Nachhaltigkeits-Pionier
Berglandmilch ist Österreich größtes
milchverarbeitendes Unternehmen.
Etwa 40 Prozent der österreichischen gentechnikfrei
erzeugten Rohmilch werden in
den einer der zwölf Molkereien oder Käsereien
dieser Genossenschaft unter den
Marken „Schärdinger“, „Lattella“, „Desserta“
„Stainzer“ oder „Tirol Milch“ verarbeitet.
In Deutschland haben sich vor allem
die Käse aus der Käserei in Wörgl einen
Namen machen können. Das sind unter
anderem die gereiften Schnittkäse „Tiroler
Adler“, „Felsenkeller“ oder der „Urtyroler“.
Das Werk Wörgl zählt zu den nachhaltigsten
Molkereien in Europa und ist seit
einem Jahr klimapositiv. Auch ein Grund, warum die Milchprodukte
der Tirol Milch nicht nur im Bundesland Tirol einen besonderen
hohen Stellenwert bei Handel und Verbrauchern genießen.
Milch-Marketing: Herr Kotzauer, die Tirol Milch-Molkerei
in Wörgl bezeichnet sich als einer der modernsten und
nachhaltigsten Milchverarbeitungsbetriebe Mitteleuropas.
Was heißt das konkret?
Gerald Kotzauer: Wir betrachten Nachhaltigkeit als ganzheitlichen
Ansatz für unser Unternehmen. Bei unserer Molkerei in
Wörgl spiegelt sich dieses Engagement in zahlreichen Maßnahmen
wider: Auf den Werksdächern sind beispielsweise Photovoltaikzellen
verbaut. In der Energiegewinnung setzen wir auf
unser Biomasseheizwerk direkt am Standort. Die Hackschnitzel
dafür stammen von unseren Bäuerinnen und Bauern aus Tiroler
Wäldern. Die gesamte im Werk Wörgl anfallende Abwärme wird
zudem in einem Wärmerückgewinnungsprojekt mit den Stadtwerken
Wörgl für über 2.000 Wörgler Haushalte wieder nutzbar gemacht.
Hier gäbe es noch zahlreiche weitere Beispiele.
Das Thema Nachhaltigkeit findet im Soge der aktuellen
Klimadiskussion besonders hohe Beachtung. Wie ist
Nachhaltigkeit im Marketing der Berglandmilch Genossenschaft
generell eingebunden?
Nachhaltigkeit bei Berglandmilch spiegelt sich in zahlreichen Maßnahmen
entlang der gesamten Wertschöpfungskette wider. Wir
versuchen diese Gesamtheit der Maßnahmen breit zu kommunizieren.
Das reicht von der PR-Arbeit über Social Media und Out-of-
Home Werbung bis hin zur Produktverpackung. Am Produkt wird
Nachhaltigkeit für KonsumentInnen letztlich am ehesten erlebbar.
12 • KOMPAKT S eptember 2021
„Klimaneutral können einige, Tirol
Milch ist klimapositiv“, sagt Gerald
Kotzauer, Geschäftsführer Verkauf und
Marketing der D-A-CH-Nationen.
Das wurde am Feedback zur Milch in der
Mehrwegglasflasche sehr deutlich.
Nachhaltige unternehmerische Aktivitäten
sind manchmal nur schwer
konkret messbar. Wie sagen Sie es
Ihren Kunden?
Die gesamte Wertschöpfungskette und
alle gesetzten Maßnahmen auf einmal abzubilden,
wäre wohl etwas viel auf einmal. Wir versuchen daher
stets Akzente zu setzen bzw. Übersichten zu schaffen und unsere
Kunden vor allem über die jüngsten Erfolge auf dem Laufenden
zu halten. Mit der Beschreibung konkreter Maßnahmen wird der
abstrakte Begriff der Nachhaltigkeit erlebbar.
Die Berglandmilch Genossenschaftsmolkereien produzieren
neben Trinkmilch auch noch Butter, Joghurt,
milchhaltige Desserts sowie Käse in allen Käsegruppen.
Wie nachhaltig sind hierfür die Verpackungen
ausgerichtet?
Im Vordergrund jeder Verpackungsanpassung stehen Produktqualität
und Lebensmittelsicherheit. In der Produktverpackung bei Lebensmitteln
haben sich Kunststoffe bewährt. Im engen Austausch
mit Verpackungsmittelherstellern schafft man aber sukzessive
Alternativen und arbeitet insbesondere auch an Materialstärkenreduktionen.
Erfolge sind beispielsweise unser wachsendes Glassortiment
und allen voran die Milch in der Mehrwegglasflasche, die
Käsescheiben in der Papieruntertasse, der Einsatz von Kartonmantelbechern
sowie die verstärkte Verwendung von Re-PET.
Der Lebensmittelhandel schaut bekanntlich immer sehr
genau auf die Einkaufspreise. Wie sehr werden nachhaltige
Leistungen vom Einkauf anerkannt und honoriert?
Ist es inzwischen mehr als nur eine Pflicht?
Es ist natürlich immer herausfordernd diese Maßnahmen in entsprechenden
Produktpreisen auch abbilden zu können. Tatsächlich
ist das für unsere VerkäuferInnen aber Tagesgeschäft. Wir
nehmen jedoch schon ein steigendes Bewusstsein für diesen
Themenbereich bei unseren Kunden wahr.