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Milch-Marketing_09_2016

Den Hinweis „Ohne Gentechnik“ findet man in erster Linie in der Warengruppe Trinkmilch. Zwar ist hier „Ohne Gentechnik“ nach wie vor eine Nische, hat aber schon eine recht eindrucksvolle Dynamik entwickelt. So sind die Absatzmengen über alle Trinkmilch-Segmente im ersten Halbjahr 2016 gegenüber den Vergleichszeiträumen der Vorjahre kontinuierlich gestiegen, und zwar von 1,70 Mio. t (2014) über 1,71 Mio. t (2015) auf mehr als 1,73 Mio. t. Auf Zwölfmonatsbasis (Juni bis Juni) ergeben sich dabei Gesamtmengen von 3,40 Mio. t (2013/14), 3,36 Mio. t (2014/15) und von 3,42 Mio. t (2015/2016). Laut der Gesellschaft für Konsumforschung liegt der Anteil von „Ohne Gentechnik“ im gesamten Trinkmilchmarkt mittlerweile bei beachtlichen acht bis neun Prozent (im Segment Frischmilch sogar bei 14 bis 15 Prozent und bei H-Milch bei unterdurchschnittlichen vier bis fünf Prozent). Eine schon respektable Größenordnung, besonders vor dem Hintergrund, dass in diesen Werten die Volumina der Bio-Trinkmilch noch nicht einmal einge- 16 09/16 · milch - marketing.de NEUES LABEL IN NIEDERSACHSEN? Niedersachsen plant ein neues Label für gentechnikfreie Produkte aus heimischer Erzeugung, berichtete der Verband Landwirtschaft ohne Gentechnik Anfang August auf seiner Internetseite. Das sei Bestandteil eines dreijährigen Projektes, das den Absatz tierischer Produkte fördern soll, für die einheimische gentechnikfreie Eiweißpflanzen verfüttert werden. Dazu soll die Vereinigung Norddeutscher Direktvermarkter (VND) regionale Vermarktungsstrukturen aufbauen. Mit Fördermitteln von 119.000 Euro hat sie dafür jetzt eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Besonderer Fokus des neuen Labels seien die gentechnikfreien Futtermittel aus heimischem Anbau. Anders als bei der bereits bestehenden Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ des Bundes solle beim geplanten neuen Label kein gentechnikfreies Importsoja etwa aus Übersee verwendet werden dürfen. Das offizielle VLOGSiegel, die grüne Raute, nach der damaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner auch „Aigner“-Siegel genannt, wurde im August 2009 eingeführt Weitere ausführliche Informationen findet man auf der Internetseite des VLOG unter www.ohnegentechnik.org Insgesamt mehr als 4.000 Produkte werden zurzeit mit dem „Ohne Gentechnik“-Siegel gekennzeichnet. Im Molkereibereich sind es immerhin bereits 653 an der Zahl. Das offizielle die grüne nach der damaligen Siegel wurde im August 2009 eingeführt rechnet sind. Biomilch aber ist per se schon immer gentechnikfrei! Dazu, wie sich das Geschehen im Segment Molkereiprodukte „Ohne Gentechnik“ weiter entwickeln wird, kann man eigentlich nur in die Glaskugel schauen. Vielleicht erweist sich das Ganze nur als kurzfristiger Hype. Der Anreiz für die Landwirte, ihre Milchproduktion „Ohne Gentechnik“ weiter zu forcieren, dürfte mit dem einen Cent, mit dem in der Regel der Mehraufwand abgegolten werden soll, nicht sehr groß sein. Vielleicht wird auch ein großer Teil der neuerdings als gentechnikfrei ausgelobten Milch bereits seit langem so hergestellt, wie das jetzt geschieht, nämlich mit traditioneller Fütterung. Und niemand hatte bisher für erforderlich gehalten, dies auf den Produkten zu kommunizieren. Hohe Hürden für hochveredelte Milchprodukte Als sicher gilt jedenfalls, dass es immense Hürden gibt, das VLOG-Label auch in den höher veredelten Mopro-Warengruppen zu etablieren. Denn je höher der Veredlungsgrad, desto komplexer werden die Anforderungen an die Rezepturen. Weil die Hersteller selbstverständlich auch bei anderen Rezepturkomponenten, wie Zucker, Fruchtzubereitungen etc. auf Zutaten „Ohne Gentechnik“ zurückgreifen müssen. Entsprechende Produktkonzepte hat es bekanntlich in der Vergangenheit bereits gegeben. Sie sind aber nicht auf die erhoffte Resonanz bei den Konsumenten gestoßen, u. a. auch weil, wie Hersteller festgestellt haben wollen, der Hinweis „Ohne Gentechnik“ überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurde. Und das, obwohl in Umfragen angeblich immer wieder festgestellt wird, dass die Konsumenten für das Thema sensibilisiert sind und zur ganz überwiegenden Mehrheit Lebensmittel mit Gentechnik strikt ablehnen. Es bleibt spannend.


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