4 4/5 2021 | moproweb.de
Spaltung, Spaltung,
Spaltung
Gemeinsamkeit zählt längst nicht mehr
mi | mi-Meinung
Wir erleben eine
immer weiter
gehende Spaltung
quer
durch Gesellschaft und Wirtschaft
mit immer neuen Fronten,
die sich auftun. Mittlerweile heißt
es nicht mehr nur Alt gegen Jung,
Stadt gegen Land oder Links gegen
Konservative usw., auch der
Bauernstand zeigt sich völlig uneins.
Sichtbar wird dies nicht nur
über die seit vielen Jahren konträre
Position von Bauernverband
und Milcherzeugerorganisationen
wie dem BDM, sondern in jüngster
Zeit vor allem auch über den
offenbar unüberbrückbaren Gegensatz
zwischen „Zentraler Koordination
Handel Landwirtschaft“
und dem „Agrardialog“. Die Polarität
scheint sich auch noch einmal
komplett durch den Lebensmittelhandel
zu ziehen, wenn doch Ketten
wie Edeka, Aldi, Lidl, Rewe und
Kaufland im Agrardialog vertreten
sind, überdies auch noch der Bundesverband
des Deutschen Lebensmittelhandels,
während der
Handelsverband Deutschland, der
die eben genannten Häuser ebenfalls
irgendwie vertritt, sich im
Lager von Bauern- und Raiffeisenverband
befindet. Die beiden Seiten
sprechen offenbar nicht miteinander,
zumindest aber agieren
sie bewusst aneinander vorbei,
obwohl sie doch ein hehres gemeinsames
Ziel verfolgen, nämlich
nichts weniger als die nachhaltige
Verbesserung der wirtschaftlichen
Lage der Agrarier.
Wer sich derart auseinanderdividiert
oder auseinanderbringen
lässt, schmälert von vornherein
seine Aussichten auf Erfolg – sofern
das Vorhaben, den im beinharten
Wettbewerb stehenden
Handel zu zähmen, überhaupt eine
Aussicht auf Erfolg hat. Der LEH
geht mit Preisen und Lieferanten
ja nicht aus Bösartigkeit so um wie
wir es erleben, er muss die Käufer
in seine Läden ziehen, und dafür
hat er wenig Möglichkeiten außer
seinem Angebot = Preis. In höherpreisigen,
für den Mengenabsatz
aber untergeordnet wichtigen Geschäften
kann vielleicht noch mit
ein wenig Service und Erlebniswelt
gepunktet werden. Die Landwirtschaft
auf der anderen Seite produziert
zum guten Teil verderbliche
Produkte, diese auch noch im
relativen Überschuss, und kommt
dabei ganz natürlich mit den Erlösen
kaum zurecht. Der Ausgleich
wird nun darüber gesucht, dass
der LEH irgendwie dazu motiviert
werden soll, höhere Einkaufspreise
auf die Verbraucher zu überwälzen.
Die Redaktion wünscht
allen Beteiligten viel Glück für ihr
Vorhaben …
Was für eine Zeit lang scheinbar
funktionieren würde, wäre
eine staatliche Regulierung von
Preisen und Absatzgebieten. Hierüber
könnte man den Erzeugern
einen frei definierten Lebensstandard
sichern. Das hatten wir
allerdings schon und haben es
gern abgeschafft, aber in einer
Zeit, in der eine Rückkehr zum Sozialismus
als „progressiv“ bezeichnet
wird, scheint nichts mehr
undenkbar.
Der Bauernstand wäre gut beraten,
sich schnell zu einigen und
seine Position alsbald mit einer
Stimme vorzutragen. Denn wenn
die Bundestagswahl eine wie auch
immer geartete Koalition mit
starker Grüner Beteiligung hervorbringt,
wird die Spaltung noch
sehr viel weitergehen. Zweifelsfrei
wird der Koalitionspartner CDU/
CSU viele Grüne Positionen übernehmen,
um die Macht zu erhalten,
so wie er es seit 2018 mit der
SPD gehalten hat. Dann werden
mit Sicherheit der konventionelle
und der Biobereich, der Pflanzenbau
und die tierische Veredelung
sowie große und kleine Höfe gegeneinander
ausgespielt, damit
grüne Ideologie verwirklicht werden
kann. Gegen diese Bedrohung
wird sich nur eine geeinte Bauernschaft
wehren können, denkt Roland
Soßna.
ROLAND SOSSNA
REDAKTION
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