mi | Produktion
MHD produziert. Diese Produktionsmengen, denen keine aktuelle
Kundennachfrage gegenübersteht, sind bei der Berechnung
der optimalen Losgrößen zu berücksichtigen. Auf der anderen
Seite kann die vertraglich abzunehmende Milchmenge auch kleiner
als die zur Abdeckung der Marktnachfrage erforderlichen
Menge sein. In diesem Fall sind eventuell entstehende Zusatzkosten
durch höhere Preise der am Spotmarkt zu beschaffenden
Milchmengen ebenfalls im Modell zu integrieren, da in diesem Fall
Produktionslose eher verkleinert werden.
8. Stellen Sie sicher,
dass mögliche Einsparpotenziale
auch realisierbar sind
Ist das Ergebnis einer Losgrößenoptimierung die Reduktion der
Lose und damit die Reduktion des Losgrößenbestandes im Lager,
sollte final geprüft werden, ob die ausgewiesenen Potenziale auch
GuV-wirksam werden. Dies ist im Fall der Reduktion von Losen nur
dann möglich, wenn im Bereich des Lagers beispielsweise keine
Mindestkapazitäten mit einem Lagerdienstleister vereinbart worden
sind, die durch die Optimierung unterschritten würden. Des
Weiteren müssen durch zusätzliche Rüstvorgänge in der Produktion
freie Produktionszeiten und die entsprechende Man-Power
verfügbar sein, um Einsparpotenziale nicht durch reduzierte
Produktionsmengen und entgangene Verkäufe zu eliminieren. Ist
das Ergebnis einer Losgrößenoptimierung die Erhöhung der Lose,
kommen Einsparpotenziale nur dann, wenn Rüstkosten auch tatsächlich
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reduziert werden können. Dies ist in der Regel mit einer
Personalreduktion verbunden, da Rüstvorgänge entfallen. In der
finalen Projektphase sollten Sie alle kalkulatorischen Ergebnisse
nochmals auf den Prüfstand stellen und auf die praktische Umsetzbarkeit
hin validieren. Wem nützen Einsparungen auf dem
Papier, wenn diese am Ende nicht GuV-wirksam im Jahresabschluss
erscheinen?
9. Warten Sie nicht
mit der Umsetzung, starten Sie
sofort mit ausgewählten Artikeln
Oftmals wird im Endspurt eines Optimierungsprojekts die Umsetzung
entweder verschoben oder gar gänzlich unterlassen. Machen
Sie diesen Fehler nicht, sondern starten Sie unmittelbar mit der
Umsetzung Ihrer Ergebnisse. Hierzu bietet sich eine Priorisierung
der Artikel an. Berechnen Sie pro Artikel das Einsparpotenzial je
Mengeneinheit und starten Sie die Umsetzung mit jenen Artikeln,
die das höchste relative Einsparpotenzial aufweisen und von der
Produktion als wenig kritisch angesehen werden. Die Umstellung
auf optimale Losgrößen sollte nicht auf einen Schlag über das
gesamte Portfolio, sondern sukzessive über verschiedene Artikelkategorien
vorgenommen werden, um sich der Realisierung des
Gesamtpotenzials in Schritten zu nähern und etwaige Risiken zu
minimieren.
10. Machen Sie sich
das Pareto-Prinzip zu Nutze
Eine gute Nachricht zum Schluss: das Pareto-Prinzip bzw. die 80-zu-
20-Regel greift oftmals auch im Bereich der Losgrößenoptimierung.
Dies bedeutet, dass Sie in vielen Fällen 80 % des ermittelten
Einsparpotenzials mit nur 20 % des Aufwands, also einer relativ
geringen Anpassung Ihrer Produktionslosgrößen erzielen können.
Machen Sie sich dies zum Vorteil, um z. B. kritische Kollegen mit nur
kleinen Veränderungen in den operativen Abläufen zu überzeugen
und den Effekt Ihres Projekts ohne große Eingriffe nachweisen zu
können. Je nach Schwierigkeit der Umsetzung in den operativen
Produktionsabläufen kann es auch sinnvoll sein, auf das optimale
Ergebnis zu verzichten und sich mit den oben genannten 80 % zufrieden
zu geben.
Fazit
Die Überprüfung aktueller und die Kalkulation optimaler Losgrößen
in der Produktion sollten Sie regelmäßig vornehmen, da in Zeiten
von schnelllebigen Märkten, sich verändernden Sortimenten
und Kostenstrukturen sowie neu auftretenden operativen Restriktionen
die Einflussfaktoren auf Ihre individuelle Losgrößenlogik
sich beständig wandeln. In der Praxis produzieren eine Vielzahl von
Unternehmen noch lange nicht im Kostenoptimum, sodass signifikante
Einsparpotenziale liegen bleiben. Das optimale Los in Ihrer
Produktion lässt sich in der Regel nicht auf einen Blick erkennen
und bedarf sorgfältig ausgearbeiteter Analysen. Ertrag der Bemühungen
ist in vielen Fällen ein signifikanter Effekt auf Ihre GuV,
mit Einsparungen – je nach Unternehmensgröße und Sortimentsstruktur
– im deutlich sechsstelligen Bereich.
Eine stringente Unterteilung der entscheidungsrelevanten
Kostenpositionen nach fixen und variablen Kosten ist zur korrekten
Bestimmung optimaler Losgrößen unumgänglich (Foto:
iStock/GCShutter)