mi | mi-Meinung
Möglicherweise wird schon in wenigen
Wochen eine gemeinsam von Verarbeitern
und Erzeugern formulierte
Sektorstrategie Milch 2030 vorliegen. Dies jedenfalls
ist den bisherigen offiziellen Verlautbarungen
der beteiligten Verbände zu entnehmen.
Dass Milchlieferanten und -käufer an einem
Tisch sitzen, ist keineswegs neu, aber dass sie
sich auf eine gemeinsame Linie verständigen,
ganz abgelöst von der ewigen Milchpreisdiskussion,
das hat auf den ersten Blick schon ein wenig
Sensationscharakter.
Es bewahrheitet sich wieder einmal, dass eine
Herangehensweise an derartige Vorhaben optimistisch
sein muss, soll sie Erfolg zeigen. Wir erinnern
4 10 2018 | moproweb.de
Was kann eine
Sektorstrategie ausrichten?
Sehr wahrscheinlich kommt es
zur Gründung einer Branchenorganisation
Ein ganz exquisiter Genuss …
Kylie Jenner entdeckt Müsli mit Milch!
Kennt jemand Kim Kardashian? Möglicherweise
ja, auch wenn man diese
Dame nicht mehr so recht einordnen
kann, sobald man ein gewisses Alter erreicht
hat. Kennt aber jemand Kylie Jenner? Da dürften
es schon deutlich weniger sein, die den
Finger heben. Obwohl sie lt. Forbes mit die
jüngste Selfmade-Milliardärin ist, die auf diesem
Planeten zu wandeln geruht. Werte Leser,
Sie sollen nicht länger auf die Folter gespannt
werden: Jenner ist Halbschwester von Kardashian.
So weit, so gut.
Oft wird unterstellt, dass die Reichen alles
schon getan haben, schon überall waren und
auch alle kulinarischen Genüsse längst erfahren
haben. Am Beispiel von Jenner zeigt sich
aber, dass das gar nicht stimmen muss. Jenner
hat nämlich kürzlich eine Erfahrung gemacht,
die sie selbst als lebensverändernd bezeichnet.
Sie hat zum allerersten Mal Müsli mit Milch zu
sich genommen, ob aus einer massiv goldenen
Schüssel ist allerdings in dem Tweet, der Jenners
25,5 Millionen Follower erreichte, nicht
überliefert.
Neben der großen Freude, die man für Jenners
Horizonterweiterung empfindet, wird die
Freude noch größer, wenn man an die Wirkung
solcher Leuchtturmfiguren denkt. In den USA
wird der Absatz von Müsli und Milch nun aller
Voraussicht nach geradezu explodieren, wenn
alle Follower Jenners diese Delikatesse ebenfalls
probieren und sich entsprechend eindecken.
Schade nur, dass solches nicht auch in Deutschland
passiert. So werden die deutschen Milcherzeuger
wohl nur indirekt vom Müsli-Milch-Boom
profitieren, weil die Amis nun weniger Milch für
den Export übrig haben, meint Roland Soßna.
Roland Soss na
Redaktion
uns, dass noch im Januar bei einem online-Voting
von top agrar 80 % der Abstimmenden, zumeist
Landwirte, sicher waren, dass es kein gemeinsames
Papier geben wird. Indes zeichnete sich bereits im
März/April ab, dass die von DMK-Chef Ingo Müller
auf dem Berliner Milchpolitischen Frühschoppen
im Januar angestoßene Initiative von den involvierten
Kreisen mitgetragen werden würde.
Inzwischen hat jede der Organisationen, die
mitmachen – Milchindustrie-Verband, deutscher
Raiffeisenverband und Deutscher Bauernverband
(BDM und MEG Milchboard sind aus guten
Gründen nicht dabei) – ihre Hausaufgaben erledigt.
Beim MIV wird der Entwurf der Mitgliederversammlung
Ende Oktober vorgelegt, beim DRV
besteht ein ähnlicher Zeitrahmen, der DBV will bis
Ende November eine Verabschiedung seines Textes
im Milchausschuss herbeiführen.
Danach wird mit der Ausarbeitung einer gemeinsamen
Position die eigentliche Arbeit beginnen,
denn die Papiere werden sicher nicht
identisch sein. Während die meisten Eckpunkte
einer Sektorstrategie wohl einvernehmlich abgestimmt
werden können, werden die Bauern aller
Voraussicht nach die Einrichtung einer Branchenorganisation
(BO) fordern – wogegen sich DRV
und MIV bisher immer gestemmt haben. Am Ende,
so viel scheint sicher, dürfte es hier einen Kompromiss
auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner
geben, denn auch die Politik verlangt vehement
nach einer solchen BO, um die „Verantwortung“
für alle Zukunft auf diese Institution abschieben
zu können. Allfällige Bauernproteste würden
dann nicht mehr vor den Ministerien abgehalten,
sondern träfen die BO als Alleinschuldige.
In diesem Zusammenhang muss die Frage, was
eine Sektorstrategie überhaupt bewirken kann,
gestellt werden. Preise kann eine solche Strategie
keinesfalls festlegen, sie wird auch den Wettbewerb
unter den Molkereien im Rohstoff- und
Absatzmarkt nicht verringern. Damit bleibt die
Branche auch weiterhin in ihrer relativ machtlosen
Stellung ggü. dem Handel. In einer gemeinsamen
Strategie können allenfalls allgemeine Ziele
definiert werden. Allerdings wird man diese dann
wohl nicht so konsequent verfolgen können, wie
es z. B. die irische Milchwirtschaft tut, die bei ihrer
Entwicklung bekanntlich die volle Unterstützung
der Regierung genießt.
Die Interessengemeinschaft Milch hat es im
April bereits, wohl eher zufällig, ganz treffend
formuliert: „Mit der Strategie sollen gemeinsame
Antworten auf die drängendsten Herausforderungen
für die Milchwirtschaft erarbeitet werden,
die dann von allen Akteuren der Kette mitgetragen
werden können.“ Dabei liegt die Betonung
eindeutig auf „können“ und nicht auf „müssen“.
Insgesamt müsste es also überraschen, wenn die
Sektorstrategie Milch 2030 zu wirklichen Veränderungen
führen würde, denkt Roland Sossna.