Editorial
Zündende Ideen aus Milch. Das ist es, was manchen Herstellern unserer
Branche derzeit fehlt, um wieder die Hoheit über Preise und
Platzierungen zu erlangen.
Aufbruch
Trotz guter Nachfrage und hoher Beliebtheit der meisten Molkereiprodukte
wachsen bei den Molkerei-Unternehmen die Bäume
nicht in den Himmel. Getrieben von permanenten Aktionen, volatilen
Rohstoffpreisen, harten Preisgesprächen und der wachsenden
Konkurrenz durch erstklassige Handelsmarken suchen vor
allem die überregionalen Anbieter nach Konzepten, die mehr
Profit für die dringend benötigten Investitionen versprechen. Die
großen Absatzmärkte für Käse sind dabei ebenso unter Druck
wie fast die gesamte weiße Linie.
Abseits der boomenden Nischen fehlt es tatsächlich an echten
Innovationen, an konsumgerechten Formaten und an Angeboten,
die sich dort verkaufen, wo Nachfrage entsteht, wie es Danone
Absatzchef Sandro Tichelli fordert (siehe Seite 30). Und das ist
bekanntlich nicht immer im Kühlregal an der hinteren Wand eines
Super- oder Verbrauchermarktes. Die Branche hat also auch hier
sicher Nachholbedarf.
Andererseits beklagt sich DMK-Chef Ingo Müller zu Recht über
zu viele „Themen ohne Mehrwert“. Die mit seinem Eintritt als
CEO eingeleitete deutliche Verschlankung der Unternehmensstruktur
der größten Genossenschaftsmolkerei ist eine mutige,
aber vielleicht auch längst überfällige Antwort, nicht auf jeden
Zug aufzuspringen. Markus Mühleisen, Deutschland-Chef von
Arla, fordert in diesem Zusammenhang ein höheres Innovationstempo
zugunsten des Markenwachstums. Und auch Friesland-
Campina hat mächtig Ballast abgeworfen und konzentriert sich
jetzt aus dem neuen Düsseldorfer Headquarter mehr auf seine
Kompetenzmarken.
Kein Zweifel: Die großen Mopromarken sind in Aufbruchstimmung
und zeigen Flagge. Viele Molkereien und Käsereien arbeiten
derzeit intensiv entweder öffentlich oder im stillen Kämmerlein
an Aufstiegsplänen. Heute noch einer von vielen, oftmals austauschbaren
Lieferanten, will man morgen wieder als gefragter
und mit schlanken Kostenstrukturen ausgestatteter Markenartikler
zurück in die nationale Championsleague. Der Schulterschluss
mit dem Handel, wie jetzt aktuell beim Thema Zuckerreduktion
praktiziert, erweist sich dabei einmal mehr als hilfreich.
Hans Wortelkamp
(hw@blmedien.de)
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