INDUSTRIE ❙ WEISSE LINIE
ZUCKERREDUKTION
sehr eindimensional fokussiert auf den Zuckergehalt.
Die guten Eigenschaften von
Fruchtjoghurt oder Joghurt im allgemeinen
wie: ernährungsphysiologisch hochwertige
Milcheiweiße, der unschlagbar hohe Calciumgehalt
aus Milch, die aktiven Milchsäurebakterien
und die gute Bekömmlichkeit von
milchsäurehaltigen Produkten machen Milch
sowie hier in diesem Fall fermentierte Milchprodukte
zu einzigartigen Lebensmitteln.
Die positiven Aspekte der Ernährung treten
komplett in den Hintergrund. Joghurt
ist ein gutes Lebensmittel und leidet aus
unserer Sicht derzeit stark auf Basis dieser
Berichterstattung in den Medien, die
eindimensional auf den Zuckergehalt fokussiert.
Maximale Obergrenze
Und letztlich dürfen wir alle in den Diskussionen
nicht vergessen, dass die Produkte
dem Verbraucher schmecken müssen. Sie
sind kleine Belohnung und tägliche Freude.“
NULL KOMPROMISSE
BEIM GESCHMACK
Eine ähnliche Sicht der Dinge mit kompromisslosem
Fokus auf Geschmack und Genuss
hat Daniel Pauli, Leiter Trade Marketing und
Category Management bei der Molkerei
Müller: „Wir verfolgen natürlich alle Entwicklungen
auf dem Markt sehr genau. Dazu
gehört auch die Diskussion rund um zugesetzten
Zucker. Da wir unsere Produkte
ohnehin kontinuierlich optimieren, reduzieren
wir seit einiger Zeit zugesetzten Zucker,
Foto: colourbox.de
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), die Deutsche Adipositas-Gesellschaft
e. V. (DAG) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft e. V. (DDG) haben im Dezember des
letzten Jahres ein Konsensuspapier mit einer Empfehlung zur maximalen Zufuhr freier
Zucker veröffentlicht. Mit dem Konsensuspapier schließen sich die drei Fachgesellschaften
der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2015 an und
sprechen sich für eine maximale Zufuhr freier Zucker von weniger als zehn Prozent der
Gesamtenergiezufuhr aus. Bei einer Gesamtenergiezufuhr von 2.000 kcal/Tag entspricht
diese Empfehlung einer maximalen Zufuhr von 50 g freien Zuckern pro Tag. Dazu zählen
Monosaccharide und Disaccharide, die Hersteller oder Verbraucher Lebensmitteln zusetzen
sowie in Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten natürlich vorkommende
Zucker. Die quantitative Empfehlung der drei Fachgesellschaften ist nicht im Sinne
einer empfohlenen Zufuhr zu verstehen, sondern als maximale Obergrenze.
Ein großer Anteil der Zufuhr freier Zucker stammt laut der DGE in Deutschland aus Süßwaren
(36 Prozent) und zuckerhaltigen Getränken wie Fruchtsäften und Nektaren (26
Prozent) sowie Limonaden (12 Prozent). Insbesondere der hohe Konsum zuckerhaltiger
Getränke könne zu einer positiven Energiebilanz und in der Folge erhöhtem Körpergewicht
sowie gesteigerten Krankheitsrisiken führen.
Milchprodukte werden in dieser Verlautbarung übrigens nicht erwähnt ...
wo es möglich ist und verzichten dabei auf
Zuckeraustauschstoffe. Unsere Maxime ist
dabei aber: „Geschmack ist King“. Der Geschmack
und der Genuss unserer Produkte
dürfen unter keinen Umständen leiden. Darauf
legen wir besonderen Wert. Und genau
das wollen auch die Verbraucher, was unsere
regelmäßigen Marktforschungen immer
wieder bestätigen.
Das Ernährungsbewusstsein der Verbraucher
hat sich geändert und es unterliegt seit
jeher einem stetigen Wandel. Sicherlich unterliegt
auch die aktuelle Diskussion rund
um den Zucker einem Ernährungstrend.
Komplett auf Zucker zu verzichten, halten
wir nicht für den richtigen Weg. Denn, wie
durch unsere kontinuierlichen Verbraucherumfragen
und Marktforschungsergebnisse
immer wieder deutlich wird, sind den Verbrauchern
Genuss und guter Geschmack
trotz aller Ernährungstrends sehr wichtig.“
EINE NISCHE MIT
WACHSENDER BEDEUTUNG
„Aus unserer Sicht handelt es sich beim Thema
„Weniger Zucker“ um eine wachsende,
aber bedeutsame Nische“, so Caroline von
Ehrenstein, Leitung Marketing und Kommunikation
bei der Breisgauer Schwarzwaldmilch.
Kurzfristig wird dieses Thema den
Fruchtjoghurtmarkt nicht revolutionieren.
Haushaltszucker ist und bleibt ein wichtiger
Geschmacksträger und ist durch andere Zuckeraustauschstoffe
nicht 1:1 zu ersetzen.
Die Verbraucher von heute sind an den Zuckergehalt
gewöhnt. Eine plötzliche Umstellung
würde zu deutlich höheren Absatzverlusten
führen.
Wichtig ist es daher in der Branche, die ernährungsbewussten
Kunden durch zuckerreduzierte
Neukonzepte zurückzugewinnen.
Den derzeitigen Abwärtstrend und die
vielen Diskussionen sollten nun jedoch nicht
das gesamte Fruchtjoghurt-Angebot infrage
stellen. Schaut man sich die Ernährungsgewohnheiten
der heutigen Millenials an, ist
grundsätzlich anzunehmen, dass das Thema
„weniger Zucker“ weiterhin über die nächsten
Jahrzehnte ein Thema bleiben wird.
Wichtig ist es daher, dass die Industrie das
bestehende Sortiment hinsichtlich des Zu-
12 06/19 m ilch-marketing.de