Analyse
Es geht also darum, diese Werte neu aufzuladen. Das heißt, sie
im Leben auszuprobieren und weiter zu entwickeln. Netzökonomie
eben. Trotz und gerade angesichts der zunehmenden Digitalisierung
und der damit verbundenen Fragmentierung und letztlich
auch Vereinsamung in unserer Gesellschaft wünschen sich immer
mehr Menschen sozialen Austausch – auch und gerade in der vielbeschworenen
Generation Y.
Schulterschluss zwischen
Handel und Industrie
Hier könnte sich der Lebensmittelhandel als Enabler von Gemeinschaft
etablieren, neue Formen des sozialen Miteinanders ausprobieren
und vorleben. Der Supermarkt – stationär und digital, am
besten beides vernetzt – als Plattform für sozialen Halt und mehr
Austausch – angefangen beim einfachen Austausch von Rezepten
über Lebensratschläge bis hin zur Gesundheitsberatung und Coaching.
Dafür braucht es glaubwürdigen Content, den die Industrie
liefern kann. Handel und Industrie machen gemeinsame Sache für
sich zum Wohl des Konsumenten.
Die Suchfelder für den notwendigen Content liefert der Werte-
Index. Die ersten drei Plätze im aktuellen Ranking werden von
den Werten Natur, Gesundheit und Familie belegt. Interessant:
Der Wert Natur konnte den Aufwärtstrend über die vergangenen
Jahre fortsetzen und steigt aktuell vom vierten auf den ersten Platz.
Nach jahrelanger Siegesserie rutscht der Wert Gesundheit vom ersten
auf den zweiten Platz ab. Der Wert Familie steigt vom sechsten
auf den dritten Rang.
Familien und Familienleben zu unterstützen, ihre Abläufe und
Prozesse des täglichen Lebens einfacher zu gestalten, kann somit ein
echter Mehrwert sein, der zukünftig zum Wettbewerbsvorteil wird.
Wer es heute schafft, dass komplexe Leben gerade von Patchwork-Familien
einfacher zu machen – sei es mit neuen, innovativen Produkten
und Dienstleitungen für Familien – wird die Herzen der Konsumenten
gewinnen. So sind die heutigen Nutzer von eCommerce-Angeboten
nicht die vermuteten hippen, urbanen Singles, sondern Familien, die
einfach Zeit für mehr Gemeinsamkeit gewinnen wollen.
Wichtig bei all diesen und weiteren Aktivitäten ist, dass sie,
ernsthaft und glaubwürdig sind. Wer wirklich kulturelle Nähe zu
seinen Kunden will – insbesondere in der Lebensmittelwirtschaft
– muss einen Schritt weitergehen.
Natur wird zum Resonanzboden
für ethisch motivierte Ernährung
Im Leben des modernen Menschen findet die Natur vor allem als
Schauspiel und Event statt. Das Leben und Arbeiten in und mit
der Natur spielt keine Rolle mehr. Natur ist heute zum Entspannen,
Krafttanken und Genießen da. Je weiter unser Leben von
der Natur entfernt ist, desto größer wird die Sehnsucht nach ihr.
Die Sehnsucht wird dort gestillt, wo das auch im modernen Alltag
möglich ist: Im Konsumverhalten. Und hier stärker denn je
im Ernährungsverhalten. Beim Essen kommt zusammen, was das
moderne Leben getrennt hat. Über die Ernährung entsteht eine
Verbindung zur Natur, die wir im Alltag vermissen.
Gerade in der Milchwirtschaft zeigt sich diese Entwicklung in
den letzten Jahren sehr deutlich. Angefangen bei der Diskussion
um faire Milchpreise bis hin zu einem zunehmend ausdifferenzierten
Sortiment in den Bereichen Bio, Regional und Transparenz.
Milch ist ein emotionales Produkt geworden, auch, weil es so
unmittelbar für die Natur selbst steht.
Zur Methodik
Der Werte-Index 2018 zeigt, wie häufig und in welchen Zusammenhängen
zehn grundlegende Werte in den deutschsprachigen
Social Media diskutiert werden. 79 Prozent der Deutschen über
14 Jahren sind aktive Internetnutzer (D21-Digital-Index 2016).
Damit sind die Ergebnisse aussagekräftig für den Wertewandel in
Deutschland. Im Vergleich mit den Ergebnissen der Werte-Indizes
2009, 2012, 2014 und 2016 können Veränderungen identifiziert
und nachverfolgt werden. Erstmals fließt Instagram als Social-Media
Quelle und damit Bildmaterial in die Analyse ein. Außerdem
werden zum ersten Mal die Beiträge von Influencern gesondert
analysiert. Damit werden Erkenntnisse über die Wertediskussion
der Meinungsführer in den Social Media möglich.
Für Hersteller und Handel gleichermaßen heißt das, stärker
die Sehnsucht nach Natur, aber auch nach den dahinterliegenden
Bedürfnissen wahrzunehmen. Das Verlangen nach Verbundenheit
mit der Welt und Umwelt, aber auch das Gefühl, mit seiner
eigenen Natur im Reinen zu sein. Biophile Unternehmensstrategien
erschöpfen sich nicht in der Begrünung einer Fassade oder
einem Label. Sie verstehen Unternehmen als Teil der Natur. Sie
stehen für das Bewusstsein über die Abhängigkeit von ihr und
die Verantwortung für sie. Einmal mehr gilt: Wie erfolgreich Unternehmen
diesen Wert umsetzen, ist nicht ausschließlich durch
Daten und Zahlen messbar, sondern vor allem durch Taten und
Verhalten.
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,,ICH BIN EIN
Neuwieder,
FAMILIENUNTERNEHMEN
DIE FITNESS FÜR’S HIER TRAINIERT WIRD.”
WEIL Marco Zurheide
S t arte d e i ne K a r r ie re !
www.food -ak ad emie.de
EDEKA Zurheide Feine Kost
Jahrgang 2000
05/18 milch-marketing.de 39