RUBRIKEN - Kommentar

Milch-Marketing_03_2017

GASTKOMMENTAR ❚ „Die Gründe für die etablierten Ausnahmeregelungen beim Pfand gelten nach wie vor. Änderungen schaffen mehr Verwirrung als Klarheit.“ Michael Brandl ist Geschäftsführer des FKN Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel in Berlin. Der Sturm im Milchglas Im politischen Berlin ist man sich (fast) einig: das neue Verpackungsgesetz soll endlich kommen. 03/17 · milch-marketing.de 3 Der Sturm im Milchglas Und der vorweihnachtliche Gesetzesvorschlag der Bundesregierung stieß erwartungsgemäß besonders bei den grünen Länder-Umweltministern in einigen Punkten auf Kritik. Der Bundesrat durfte dann alleine zu diesem Gesetzesvorhaben 33-mal über Änderungswünsche abstimmen – mit wenig Erfolg für die grünen Initiatoren. Eine Sache überraschte dann aber doch alle, die mit Getränken zu tun haben: plötzlich sollte sich die Pfandpflicht nicht mehr an Größe oder Inhalt der Gebinde ausrichten, sondern nur an der Art des Materials. Also: Pfand auf alles, was nicht in Mehrweg oder ökologisch vorteilhaften Verpackungen wie dem Getränkekarton abgefüllt wurde. Das hatten wir doch schon mal? Richtig: bei der Einführung des „Dosenpfandes“ wollte der damalige Umweltminister Trittin auch tabula rasa machen. Mit guten Argumenten aber haben Milch, Saft, Wein, Sekt und Schnaps damals die politischen Entscheider von einer Differenzierung überzeugen können. An deren Gültigkeit und Richtigkeit hat sich bis heute nichts geändert. Warum also dann dieser Vorschlag? Breites Achselzucken allenthalben. Die Koalitionsparteien sind sich einig, dass es zu keiner Änderung kommen soll. Wer will denn schon wiederbefüllte Wodkaflaschen, die dazu noch ökologischer Unfug sind? Das Thema ist vielschichtig und komplex. So verwundert es auch nicht, dass Schlagzeilen wie „Pfand auf Milchtüten“ etc. dabei entstehen. Diese Headline ist ohnehin völlig absurd, da der Getränkekarton auch in der neuen Regelung ausdrücklich vom Pfand befreit ist – egal was drin ist. Da hat sich offenbar manch eine Redaktion nicht die erforderliche Recherche-Arbeit gemacht (oder wegen Personalnot nicht machen können) und solche „Fake News“ rausgehauen bzw. einfach mit Copy-Paste weiterverbreitet. Ein Gutes hatte dieser Rummel allerdings: es wurde sehr deutlich, dass die breite Mehrheit kein generelles Zwangspfand auf Milch/Mopro möchte. Könnte es am Ende gar sein, dass ein ebenfalls etwas verwirrter Politiker im Bundesrat zum falschen Zeitpunkt versehentlich die Hand gehoben hat? Fazit: Pfand auf Milchverpackungen ist nicht nur unsinnig, sondern auch nicht gewollt. Michael Brandl


Milch-Marketing_03_2017
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