Statement ❙ Gastautor
Nährwertkennzeichnung
Labelsalat
Zurzeit sprießen in unseren Nachbarländern unterschiedlichste Systeme einer
vereinfachten Lebensmittelkennzeichnung aus dem Boden. Die Föderation der schweizerischen
Nahrungsmittelindustrien (fial) lehnt eine Ampelkennzeichnung nach wie vor ab.
Ein Beitrag von Dr. Lorenz Hirt, Co-Geschäftsführer der fial.
Die Allianz der Konsumentenschutz-
Organisationen hatte als Schwerpunkt
für das Jahr 2018 insbesondere die Einführung
eines Ampelsystems für Lebensmittel
gefordert. Diese Forderung im Jahr
des Inkrafttretens des Largo-Paketes, mit
dem der Konsument über so viele Informationen
über Lebensmittel verfügen wird
wie noch nie, irritierte die fial. Es schien
uns sinnvoller, erst einmal die Revision zu
verdauen und abzuwarten, wie der Konsument
überhaupt auf die neuen Informationen
reagiert.
Nichtsdestotrotz ging die Entwicklung weiter.
Der Konsumentenschutz hat Umfragen
gemacht, welches Ampelsystem die Konsumenten
bevorzugen (nicht aber, ob sie überhaupt
eines wollen, respektive, ob sie auch
dann noch eines wollen, wenn Zusatzkosten
entstehen!)
In Frankreich wurde Nutriscore eingeführt,
Belgien möchte nachziehen und Danone
erste Produkte mit Nutriscore auch in der
Schweiz verkaufen. In Italien wird an einem
System gearbeitet, das die GDA-Werte als
Batterien darstellen will. England führt sein
klassisches Ampelsystem weiter und andere
Staaten vertrauen auf das Healthy Choice
Label. A big mess!
Dieser ganze Labelsalat rührt letztlich daher,
dass sich die EU-Kommission nicht auf die
gemäss LMIV längst fälligen Nährwertprofile
und freiwilligen Kennzeichnungsmodelle
festlegen will. Die fial beobachtet die daraus
resultierenden nationalstaatlichen Entwicklungen
sehr genau. In den fial-Gremien
konnte sich aber noch keines der näher untersuchten
Systeme durchsetzen. Dies, weil
sich letztlich jedes System, das Lebensmittel
klar als gesund oder ungesund kategorisiert,
Italien schlägt eine
weitere Variante
der Nährwert-
Kennzeichnung vor:
Die Batterie, bei der
Energiegehalt und
der Gehalt an Fett,
gesättigten Fettsäuren,
Zucker und Salz
als Prozentanteil des
täglichen Bedarfs
angezeigt werden.
selbst disqualifiziert. Es gibt keine per se guten
oder schlechten Lebensmittel, sondern
es geht um eine gesunde und ausgewogene
Ernährung, kombiniert mit genügend Bewegung.
So straft zum Beispiel die klassische englische
Ampel unbegründet auch Produkte
mit einem hohen Wert in der Ernährung ab.
Nüsse, Oliven- oder Rapsöl, also Produkte
mit hohem ernährungsphysiologischem
Wert, welche nur in kleinen Mengen gegessen
werden, würden klar rot markiert. Kochsalz
hätte vier grüne und einen roten Punkt,
obschon die referenzierten 100 Gramm pro
Tag einen durchschnittlich schweren Teenager
ohne weiteres töten würden.
Nutricore, das französische System, bewertet
Lebensmittel mit einer einzigen Farbe von
Grün bis Dunkelorange. Es will weiter gehen
14 01/19 m ilch-marketing.de