INDUSTRIE ❙ GELBE LINIE
MOLKEREI RÜCKER
Weichenstellung
Die Molkerei Rücker investiert am Standort Wismar in den Ausbau der
Verarbeitungskapazitäten für ihre naturgereiften Käsespezialitäten. Die Herkunft Norddeutschland
soll dann auf den Verpackungen noch besser nachvollziehbar sein.
Klaus Rücker (l.) und Werksleiter Cobers Mohr im Reifelager in Wismar. Die Herkunft der
Käsespezialitäten aus der Ostsee-Molkerei Wismar wird demnächst auch auf den „Codes“
auf den Verpackungen eindeutig dokumentiert.
25 Jahre solides Wachstum. Die Molkerei
Rücker blickt auf eine ein Vierteljahrhundert
andauernde Erfolgsgeschichte
ihres Standortes in Wismar zurück. Allerdings
ohne dieses Jubiläum spektakulär zu
begehen. Beeindruckend sind die Zahlen des
im Jahr 1994 erworbenen Betriebes aber
dennoch: Lag die Milcherfassungsmenge damals
bei lediglich 30 Mio. kg, werden heute
in Wismar 430 Mio. kg Milch verarbeitet.
Das ist mehr als die Hälfte der gesamten von
Rücker erfassten Milchmenge.
Während am Standort in Aurich die Produktion
von Weißkäse („Friesischer Hirtenkäse“)
im Vordergrund steht, produziert Rücker in
Wismar naturgereiften Schnittkäse. Unter den
bekannten Marken Alt Mecklenburger, Alter
Schwede, Küsten-Urtyp und Nordberger. Und
diese Käsesorten verkaufen sich immer besser.
Angesichts dieser Entwicklung hat Firmeninhaber
Klaus Rücker entschieden, die Weichen
neu zu stellen und in eine Aufschnitt- und
Verpackungsanlage zu investieren. Mit den
Bauarbeiten wurde im Januar dieses Jahres
begonnen. Sie sollen Ende 2019 abgeschlossen
sein. Dann ist die Molkerei Rücker in der
Lage, ihre gesamten Produktionsmengen
selbst aufzuschneiden und abzupacken. Bisher
war es so, dass der Käse von Partnerbetrieben
– geographisch weit entfernt von
Wismar – verarbeitet wurde. Das hat laut
Rücker bei Verbrauchern mitunter zu Verwirrung
über die Herkunft des Käses geführt,
weil das Genusstauglichkeitskennzeichen auf
den Verpackungen nicht die tatsächliche Herkunft
der Produkte dokumentierte.
„Nach der Fertigstellung der neuen Aufschnitt
und Verpackungsanlage haben wir
alle Verarbeitungsschritte in der Ostsee-Molkerei
Wismar gebündelt und können unsere
norddeutsche Herkunft kommunikativ noch
besser in den Vordergrund stellen“, so Klaus
Rücker. Der mit Stolz für sein Unternehmen
beansprucht, Markt- und Qualitätsführer für
naturgereifte Käsespezialitäten aus Norddeutschland
zu sein.
Vom VEB zum Familienunternehmen
Die heutige Ostsee-Molkerei Wismar hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Der Betrieb wurde 1892 als Genossenschaftsmolkerei
von 22 Bauern und Großgrundbesitzern gegründet und stand nach dem zweiten Weltkrieg kurz vor dem Aus. Zwölf Funktionäre und
25 Landwirte sorgten aber dafür, dass der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte. 1961 ging die Molkerei in einen „Volkseigenen
Betrieb“ über, in das VEB-Kombinat Wismar. Zu DDR-Zeiten wurden in der Molkerei Flaschenmilch, Butter und der naturgereifte Käse
Alt Mecklenburger produziert. Damals schon ein Top-Betrieb, der fünf Mal in Folge als „Betrieb der ausgezeichneten Qualitätsarbeit“ ausgezeichnet
wurde. Nach dem Zusammenbruch der DDR und der Übernahme durch ein westdeutsches Unternehmen stand die Molkerei
Wismar Weihnachten 1993 in der Insolvenz. 1994 übernahm Klaus Rücker die Geschicke des Betriebes, der sich nunmehr seit 25 Jahren
im Familienbesitz mit Produkten unter der Dachmarke Rücker erfolgreich im Markt behauptet.
28 06/19 m ilch-marketing.de