Anlagenbediener müssen nach der CIP das Eckrohrsieb zur Kontrolle oder Reinigung
öffnen – hier lauern Unfälle
7 2019 | moproweb.de 27
tung leerlaufen. Anschließend lösten sie die
restlichen Flanschverbindungen. Beim Entfernen
der vorletzten Schraube kam aus
der gelösten Flanschverbindung plötzlich
heiße Lauge. Wie war das möglich?
Der Anlagenbediener in der Schaltwarte
hatte die CIP für den Würzeerhitzer gestartet,
während die Schlosser mit der Reparatur
des CIP-Ventils beschäftigt waren. Ihm
war nicht bewusst, dass das zu reparierende
CIP-Ventil an derselben Vorlaufleitung
angeschlossen ist. Von der Schaltwarte aus
konnte er nicht erkennen, dass das Ventil
ausgebaut war.
Überblick behalten:
Sicherheitsmatrix
Der Unfall zeigt: Bei komplexen Anlagen
ist ein erhöhter Aufwand notwendig, um
Gefährdungssituationen, die sich aus der
Verknüpfung von Anlagenteilen und Leitungsverbindungen
ergeben können, zu
verhindern. Die Maschinenrichtlinie fordert,
dass vom Einschaltort aus alle Gefahrstellen
einsehbar sein müssen. Ist dies z. B. wegen
der räumlichen Ausdehnung einer Maschine
bzw. Anlage nicht möglich, muss die Sicherheit
anders gewährleistet werden.
Priorität haben wieder technische willensunabhängige
Maßnahmen wie Sicherheitsschalter
an Öffnungen, aus denen gefährliche
Medien austreten können, z. B. Mannlochklappen.
Diese sind aber bei der Instandhaltung
nicht immer wirksam bzw. anwendbar.
Denn hierbei werden Leitungen auch dort
offengelegt, wo es für den Betrieb nicht
vorgesehen ist, z. B. an Ventilknoten. Dann
sind technisch unterstützte organisatorische
Maßnahmen angesagt. Zunächst muss das
Instandhaltungspersonal vor Ort die Möglichkeit
haben, jegliche gefährliche Funktion
einschließlich ihres Einschaltens durch Dritte
– insbesondere von entfernten Orten – zu
verhindern. Dies können abschließbare Reparaturschalter,
Absperrventile mit Stellungsrückmeldung
oder ein passwortgeschützter
Reparaturmodus sein.
Darüber hinaus muss der zu wartende
oder zu reparierende Bereich möglichst
systematisch gegen den Zulauf gefährlicher
Medien gesichert werden. Einen
Überblick über das Ventilgewirr kann z. B.
eine Sicherheitsmatrix verschaffen. Damit
lassen sich alle Verbindungskombinationen
der Leitungen an einem Ventilknoten darstellen.
Dazu werden alle Aktoren (Pumpen,
Ventile) erfasst und in einer Matrix
allen möglichen Stellen der Anlage, wo der
geschlossene Kreislauf geöffnet werden
kann, gegenübergestellt. Danach wird ermittelt,
welche Aktoren bei Öffnen eines
bestimmten Zugangs abgeschaltet und
welche Wege versperrt werden müssen.
Auf diese Weise lässt sich ein zu wartender
Bereich exakt abkoppeln und ausblenden.
Die einzelnen Bereiche werden durch abschließbare
Schalter oder gleichwertige
Einrichtungen an den zentralen Schaltelementen
außer Betrieb gesetzt. Das versehentliche
Auslösen gefährlicher Funktionen
wird so verhindert.
Weitere organisatorische
Maßnahmen
Gefährdungen bei parallel zur CIP laufenden
Arbeiten erfordern zusätzlich ein organisatorisches
Maßnahmenpaket. Hierzu gehört
auch die Zuflussverhinderung durch Schließen
von Absperreinrichtungen oder Blindflansche.
Die beschriebenen Maßnahmen
müssen durch eine geplante Vorgehensweise
ergänzt werden, die die Einbeziehung
aller Beteiligten gewährleistet:
• Erarbeitung einer Betriebsanweisung und
eines Freischaltscheins für Reparaturarbeiten
mit konkreten Festlegungen wie:
– 4-Augen-Prinzip: Der verantwortliche
Anlagenfahrer erteilt die Freischaltung,
ein zweiter Anlagenfahrer bestätigt sie.
– Der Techniker/Schlosser quittiert zusätzlich,
dass er sich von der Freischaltung
und Gefahrlosigkeit überzeugt hat.
• Unterweisung der Beschäftigten über Prozessabläufe
insbesondere in den angrenzenden
Bereichen (Schnittstellen).
Nur wenn technische Schutzmaßnahmen,
klar geregelte Abläufe sowie persönliche
Kompetenz und Umsicht nahtlos ineinandergreifen,
können Unfälle wie die beschriebenen
vermieden werden.
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