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in Sachen Geruchsemissionen. Diese Situation
ist vielen Milch und Käse verarbeitenden
Betrieben bekannt. Hier sind die Abwässer
ebenfalls problematisch, da sie reichlich
Milch aus dem Reinigungsprozess enthalten.
Geruch kommt
von Bakterien
Durchschnittlich verweilt das Abwasser in
Vechta zwar nur einen halben Tag in der
Kanalisation, doch der diskontinuierliche
Zulauf und seine Zusammensetzung stellte
Die eingehauste Rechenanlage mit Abluftabsaugung (Foto: Fritzmeier)
46 6 2019 | moproweb.de
die offene Konzeption des Rechengebäudes
2015 endgültig infrage. „Früher hatten
wir zwei Lüfter, die von morgens bis abends
liefen“, so Ecke. Diese zogen den Geruch
aus der Feinrechenanlage nach außen ab.
Als die Emissionen in der Umgebung nicht
mehr vertretbar waren, orientierte man
sich auf dem Markt.
Vielversprechend erschien der Ansatz
des bayrischen Spezialisten Fritzmeier Umwelttechnik.
Dieser hatte eine Filteranlage
entwickelt, die sich in vielerlei Hinsicht von
den üblichen Lösungsansätzen unterschied.
Man einigte sich auf einen befristeten Probebetrieb
des Volumenmax bezeichneten
Systems, das im Sommer 2016 aufgestellt
wurde. Den Versuch war es wert.
Probebetrieb
bewies Tauglichkeit
Die Anlage wurde alsbald provisorisch in Betrieb
genommen. Der ursprüngliche Luftauslass
wurde abgeschaltet, die Umleitung
über DN300-Rohre zu der selbst ansaugenden
Anlage nach draußen gelegt. Und
zwar ganz pragmatisch: „Durch ein Loch in
der Tür, kurzerhand per Stichsäge geschaffen“,
erinnert sich Ecke. Nebenan ein 400VSchaltkasten,
Stromanschluss, fertig.
Es ist ein kompakter, unscheinbarer Quader:
Nur 131 x 131 cm beträgt der „Footprint“,
bei rund 3,8 Metern Gesamthöhe.
Unten an der Seite geht das Rohgas rein,
oben tritt es aus dem Pilzkopf neutralisiert
ins Freie. Vor der Inbetriebnahme wurden
Messungen durchgeführt: 40 bis 50 ppm
Schwefelwasserstoff sei durchschnittlich
im Rohgas gemessen worden, sagt Ecke.
Mit Spitzen bis 200 ppm. Schwefelwasserstoff
(H2S) ist eine wesentliche Komponente
im Abwassergeruch.
Gerüche entstehen in der Regel durch
biogene Zersetzung, womit sich temperaturabhängig
Bakterien vermehren, die
in anaerobem Milieu geruchlich auffällige
Spaltprodukte bilden. Bei Milchverarbeitern
stehen besonders der zu Milchsäure
gärende Milchzucker sowie die Eiweißstoffe
der Milch im Fokus.
Absaugung
am Entstehungsort
Im Inneren der Anlage werkelt ein ausgeklügeltes
Filtersystem. Das Rohgas strömt
durch eine Filterkaskade aus physikalischen,
biologischen und chemischen Komponenten
– eine Eigenentwicklung des Herstellers,
teils patentrechtlich geschützt.
Fritzmeier ist der einzige Anbieter solcher
Dreifach-Hybridsysteme. Sie basieren auf
der coalsi-Filtertechnik, die mit selbem
Wirkprinzip bereits mehrtausendfach für
Kanäle und Abluftleitungen im Einsatz ist.
„Der Volumenmax ist die Weiterentwicklung
für den Großbetrieb“, betont coalsi-
Vertriebschef Ulrich Bethge. Für eine
Stundenleistung bis 2800 m³ sei die Anlage
ausgelegt. Ein zentrales Element bildet der
mächtige Aktivkohle-Adsorber mit rund
8 m² Anströmfläche. „Das austretende
Reingas ist geruchlich unauffällig“.
Ecke bestätigt die Aussagen: „Jetzt gehen
nur noch 3-5 ppm raus“. Die Raum- und
Abluft werde kontinuierlich überwacht.
Auch in unmittelbarer Umgebung könne
man nichts riechen. Die Luft im problematischen
Bereich wird abgesaugt und durch
den Filter geschleust. „Seitdem gab es keine
einzige Beschwerde aus der Anwohnerschaft“,
unterstreicht Ecke.
Vechta entschied sich zum Kauf der Anlage.
Der provisorische Auslass durch die Tür
wich einer Kernbohrung im Gemäuer – viel
mehr war nicht nötig. Nach insgesamt drei
Jahren konnte Bilanz auch aus dem Regelbetrieb
gezogen werden: Die Anlage läuft bis
dato zuverlässig, es gab keine Ausfälle.
Zuschaltbar
nach Bedarf
Einen Punkt gilt es zu beachten. In der Anlage
befinden sich Filtermatten, deren Wirkung
sich mit der Zeit verringert. Auf ihnen
Der graue Quader oben rechts am Rechenhaus
ist der Geruchsfilter – er ließe
sich praktisch überall platzieren (Foto:
Fritzmeier)