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4 2019 | moproweb.de 45
Die „Kunst“, das Richtige zu finden
oder die drei Frage(zeiche)n
Ist es wirklich eine Kunst, das Richtige zu finden, um die Konzentration
auf ebendiese richtigen und wichtigen Dinge zu leiten? Beruhigenderweise
nicht. Das Richtige zu finden, ist keine geheime
Kunst. Sie folgt sogar ganz klaren Gesetzmäßigkeiten, welche sich
aus der Beantwortung folgender drei Fragen ergeben:
1. Wie kann der Normalbetrieb des Unternehmens unabhängig
vom Eingreifen des Inhabers, Geschäftsführers oder Managers
lukrativ laufen?
2. Wie kann das Management ein Steuerungssystem aufbauen,
das eine Orientierung an gemeinsamen Zielen zur Grundlage hat
und Zielkonflikte eliminiert?
3. Wie kann die Konzentration auf genau die Aktivitäten gelenkt
werden, welche das Unternehmen nachhaltig florieren lassen?
Weglassen á la Pareto
Es ist ein Trugschluss, dass Führungskräfte überall vor Ort sein
müssen, alle Entscheidungen ihnen obliegen sollen und sie alle Projekt
Baustellen gleichzeitig bedienen müssen. Wer sich allem annimmt,
fokussiert nichts. Gute Führungskräfte zeichnet aus, das
To-do – also was getan werden muss – genau zu erkennen. Dabei
greift das Paretoprinzip nach dem bekannten italienischen Ingenieur
und Ökonom Vilfredo Pareto. Die nach ihm benannte 80-zu-
20-Regel besagt, dass 80 Prozent des Ergebnisses in 20 Prozent
der Gesamtzeit eines Projekts erreicht werden. Die verbleibenden
20 Prozent der Ergebnisse beanspruchen im Umkehrschluss 80
Prozent der Gesamtzeit und damit die meiste Arbeit. Die 80-zu-
20-Regel gilt, solange zwischen den Systemelementen keine Abhängigkeiten
bestehen. Sobald starke Abhängigkeiten existieren,
verschiebt sich das Verhältnis auf bis zu 0,01-zu-99,99 Prozent.
Fokus setzen, Durchsatz erhöhen
Um nachhaltig florieren zu können, müssen die grundlegenden
Ziele eines Unternehmens klar im Fokus stehen, damit der Nutzen,
den das Unternehmen für seine Stakeholder stiftet, stetig zunehmen
kann. Um dies zu bewerkstelligen, muss das Unternehmen
zunehmend mehr Geld verdienen. Große Verbesserungsinitiativen
setzen daher darauf, den Durchsatz zu erhöhen (Umsatz abzgl. Total
Variable Kosten) – und zwar ohne dabei Preise zu senken oder
die Betriebskosten zu erhöhen.
To-do und Not-to-do
Es gibt nur sehr wenige Faktoren, die jeweils zu einem bestimmten
Zeitpunkt die Leistung eines Unternehmens beeinflussen. Ein Engpass
oder ein Stau an einer Stelle hat daher nachhaltige Auswirkungen
auf das komplette Projekt und damit auf das komplette
Unternehmen – und natürlich auch auf den Durchsatz. Denn eine
am Engpass verlorene Stunde ist für das ganze System verloren.
Die an einem Nicht-Engpass gesparte Stunde dagegen ist reine
Fiktion. Umso bedeutender ist es, den Fokus auf die wichtigsten
Angelegenheiten zu lenken, diese als „To-do“ zu markieren und im
Umkehrschluss alle Not-to-dos hinten anzustellen oder ganz zu
streichen. Die lokale Optimierung eines Nicht-Engpasses bewirkt
nämlich nicht automatisch die globale Optimierung des Systems,
sondern eher das Gegenteil. Fokussieren wir hingegen unsere
Anstrengungen auf den Engpass, profitieren wir von sinkenden
Durchlaufzeiten, hoher Zuverlässigkeit und Kapazitätsgewinnen –
also entscheidenden Wettbewerbsvorteilen. Die gewonnene Kapazität
kann überdies verkauft werden, was ebenfalls der Durchsatzerhöhung
(und damit der Gewinnmaximierung) dient.
Fokus führt zu besseren Ergebnissen
Setzt das Management den richtigen Fokus und konzentriert sich
auf die richtigen Maßnahmen, stellen sich kontinuierliche, spür-
und messbare Verbesserungen ein. Ebenso steigen Wohlbefinden
und Motivation der Mitarbeiter und damit automatisch deren Leistungswille
und -bereitschaft. In Konsequenz können angepeilte
Ergebnisse schneller erreicht werden und profitieren durch fokussierte
Initiativen auch qualitativ. Gleichzeitig steigt die Projekt-
Fertigstellungsrate an – Erhöhungen im hohen zweistelligen Prozentbereich
oder gar Vervielfachungen können auf diese Weise
realistisch erzielt werden.
Die konsequente Konzentration auf den Fokus, das strikte Einhalten
von To-do und Not-to-do erzeugen positive Wirkungen. Unternehmen
können – mit Fokussierung statt Multitasking – viel
mehr mit den gleichen Ressourcen leisten und dabei sehr viel
schneller sein. Um den Fokus scharf zu halten, sind Aktivitäten, die
nur eine kleine, gar keine oder vielleicht sogar schädliche Wirkung
erzeugen, zu unterbinden. Der Fokus darf sich niemals nur auf einen
Teilbereich richten, sondern das gesamte Unternehmen unter
der Prämisse der Durchsatzsteigerung betrachten.
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