4 7 2019 | moproweb.de
Mit dem Milchfett
geht es wieder abwärts
Hauen und Stechen = Business as usual
Hö h e r w e r t i g e
Käse hat der Lebensmittelhandel
schon immer als
Renditebringer verstanden und
entsprechend behandelt. Dies
gilt und galt bei weitem nicht
für „normale“ Milcherzeugnisse.
Joghurt-, sprich Fruchtjoghurthersteller
können ein Lied
davon singen, wie ein ganzes
Segment durch Dauerpreisaktionen
beschädigt werden kann,
im Image ebenso wie in der realisierbaren
Marge.
Umso überraschender und
auf den ersten Blick willkommener
erschien es, dass der
deutsche Handel ausgerechnet
Butter in letzten Zeit als Renditeverbesserer
entdeckt zu haben
schien. Tendenziell waren
die Preise für Milchfett ja schon
ca. seit Ende 2016 im Steigen
begriffen. Lagen die Kilopreise
nach Daten der ZMB für Butter
damals bei um die 4 €, so sind
sie bis Ende 2018 bei ca. 7,50 €
angekommen – was inzwischen
wohl auch einen Höchststand
markiert, denn nun bewegen
sich die Preise wieder nach unten.
Auch wenn das aktuelle Niveau
auch im längeren Zeitvergleich
(2012 lag der Butterpreis
bei gerade einmal ca. 2,70 €)
immer noch als gut bezeichnet
werden darf.
Beim mengenmäßigen Absatz
ergaben sich, kaum übermi
| mi-Meinung
raschend, Veränderungen,
in der Billigphase der 2010er
Jahre wurden ca. 24.500 t/
Monat abgesetzt, in der Hochpreisphase
waren es nur noch
gut 20.000 Tonnen. Ganz klar:
je höher der Preis, desto geringer
die Nachfrage – die ökonomischen
Gesetze gelten also
weiterhin auch für Milchfett.
Während die Mengen natürlich
physisch zu 100 % bewegt
wurden, kamen die genannten
Erlöse selbstverständlich nicht
bei den Molkereien und Milcherzeugern
an. Lagen die Großhandelspreise
Ende 2017 noch auf
einem Maximum von 7 €, so
bewegten sich die Marktpreise
im Januar 2019 unter 5 €. Um
die Jahreswende 2018/19 rief
der Großhandel nicht ganz 6 €
für das Kilogramm auf, aber die
Abgabepreise im LEH erreichten
fast 8 €. Dies zeigt deutlich
auf, dass die Handelsketten
genug Mut gefasst hatten, den
Konkurrenzkampf ausnahmsweise
einmal nicht mehr beim
Milchfett auszutragen, sondern
stattdessen auf höhere Margen
setzten. Inzwischen hält der
Handel seine 2-€-Gewinnspanne
bei Butter nicht mehr, offenbar
soll über niedrigere Preise mehr
Absatz gemacht werden. Das
Preisniveau ist nun so deutlich
rückläufig, dass manche an der
Molkereifront schon von einer
sehr schlecht laufenden Fettverwertung
sprechen. Die Zeit,
in der Milchfett die Gesamtverwertung
nach oben ziehen
konnte, dürfte fürs Erste wohl
vorbei sein.
Seit Februar dieses Jahres
beobachtet der Verband der
Milcherzeuger Bayern eine
stetig rückläufige Preisbewegung
bei den Monatskontrakten
zwischen Herstellern und
Abnehmer von Butter. Von einer
bloßen Marktdelle, auf die
im Frühjahr nach einer kurzen
Erlösstabilisierung noch gehofft
werden durfte, könne
bei Milchfett derzeit keine Rede
mehr sein, lautet die Aussage
der Münchener Organisation.
Befeuert wird der Preisverfall
eindeutig durch den mit voller
Wucht neu entflammten Wettbewerb
unter den Händlern,
der auch und gerade wieder bei
Butter ausgetragen wird, diesmal
auch Premiumprodukte aus
Irland oder den Niederlanden
trifft und in dem der gewohnte
Respekt gegenüber Aldis
Preispolitik zunehmend verloren
geht. Hauen und Stechen
sind zurück, es herrscht wieder
„Business as usual“ bei Butter,
denn der Mengenabsatz an
Milchfett litt eben zu stark unter
der „Hochpreisphase, meint
Roland Soßna.
ROLAND SOSSNA
REDAKTION