mi | Technik/IT
Bei Eckrohrsiebe kommt es immer wieder zu schweren Verätzungen mit Lauge oder
zu Verbrühungen durch Dampf (Foto: BGN)
öffnete, wurde er mit heißer Natronlauge
übergossen. Er zog sich schwere Verbrühungen
und Verätzungen an Oberkörper
und Armen zu. Was war schiefgelaufen?
Die Anlage war 10 Stunden mit heißer Natronlauge
gereinigt worden. Die abschließende
Wasserspülung musste separat eingeleitet
werden. Als M. das Eckrohrsieb an diesem
Tag ausbaute, war er davon ausgegangen,
dass die Wasserspülung abgeschlossen sei.
Aber er hatte versehentlich den letzten Arbeitsschritt
„Wasserspülung“ nicht gestartet
und so befand sich im Rohrsystem noch unter
Druck stehende heiße Lauge.
Die Unfalluntersuchung der BGN ergab:
Am Eckrohrsieb waren keinerlei Schutzmaßnahmen
vorhanden, die einem unkontrollierten
Austritt von gefährlichem
Reinigungsmedium entgegengewirkt oder
zumindest die mögliche Schadensschwere
verringert hätten. Bereits der Hersteller
hätte in seiner Risikobeurteilung diese Gefahr
feststellen und Schutzmaßnahmen
am Eckrohrsieb vorsehen müssen. Auch
der Betreiber hätte bei einer gewissenhaft
durchgeführten Gefährdungsbeurteilung
auf dieses Risiko stoßen müssen. Die Gefährdungsbeurteilung
aber war hier unvollständig.
Sie berücksichtigte nur den Gefahrstoff,
nicht aber die konkreten Tätigkeiten
des Anlagenbedieners.
26 7 2019 | moproweb.de
Milchrohrverschraubung
– eine einfache technische
Schutzvorrichtung
Als einfach und kurzfristig durchführbare
technische Schutzmaßnahme wurde das
Eckrohrsieb mit einer Milchrohrverschraubung
ausgerüstet. Weil Flüssigkeit auch
deswegen schlagartig austritt, weil sich zunächst
festgebackene Dichtungen plötzlich
lösen, wurde zusätzlich eine Vorrichtung
angebracht, die den Siebeinsatz beim Aufdrehen
zwangsläufig ganz langsam herauszieht.
So kann verhindert werden, dass sich
ein verklebter Einsatz nach dem Abschrauben
des Verschlusses löst und schlagartig
gefährliche Flüssigkeit austritt.
Eine Bohrung in dem bedienerabgewandten
Bereich der Verschraubung kann beim
Öffnen anstehende Flüssigkeit rechtzeitig
erkennen lassen, da kleinere Mengen
austreten. Dies senkt die mögliche Verletzungsschwere.
Ein Ablasshahn zur gezielten
Entleerung ist sinnvoll. Bemerkt der Bediener
während der Arbeit anstehende Flüssigkeit,
kann er diese über den Hahn ablassen.
Die BGN empfiehlt diese einfache, aber
vielerorts unbekannte Lösung. Sie ist vor
allem bei anstehender Flüssigkeit wirksam.
Die BGN wird diese technische Schutzmaßnahme
auch in die Normungsgremien einbringen.
Ziel ist, dass Eckrohrsiebe künftig
ausschließlich mit Milchrohrverschraubungen,
Zwangsöffnung und Ableitvorrichtung
ausgestattet sind.
Allerdings wirkt diese Maßnahme nicht,
wenn die Verschraubung schon abgenommen
wurde und die CIP unerwartet anläuft
– z. B. weil der Anlagenfahrer die CIP
gestartet hat in der Annahme, dass alle
Austrittsöffnungen sicher verschlossen seien.
Deshalb muss der Verschluss auch eine
Verriegelung haben. Sie setzt beim Öffnen
die Pumpen der Anlage still und unterbindet
den Anlauf, wenn der Verschluss offen ist.
Kritische Situation
Instandhaltung –
ein Unfall
Zu Unfällen kommt es auch bei Reparatur-,
Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, weil
hier die normalerweise geschlossenen Systeme
geöffnet werden. Dabei kann unerwartet
Dampf oder Lauge austreten, wenn die
Reinigung versehentlich gestartet wird oder
Wege falsch geschaltet sind. So geschehen
in einer Brauerei bei einem Dichtungswechsel
an einem Ventil im CIP-Kreislauf. Zwei Betriebsschlosser
erlitten Verletzungen durch
unerwartet herausfließende Lauge.
Das Ventil liegt im CIP-Vorlauf zur Heißwürzepumpe
an der Würzepfanne. Der Anlagenbediener
der Schaltwarte Sudhaus überprüfte
den betreffenden Bereich im Leitstand
und überzeugte sich davon, dass kein Prozess
lief und die Wege mit Wasser gespült waren.
Das zu reparierende Ventil wurde von der
Energieversorgung getrennt, sodass es nicht
mehr geschaltet werden konnte und gefährliche
Bewegungen ausgeschlossen waren. Danach
erhielten die Schlosser eine mündliche
Reparaturfreigabe.
Sie lockerten einen Teil der Flanschverbindungen
des Ventils und ließen die Lei-
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