mi | EIT Food Report
Verbrauchervertrauen
in Lebensmittel
EIT Food Trust Report
8 3 2021 | moproweb.de
Prof. Klaus Grunert, Universität Aarhus: Die
Lebensmittelindustrie kämpft genauso mit
der schillernden Vielfalt des Nachhaltigkeitsbegriffes
wie die Verbraucher
Wie ist es um das Vertrauen der Verbraucher in das
Lebensmittelsystem und in Lebensmittelprodukte
bestellt? Diese Frage greift der EIT Food Trust Report
auf, der zusammen mit einem Konsortium von
akademischen Partnern durchgeführt wurde. Befragt wurden 19.800
Verbraucher in 18 europäischen Ländern. molkerei-industrie sprach mit
Co-Autor Prof. Klaus Grunert von der Universität Aarhus über die wichtigsten
Aussagen des Reports.
mi: Bitte stellen Sie die Umfrage kurz vor und erzählen Sie von Ihrer
Arbeit und Ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung
Grundert: Der Trust Report bringt das Vertrauen der Verbraucher in
die wesentlichen Akteure im Lebensmittelbereich – Landwirte, Lebensmittelhersteller,
Einzelhändler und Behörden – zum Vorschein. Wir haben
das Niveau an Vertrauen in verschiedenen Dimensionen gemessen und
wir haben untersucht, wie es sich auf die Beurteilung von Lebensmittelprodukten
und Lebensmitteltechnologien auswirkt. Die Umfrage folgt
einem verhaltenswissenschaftlichen Ansatz und stützt sich auf umfassende
Forschungsergebnisse zur Bildung sowie den Auswirkungen von
Vertrauen. Wir haben insgesamt 19.800 Verbraucher aus 18 verschiedenen
europäischen Ländern gefragt. Das macht den Bericht zum ersten
seiner Art in Europa.
mi: Warum halten so wenige Verbraucher die Lebensmittelindustrie
für nachhaltig?
Grunert: Nachhaltigkeit ist schwer zu beurteilen – es ist ein mehrdimensionaler
und komplexer Begriff. Das macht es auch für Verbraucher
schwer, die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu beurteilen.
Zudem gibt es nicht so viele objektive Indikatoren. Man hört immer
wieder von Greenwashing, und Verbrauchern fällt es oft immer noch
schwer, nachhaltige Produkte zu identifizieren.
mi: Ist die Lebensmittelindustrie tatsächlich so wenig nachhaltig,
oder wird sie in den Medien nur schlecht gemacht?
Grunert: Ich glaube, dass die Industrie genauso mit der schillernden
Vielfalt des Nachhaltigkeitsbegriffes kämpft wie die Verbraucher,
aber die Lebensmittelindustrie sollte die Ressourcen haben, objektive
Ziele zu setzen, zu verfolgen und auch effektiv zu kommunizieren.
mi: Was kann die Branche tun, um ihr Image in Sachen Nachhaltigkeit
zu verbessern?
Grunert: Die Branche muss zeigen, dass sie versteht, was Nachhaltigkeit
bei der Lebensmittelproduktion bedeutet und dass sie
die Nachhaltigkeitsproblematik ernst nimmt. Sie muss zeigen, dass
sie konkrete Handlungspläne hat um die Nachhaltigkeit zu verbessern.
Und vor allem muss sie für mehr Transparenz sorgen. In dem
Kontext ist die Frage eines umfassenden Eco-Labels von besonderer
Bedeutung.
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