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Qualitätskultur
Überformalisierung und halbherzige Motivation führen nicht zum Ziel
Unser Autor: Florian Frankl ist Trainer und Berater für modernes Qualitätsmanagement bei „Q-Enthusiast“ und Qualitätsleiter
beim Proteinpulver-Spezialisten und Zulieferer für Unternehmen der Säuglingsnahrungs- und Lebensmittelindustrie,
MILEI GmbH. Für die Weiterentwicklung von Mitarbeitern und Teams nutzt er als zertifizierter Berater das Wertesystem
der „9 Levels of Value Systems“. Mit Wertesystemen Menschen, Teams und Organisationen entwickeln. Mehr erfahren:
www.q-enthusiast.de/werte
Im Management allgemein und besonders im Qualitätsmanagement
fragen wir uns, warum Mitarbeitende gerade in wichtigen
Details oft nicht unsere Erwartungen erfüllen. Haben wir nicht
genau genug erklärt? Sind die Vorgaben nicht detailliert und ausführlich
genug? Und intuitiv stecken wir in der Falle und erreichen genau
das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen.
Die meisten Unternehmen sind überformalisiert. Über ein Drittel meiner
Kunden teilt mir vor der Zusammenarbeit mit, dass sie als Qualitätsbeauftragte
die meiste Zeit mit dem Management von Dokumenten beschäftigt
sind. Das hat mit Qualitätskultur wenig zu tun. Und der Versuch von Führungskräften,
mit Boni zu motivieren, damit Unachtsamkeiten, Fehler oder
Missverständnisse weniger häufig auftreten, scheitert nicht selten. Dahinter
steckt ein großer Denkfehler, denn auch monetäre Anreize fördern
Qualitätskultur nur sehr bedingt und nicht nachhaltig. Menschen werden
von zu vielen unterschiedlichen Motiven angetrieben.
Wer sind die wahren Helden
im Unternehmen?
Auch heute noch glauben viele Führungskräfte, dass sie die Zugpferde
der Organisation sind. Mit ihrer Arbeit an Strategien und Prozessen
und den daraus resultierenden Entscheidungen leisten sie
ohne Frage einen wertvollen Beitrag.
Führung bedeutet aber nicht nur, Strategien vorzugeben und Prozesse
zu definieren. Es wird immer Punkte geben, an denen etwas nicht so
funktioniert, wie gedacht. Und je mehr Mitarbeiter-Zahnrädchen wissen,
was sie tun müssen, um den Unternehmensmotor am Laufen zu halten,
desto größer ist der Unternehmenserfolg. Intuitiv zu wissen, was in Sachen
Qualität in welcher Situation zu beachten ist und auch ohne Anweisung
entsprechend zu handeln: das bezeichne ich als gute Qualitätskultur.
Im Führungsalltag oft unberücksichtigt bleiben die Werte der Menschen.
Dahinter stecken die Gründe, warum Menschen handeln wie sie handeln. Das
bei den eigenen Mitarbeitenden zu wissen, ist ein Schlüssel guter Führung.
28 3 2021 | moproweb.de
Das erlebe ich täglich mit meinen knapp 40 Mitarbeitenden in QM, QS und
Labor. Mir ist bei der Führung wichtig, dass jedes Teammitglied weiß, in welcher
Aufgabe und Situation sie und er „Held im Unternehmen“ ist.
Fünf Zutaten für mehr Qualitätsbegeisterung
So, genug auf dem Management herumgehackt. Wie können Sie nun
vorgehen, um Ihre Belegschaft zu mehr Qualitätsbewusstsein und
zu entsprechenden Handlungen motivieren? Die folgenden fünf Zutaten
helfen Ihnen dabei:
Personality
Berücksichtigen Sie die Persönlichkeit Ihrer Mitarbeitenden. Eine Buchhalterin
folgt anderen beruflichen Werten, als ein Vertriebler und dann
kommen noch die Unterschiede von Mensch zu Mensch dazu. Das sollte
Einfluss auf die Art Ihre Ansprache und Argumentation gegenüber diesen
Personen haben.
Curiosity
Der Mensch ist von Natur aus ein neugieriges
Wesen. Aber auch das, was Neugierde
und Wissensdurst bedeuten,
ist sehr individuell. Über
Themen, für die Menschen
sich interessieren, wollen
sie mehr wissen. Mehr Wissen
erlaubt Ihnen, dort mehr
Kompetenz aufzubauen. Und
zwar auf freiwilliger Basis.
Ohne Zwang. Finden Sie heraus,
welche Aspekte für die Mitglieder
Ihrer Teams interessant sind.
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