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Warentermingeschäfte
Milchbranche sammelt Know-how zur Absicherung von Rohstoffpreisen
Die Bremer Landesbank (BLB) ist seit Jahren Spezialist
und zuverlässiger Partner in den Segmenten Rohstoffmanagement
und -finanzierung. Die Bank veranstaltete
kürzlich ihren zweiten Milchwirtschaftstag,
bei dem sich Geschäftsführer, Vorstände und Händler der
milchverarbeitenden Industrie über die jüngsten Entwicklungen
auf dem Milchmarkt informierten.
Ein zentrales Thema der Branche sind die zunehmenden Preisvolatilitäten.
Ein wirksames Instrument für ein aktives Risikomanagement
könnte das Absichern von Rohstoffpreisen durch
Warentermingeschäfte sein. Michael Lutzke, Spezialist Risikomanagement
Agrar bei der BLB, verwies darauf, dass die Anzahl
aktiver Unternehmen steige und der Markt erkennbar liquider
werde. Generell seien die Einsatzmöglichkeiten von Warentermingeschäften
sehr vielfältig und müssten immer auf die individuellen
Gegebenheiten vor Ort abgestimmt werden. Lutzke: „Gerade
Marktteilnehmer ohne bisherige Erfahrungen in diesem Bereich
assoziieren fälschlicherweise schnell Attribute wie ‚Spekulation‘
und ‚Risiko‘ mit Börsengeschäften. Wer näher hinschaut merkt
jedoch, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Warenterminmärkte
sollen Kalkulationssicherheit geben und Preisrisiken reduzieren.
Zudem können sie marktabhängig immer dann eingesetzt werden,
wenn der physische Markt nicht so genutzt werden kann, wie
man es gerne möchte.“
Neue Möglichkeiten für die Absicherung und Vermarktung von
Milchprodukten präsentierte Lutzkes Kollegin Hella Otten, Spezialistin
Risikomanagement Agrar. Laut Otten stellen der Prämienkontrakt
und seine Abwicklung über die Börse eine gute Alternative
dar. Die Vertragsparteien könnten unabhängig voneinander
ihren Preis an der Börse fixieren. Otten: „Dabei bietet das Modul
Trade Registration eine gute Variante. Auch die Schließung der
Kontrakte über den Weg des Cash Settlements ist eine geeignete
Möglichkeit.“
Zudem zeigte Dr. Henning Brand-Saßen, Spezialist für Ernährungswirtschaft
bei der BLB, auf, wie sich Warentermingeschäfte
am besten in Molkereien implementieren lassen. Sein Fazit: „Der
Aufwand der Implementierung ist sehr unterschiedlich, abhängig
von der Intensität und der Zielrichtung des Hedgings, von der Organisationsstruktur
sowie von internen (Kontroll-)Vorgaben. Der
Beratungsansatz, den die BLB gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Ernst & Young entwickelt hat, bietet durch
einen modularen Aufbau eine passgenaue und individuelle Lösungsmöglichkeit.“
Thomas Brand berät seit mehr als 15 Jahren ausländische Investoren
bei ihren Investitionen und Transaktionen in Russland.
Der Rechtsanwalt erläuterte den Rechtsrahmen und die Realität
Gestalter und Referenten des zweiten Milchwirtschaftstages
der BLB: (v.l.) Claus Meyer, Hella Otten, Dr. Henning Brand-Saßen
(BLB), Thomas Brand, Michael Lutzke (BLB), Monika Wohlfahrt
(ZMP), Christian Veit (BLB), Björn Nullmeyer (Vertriebsvorstand
der BLB), Georg Herbertz, Heiko Schöning (BLB), Dirk Lenders
(Lebensmittel Zeitung) und Wolfgang Feldhege (BLB) (Foto: BLB)
für ausländische Milchproduzenten in Russland. Der Investitionsbedarf
in der Milchwirtschaft betrage rund zehn Milliarden
Euro. Trotz des Embargos und der derzeitigen politischen Krise
zwischen Moskau und Berlin sei das deutsche Know-how in Russland
sehr geschätzt. Zudem gebe es für deutsche Investoren
keinen Gegenwind. „Investitionen in Russland lohnen sich“ – so
sein Appell.
Rechtsanwalt und Handelsexperte Claus Meyer gab Einsichten
in den Vertrieb des Lebensmitteleinzelhandels. Dabei berichtete
er über den Kampf um Kostenoptimierungen, Marktanteile und
Rendite und wie die Milchindustrie darauf reagieren sollte. Seine
Ratschläge: Sie sollte auf Produkte setzen, die den Endverbraucher
überzeugen und die ihr Geld einschließlich auskömmlicher
Margen wert sind. Meyer: „Die Frage ist: Welche Waren ‚drehen‘
sich? In der Regel sind das starke Marken. Viele Verbraucher verlangen
nach ihnen und kaufen sie regelmäßig ein.“ Die Konzentration
auf starke Marken bedeute auch, den Wildwuchs im Produkt-
und Markenportfolio einzudämmen. Der 45. Erdbeerjoghurt im
Niedrigpreissegment werde vom Konsumenten nicht mehr wahrgenommen.
Außerdem rät der Experte Molkereien dazu, den Kundenstamm
im Inland auszubauen und nicht auf einen oder wenige
Teilnehmer im LEH zu setzen, den Export zu forcieren, branchenweit
zusammenzuarbeiten und nach Synergien und intelligenten
Kooperationen zu suchen.
6 2017 | moproweb.de 51