www.moproweb.de • K OMPAKT S eptember 2019 • 11
lichen Tieren hat für die Rewe einen hohen Stellenwert. Dieses
sei in der Nachhaltigkeitsstrategie im Handlungsfeld Tierwohl mit
dem Fokusthema Zucht und Rasse umgesetzt. Auch Discounter
Aldi hat ein Leitlinienpapier für seine Einkaufspolitik mit entsprechenden
Richtlinien zu Haltung und der nachhaltigen Aufzucht
von Huhn bis Kuh aufgestellt.
Und wenn bereits konventioneller Handel und Discount sich derartig
positionieren, so ist das Thema im Bio-Bereich ebenfalls
längst auf der Agenda. Denn Bio-Supermarktbetreiber Alnatura
äußert sich auf Milch-Marketing-Anfrage zu der Thematik, dass es
bei seinen Bioziegenbauern Standard sei, dass die männlichen
wie die weiblichen Ziegen nach den Richtlinien der ökologischen
Tierhaltung gehalten werden. „Die züchterisch geeigneten Böcke
können sich über ein langes Leben als Vater vieler Milchziegen
beweisen. Alle anderen werden nach der Aufzucht als Frischfleisch,
Wurst oder Pastete sinnvoll verwertet. In diesem Fall werden
sie durchschnittlich etwa mit zwölf Wochen geschlachtet“,
heißt es von Alnatura.
Jedoch liegt in dieser Verwertung zu Frischfleisch und Wurstwaren
vor allem beim Ziegenfleisch das größte Problem, da es
dafür kaum einen Markt gibt. Aber auch bei Lämmern und Kälbern
gibt es offene Fragen. Nicht jede Rasse beider Arten eignet
sich für die Fleischverarbeitung und nicht jeder Landwirt hat die
Möglichkeiten, die Tiere schlachtreif aufzuziehen.
Daher hat es sich die Klosterkäserei Schlierbach aus Österreich
zur Aufgabe gesetzt, ihren Milchlieferanten Lösungen zu bieten.
Damit leistet das Unternehmen, das pro Jahr rund 14 Mio. Liter
Milch von Kuh, Ziege und Schaf zu Joghurt und Käse verarbeitet,
echte Pionierarbeit. „Wenn man sich mit Bio intensiv beschäftigt,
muss man eine ganzheitliche Betrachtung an den Tag legen.
Das fängt beim Boden an, geht über den Landwirt, die Milch,
die Herstellung und Vermarktung der Milchprodukte und darf
beim Blick auf die männlichen Kitze, Lämmer und Kälber nicht
aufhören. Ein Bio-Sortiment ist nicht nur Image, sondern muss
auf allen Ebenen auch gelebt werden. Bio heißt auch Verantwortung
zu übernehmen“, so Friedrich Mitterhumer, Geschäftsführer
der Klosterkäserei Schlierbach. „Wir müssen das Ganze sehen
und die Probleme dringend ansprechen – nicht nur bei unseren
Landwirten, sondern gesamtheitlich. Wer sich jetzt nicht darum
kümmert, wird bald keine Antworten auf aufkommende Fragen
des Verbrauchers haben“, ergänzt Mitterhumer.
Daher ist Friedrich Mitterhumer froh, dass es gelungen ist, gemeinsam
mit seinen Milchlieferanten ein Konzept umzusetzen,
dass einen respektvollen Umgang mit Kühen, Schafen und Ziegen
festlegt. Darin sind neben Fütterungs- und Haltungsbedingungen
auch Aufzuchtbedingungen enthalten. Zum Thema Ziegen
heißt es dort, dass alle männlichen Kitze sowie alle Tiere,
die nicht für die Milchproduktion oder Zucht Verwendung finden,
nachweislich einer ordnungsgemäßen Schlachtung zugeführt
werden müssen. Dabei gilt eine Mindesthaltedauer für ein masttaugliches
Lebendgewicht von mindestens 14 kg.
„Wir sind froh, dass vor allem die junge Generation von Landwirten
offen für neue Konzepte ist und Qualität vor der Menge steht.
Die Herausforderung bestand vor allem bei den männlichen
Kitzen, wobei es laut Mitterhumer eine im Vergleich zu anderen
Ziegenmilch-Verarbeitern überschaubare Menge (ca. 1.500 Kitze)
ist, die vermarktet werden muss. „Aber auch die rund 9.000
kg Fleisch müssen ihren Weg finden“ so der Geschäftsführer.
„Aus jeder Fleischspezialität kann man etwas Leckeres machen.
Wenn das beim Lamm funktioniert, warum nicht auch mit der
In der Klosterkäserei Schlierbach werden Frisch-, Weich- und
Schnittkäse aus der hochwertigen Bio-Milch hergestellt.
v. li. Friedrich Mitterhumer zeigt Milch-Marketing-Redakteur Thorsten
Witteriede die Aufzuchtbedingungen der Ziegen im Stall von
Landwirt Franz Haslehner.