen.