INDUSTRIE ❙ WEISSE LINIE
ZUCKERREDUKTION
Das Angebot von Milchprodukten
mit reduziertem (Kristall)
Zuckergehalt wird ständig
erweitert. Ein Trend, der die
Hersteller aber vor große Herausforderungen
stellt.
Kein Zucker, weniger Zucker, anderer
Zucker: Das Thema Zucker(-Zusatz) in
Lebensmitteln, vor allem auch in Milchprodukten,
ist seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner
in der Diskussion um eine gesundheitlich
zuträgliche Ernährungsweise. Besonders in
den Fokus geriet das Thema Anfang des letzten
Jahres, nachdem die Rewe eine „Volksabstimmung“
über einen Schokopudding
gestartet hatte. Kurze Zeit später wurde Zucker
(„Das weiße Zeug“) sogar reißerisch in
einen Zusammenhang mit Drogen (Kokain)
gestellt. Was die Zuckerwirtschaft zu einer
massiven Gegenreaktion veranlasste.
Die Wogen haben sich aber längst geglättet.
Und es ist ganz offensichtlich, dass die
Industrie seit geraumer Zeit noch intensiver
darüber nachdenkt, wie sie dem (zumindest
in Umfragen geäußerten) Wunsch der Konsumenten
nach einem größeren Angebot an
zuckerreduzierten/zuckerfreien Produkten
Rechnung tragen kann.
Zumindest ist zu beobachten, dass die
Hersteller ihre Sortimente kontinuierlich
um entsprechende Produkte erweitern.
Ohne Zweifel ein Trend. Aber in Sachen
Zuckerreduktion stößt gerade die Milchindustrie
schnell nicht nur an die Grenzen des
Machbaren, sondern auch der Akzeptanz
durch die Konsumenten. Denn das Thema
ist sehr komplex und mit eindimensionalem
Denken wird man keine überzeugenden Lösungen
finden. Und es geht nicht nur um bewusste
Ernährung und den bloßen Verzicht
auf Zucker in den Rezepturen, sondern
auch um den Anspruch der Konsumenten
ganz zuvörderst an den Geschmack der
Produkte, aber auch zum Beispiel an deren
Naturbelassenheit (z. B. keine künstlichen
Süßstoffe).
Dazu Kurt Hardt, Geschäftsführer Marketing
und Vertrieb bei der Ehrmann GmbH
in Oberschönegg: „Wir sehen auch bei uns
insgesamt einen Trend in Richtung Reduktion
von Zucker. Auch wir haben in den vergangenen
Jahren insbesondere bei unseren
Kinderprodukten unter der Marke Monsterbacke
den Zuckeranteil sukzessiv in zwei
Schritten von 13,0 Gramm Zucker über
11,5 Gramm in 2017 auf nun 10.0 Gramm
gesenkt. Dabei ist zu beachten, dass davon
ca. vier Gramm aus dem Milchzucker Laktose
sowie ca. ein Gramm aus der in den
Früchten enthaltenen Fruktose stammen.
Der zugesetzte Zucker macht folglich nur
fünf Gramm des Gesamtzuckergehaltes aus.
Aufgegriffen haben wir das Thema auch bei
unserem Ehrmann High Protein Joghurt, der
nur vier Prozent Zucker aus Milch enthält und
seit März 2019 flächendeckend verfügbar
ist. Im Sommer 2019 werden wir auch unter
Almighurt das Thema aufgreifen und dem
zuckerbewussten Konsumenten ein Angebot
unter der Marke zur Verfügung stellen.“
SEHR EINSEITIGE
BERICHTERSTATTUNG
Generell, so Kurt Hardt weiter, halten wir
die aktuelle Berichterstattung zum Thema
Fruchtjoghurt und Zucker allerdings für
Runter mit dem Brennwert!
Fakten zu
Milch & Zucker
Milchprodukte enthalten grundsätzlich
immer Zucker, auch wenn ihnen keiner
zugesetzt wurde. Denn ein wichtiger (ca.
vier Prozent), natürlicher Bestandteil der
Milch ist der Milchzucker Laktose.
Auch laktosefreie Milchprodukte enthalten
Zucker. Denn die Laktose wird bei
der Herstellung dieser Produkte nicht
entfernt, sondern enzymatisch in andere
Zuckerarten aufgespalten.
Zucker ist ein wichtiger Geschmacksträger.
Ersatzstoffe wie künstliche Süßungsmittel
oder auch Stevia können erwiesenermaßen
geschmacklich mit dem
Original nicht mithalten.
Die Etikettierung „Weniger Zucker“ auf
einer Verpackung heißt nicht zwangsläufig,
dass das Produkt einen niedrigeren
Brennwert (weniger Kalorien) hat.
Anlässlich der Veröffentlichung des Ernährungsreports 2019 des Bundesernährungsministeriums erklärte Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer
der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker e.V.: „Der heute von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner veröffentlichte Ernährungsreport
2019 zeigt: Die Verbraucher wollen sich gesund ernähren. Unsere, ebenfalls von Forsa durchgeführte Studie zeigt zudem:
Verbraucher erwarten, dass dort, wo Zucker in Lebensmitteln reduziert wird, auch die Kalorien deutlich runter gehen müssen. Aktuell ist
das in der Regel nicht der Fall. Deswegen steht die Reduktion der Energiezufuhr zu Recht auch im Fokus der Reduktions- und Innovationsstrategie
des BMEL. Denn im Kampf gegen Übergewicht zählen nur die Kalorien.“
Foto: colourbox.de
06/19 milch-marketing.de 11