Quelle: eigene Darstellung
Quelle: eigene Darstellung
Tabelle 3: Beispielhafte Deckungsbeitragskalkulation
der beiden Schnittkäsevarianten
Tabelle 4: Vergleich der Rechenergebnisse
des Verwertungsmodells
Schnittkäse 40 %
Fett i. TM
Schnittkäse 42 %
Fett i. TM
Erlös pro kg Käse (EUR) 3,20 3,20
Erlös Molke-TM: TM % *
Menge Molke * 0,30 EUR/kg
0,18 0,17
Summe Erlöse 3,38 3,37
Variable Herstellkosten
(EUR)
0,25 0,25
Kosten Fettverbrauch:
FE * 4,48 Ct/FE
0,95 1,00
Kosten Eiweißverbrauch:
EE * 4,56 Ct/EE
1,54 1,49
Deckungsbeitrag 1 0,64 0,63
Schnittkäse 40 %
Fett i. TM
Schnittkäse 42 %
Fett i. TM
Schnittkäse-Herstellmenge
(kg)
970.874 1.010.838
Rahmversand (kg) 485.437 437.468
Molke-Trockenmasse (kg) 564.738 567.832
Gesamt-Deckungsbeitrag
mit Rohstoffkosten (EUR)
522.899 555.643
7 2019 | moproweb.de 37
Welche dieser beiden Käsevarianten liefert das bessere betriebswirtschaftliche
Ergebnis?
Dazu wird zunächst eine Vergleichskalkulation der beiden Varianten
durchgeführt. Es wird beispielhaft ein Käseerlös von 3,20 EUR/
kg Schnittkäse, ein Erlös von 0,30 EUR pro kg TM Molke flüssig und
von 0,25 EUR variablen Herstellkosten bei der Käseherstellung ausgegangen.
Die Fettwerte und Eiweißwerte werden aus dem Kieler
Rohstoffwert Mai 2019 hergeleitet und ergeben einen Fettwert
von 4,48 Ct/FE und aus dem Nichtfett abgeleitet einen Eiweißwert
von 4,56 Ct/Eiweißeinheit. Der Rohstoffwert frei Rampe beträgt
33,4 Ct/kg. Es ergeben sich folgende Deckungsbeiträge der beiden
Varianten (vgl. Tabelle 3):
Es ergeben sich kaum Unterschiede im Deckungsbeitrag zwischen
den beiden Varianten. Das überrascht auf den ersten Blick kaum,
da ja die verwendeten Fett- und Eiweißwerte nahezu identisch
sind. Trotzdem ist die beschriebene Vorgehensweise und das Ergebnis
nicht korrekt, da die beiden Varianten einen unterschiedlichen
Rohstoffeinsatz mit jeweils unterschiedlichem Fettgehalt
benötigen. In diesem Fall muss zur Entscheidungsfindung eine Verwertungsrechnung
durchgeführt werden, d.h. es muss ermittelt
werden, welche Variante basierend auf einer Ausgangsmilch mit
4,0 % Fett in der Summe das beste Ergebnis liefert.
Da die Käsereimilch im Beispiel jeweils weniger als 4,0 % Fett benötigt,
wird für den Fettüberschuss die einfache Möglichkeit eines
Rahmversandes mit 40 % Fett angenommen. Als Erlös für den Rahmversand
wird zunächst 4,48 Ct/FE plus 5 Ct/kg variable Herstellkosten
angesetzt. Daraus ergibt sich ein Erlös von 1,84 EUR/kg Rahm. Mit
diesen Informationen wird ein Verwertungsmodell auf der Basis des
mathematischen Optimierungsverfahrens der Linearen Programmierung
aufgesetzt: 10 Mio. kg Ausgangsmilch mit 4,0 % Fett sollen dabei
optimal in einen Schnittkäse mit 40 % Fett i. TM oder mit 42 % Fett i.
TM und der Fettüberschuss als Rahmversand verwertet werden.
Es ergeben sich folgende Herstellmengen und Ergebnisse, je nachdem,
welche Schnittkäsevariante produziert wird (vgl. Tabelle 4).
Hier zeigt sich, dass die Schnittkäsevariante mit 42 % Fett i. TM
etwa 33.000 EUR mehr Deckungsbeitrag bzw. ein um rund 3,3 Ct/
kg Käse besseres Ergebnis erbringt. Der Grund ist v.a. die höhere
Käseproduktion aufgrund des geringeren Rohstoffeinsatzes pro
kg Käse. Die Rahmversandmenge ist beim fetteren Schnittkäse geringer,
was bedeutet, dass die Fetteinheiten sich beim Schnittkäse
besser verwerten als beim Rahmversand.
Jetzt schließt sich die Frage an, bis zu welchem Rahmerlös bei
sonst gleichen Bedingungen sich das Fett im Schnittkäse besser
verwertet als beim Rahmversand. Hierzu werden im Verwertungsmodell
die Rahmerlöse so lange erhöht, bis die Variante Schnittkäse
mit 40 % Fett i. TM in der optimalen Lösung erscheint. Dies ist bei
einem Rahmerlös von rund 6,2 Ct/FE bzw. von mehr als 2,52 EUR/
kg der Fall (inklusive 5 Ct/kg variable Herstellkosten).
Dieses Ergebnis überrascht etwas, da es aussagt, dass im Fallbeispiel
bei einem Käseerlös von 3,20 EUR/kg es bis zu einem Rahmerlös
von 6,2 Ct/FE betriebswirtschaftlich sinnvoller ist, das Fett
möglichst im Käse zu verwerten.
Im Fallbeispiel ist das Milcheiweiss ein knapperer Faktor als das
Milchfett. Bei geringerem Rohstoffeinsatz und Eiweissverbrauch
mehr Käse zu produzieren überwiegt den Rückgang der Rahmmenge.
Nicht zu vergessen ist auch, dass auch Rahm einen Eiweißverbrauch
hat und bei einer geringeren Rahmproduktion auch wiederum
mehr Eiweiß für Käse zur Verfügung steht.
Fazit
Fragestellungen zur Verwertungsoptimierung lassen sich nicht
rein kostenrechnerisch lösen, sondern es muss eine Verwertungsrechnung
erstellt werden. Anhand eines Fallbeispiels wurde gezeigt,
dass es durchaus betriebswirtschaftlich sinnvoll sein kann,
den Fett i. TM-Gehalt eines Käses bei gleichbleibender Trockenmasse
zu erhöhen. Bei diesen und vergleichbaren Fragestellungen
empfiehlt sich der Einsatz von Verwertungsmodellen auf der Basis
von Linearer Programmierung. Dies um so mehr, wenn es viele Alternativen
der Fett- und Eiweißverwertung oder der Verwertung
anderer Inhaltsstoffe gibt, weil alle Möglichkeiten der Verwertung
simultan betrachtet werden müssen.