Vollsortimenter „Das Komplett-
02/18 m ilch-marketing.de
Konzepte
rich Scheer in der dritten Generation mit
seinem Vater zusammen, um dann 1962
die alleinige Verantwortung zu übernehmen.
Damals wurden bereits die Grundlagen
für das heutige Importgeschäft gelegt
und ein beachtliches ausländisches Käsesortiment
aufgebaut. Alte Geschäftsbeziehungen
wurden reaktiviert und neue Kontakte
geknüpft.
Immer noch im Expansionsmodus übersiedelte
der Käsefachgroßhandel Scheer
1971 von Stuttgart ins Industriegebiet
von Willstätt-Sand, einem kleinen Ort
zwischen Baden und Freiburg, aber mit
direktem Autobahnanschluss. Jetzt standen
dem Unternehmen rund 4.000 qm
Kühlfläche zur Verfügung. Das war der
Beginn einer neuen Epoche, zumal 1974
Sohn Andreas in die Leitung des Unternehmens
eintrat, als die nunmehr vierte
Generation. Jetzt wurden eigene Niederlassungen
im Bundesgebiet gegründet und
eine Kooperation mit dem Unternehmen
Albert Barufe im Rheinland eingegangen.
Dies war der Durchbruch als nationaler
Distributeur und Fachberater für internationale
Käsespezialitäten beim deutschen
Lebensmittelhandel.
Bis heute wird dieser Anspruch erfüllt.
Auch deshalb, weil auf der Absatzseite
frühzeitig die Weichen gestellt wurden.
Zum Beispiel mit geschulten Verkaufs- und
Fachberatern und eigener Abpackstation.
Der Lebensmittel-Einzelhandel erwartet
nach wie vor Verkaufsunterstützung bei der
Vorstellung neuer Produkte. Verkostungen,
Merchandising und ganz viel Warenverkaufskunde
sind eine Bringschuld des Lieferanten
geworden. Erwartet werden daneben
aber auch leistungsbezogene Konditionen
und logistische Meisterleistungen.
Bis heute ist das Großhandelsunternehmen
Scheer bundesweiter Anbieter von
rund 2.000 Käseprodukten aus 15 europäischen
Ländern. Mit etlichen Exklusiv-
Vertretungen für namhafte Käseproduzenten
sowie weiteren Direktbeziehungen
zu 120 Herstellern und Exporteuren aus
insgesamt zwölf Nationen. Die Auslieferung
erfolgt über zwei Niederlassungen
mittels geschlossener Kühlkette – vom
Hersteller bis in den Einzelhandel. Bis
heute sind damit Europas Käse bei Scheer
vereint.
angebot
entscheidet“
Andreas Scheer, Seniorchef der Carl.
Fr. Scheer Importgroßhandlung, über
den Stellenwert und die Zukunftschancen
des Käse-Fachgroßhandels.
MM: Herr Scheer, 125 Jahre Scheer Käsehandel haben nicht nur Ihre Familie, sondern
auch den Käsemarkt in Deutschland entscheidend geprägt. Käse hat heute einen viel
höheren Stellenwert, ist vielfältiger, internationaler, steckt aber auch in einer Werte-
und Preisklemme. Wie sehen Sie die Zukunft in der Vermarktung?
Andreas Scheer: Die Vermarktung hat sich aufgeteilt in einen Dienstleistungsbereich, ein
Massengeschäft und spezielle Artikel, die nicht palettenweise gehandelt werden. Gerade im
letzten von mir genannten Bereich steckt meines Erachtens noch Potential.
MM: Der Fachgroßhandel alter Prägung ist passé. Gefragt sind jetzt möglichst flächendeckende
Logistik, kurze Lieferzeiten, aber auch Exklusivität in der Angebotsauswahl
und kompetente Beratung vor Ort. Das schafft Abhängigkeiten, oder?
Flächendeckende Logistik schafft heute tatsächlich Abhängigkeiten im Bereich kurzer Lieferzeiten
und ordnungsgemäßer Anlieferung. Angebotsauswahl und Betreuung sind vom
Fachgroßhandel beeinflussbare Faktoren. Hier sehe ich keine Abhängigkeiten von Dritten.
MM: Der Bedienungsbereich im Lebensmittel-Einzelhandel spürt derzeit eine leichte
Aufwärtsbewegung. Getragen auch von dem Druck der Discounter auf die klassischen
Supermärkte. Bedienung wird also offensichtlich wieder zum Profilierungselement für
die Vollsortimenter. Ist das nicht auch eine Steilvorlage für den Fachgroßhandel?
Es ist erfreulich, dass der Bedienungsbereich eine Renaissance erfährt. Wichtig dabei ist
jetzt, dass wir unsere Kunden mit den richtigen Sortimenten ausstatten. Denn der Bedienungsbereich
muss nicht nur attraktiv sein, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich.
MM: Die aktuellen Trends im Foodmarkt sind Regional, Vegan, Bio, Convenience und
To go. Wie stellt man sich als Käsefachgroßhandel auf diese Trends ein? Muss man sein
Dienstleistungsspektrum erweitern?
Positiv ist, dass für Milch und Milcherzeugnisse ein geschützter Bereich existiert und es daher
nicht zu Überschneidungen oder gar Verwechslungen kommt. Jeder Marktteilnehmer
muss nun für sich prüfen, ob er in diesem Bereich aktiv bleibt.
MM: Käse genießt in Deutschland einen nach wie vor guten Ruf. Sicher auch ein Verdienst
der großen Vielfalt, die bei uns in den Geschäften anzutreffen ist. Wie hält man
bei der großen Vielzahl von Artikeln eine Käsetheke oder ein Käse-SB-Regal aktuell?
Hier kommt es zu allererst auf die Wünsche und die Flexibilität der Kunden an. Bei entsprechendem
Interesse ist Aktualität sowohl in der Theke als auch im SB-Bereich problemlos zu
gestalten. Allerdings sollte man neben Erfolgen auch Flops einkalkulieren.
MM: Mit Ihrem Sohn Michael ist der Übergang auf die nächste Generation nahtlos
gesichert. Was geben Sie ihm mit auf den Weg?
Ich werde versuchen, ihm die vielfältigen Möglichkeiten, die unser Metier bietet, aufzuzeigen.
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