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Milch_Marketing_07_2016

„Der Handel hat sich auch in den jüngsten Verhandlungsrunden als der Partner im milchwirtschaftlichen Gesamtgeflecht gezeigt, der seine abschließende Marktmacht selbst in schwierigsten Zeiten durchsetzt, der Solidarität und Verantwortungsbewusstsein vermissen lässt. Weil DMK bei den Verhandlungen im Weißen Bereich nicht mehr bereit war, die vom Handel zusätzlich angetriebene Abwärtsspirale mitzugehen und den geforderten Schleuderpreisen nachzugeben, haben wir bedeutsame Mengen an andere Molkereien verloren. Diese Molkereien waren bereit oder gezwungen, diese Preise zu akzeptieren.“ Michael Feller, Geschäftsführer DMK GROUP Marketing/Vertrieb 07/16 · milch-marketing.de 7 gebot für Trinkmilch abzugeben. Der erste Termin ist traditionell immer in den beiden Aldi-Zentralen in Essen und Mülheim. Die führenden Handelsunternehmen sind auch die marktführenden Billiganbieter bei der Trinkmilch. Egal, ob Milfina (Aldi Süd), „Milbona“ (Lidl), „Ja“ (Rewe), „Gut und Günstig“ (Edeka) oder „Classic“ (Kaufland), der Anteil des Frischmilchabsatzes der supergünstigen pergünstigen Handelsmarken Handelsmarken liegt liegt bei bei über über 70 70 Prozent. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. „Wir reagieren nur auf die Überschussmengen, die derzeit im Markt vorhanden sind. Agieren, sprich die Mengen zurücknehmen, müssen andere“, meinte unlängst ein Einkäufer aus einer der großen Handelszentralen. „Von Ankündigungen können unsere Milchbauern nicht leben.“ Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes Und in der Tat war der Mengenkollaps zumindest bei den großen Und in der Tat war der Mengenkollaps zumindest bei den großen Milchnationen absehbar. Agrarpolitik und Agrarmarketing haben in den letzten Jahrzehnten noch nie so richtig gut harmoniert, wie man am Beispiel der aufgelösten CMA gut nachvollziehen kann. Jetzt ist guter Rat teuer und der Ruf nach der Politik und zugleich nach einer Absenkung der europäischen Milchproduktion ist überall zu hören. Gut gemeint, aber für den Augenblick wenig hilfreich. Keiner will gesetzliche Reglementierungen So schwer die derzeitige Krise ist, darf sie nicht dazu verleiten, zu wie auch immer gearteten staatlichen Eingriffen oder befristeten gesetzlichen Reglementierungen zurückzukehren, verlautet aus dem Milchindustrie-Verband in Berlin. Und deren Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser setzt nach: „Überlegungen, wie sie derzeit von einigen Landesministerien angestellt werden, sind kontraproduktiv. Sie erhöhen die Bürokratie, aber nicht den Milchauszahlungspreis.“ Scharf kritisiert der Milchindustrie-Verband Forderungen nach einer Abschaffung der Abnahmegarantie. „Der Andienungspflicht auf Erzeugerseite steht die Abnahmepflicht auf Verarbeiterseite gegenüber“, „Die Politik sollte sich darauf konzentrieren, den freien Verkehr von Milch und Milchprodukten innerhalb der EU sicherzustellen und den Zugang europäischer Milch und Molkereiprodukte auf Märkte außerhalb der EU zu ermöglichen.“ Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbandes sagt Eckhard Heuser. „Beides sind Kernelemente moderner organisierter Molkereiwirtschaft. Wer die Andienungspflicht in Frage stellt, der stellt zugleich gewachsene Strukturen, ausgewogene Partnerschaften und den Grundgedanken gegenseitiger Absicherung in Frage. Fällt die Andienungspflicht, fällt auch die Abnahmegarantie.“ Die Erwartungshaltung der Milchbauern ist jedoch angesichts der massiven Erlös- und Einkommensverluste enorm groß. Deshalb erwartet der Bauernverband zunächst eine zügige Umsetzung des in Aussicht gestellten Krisenpaketes und vor allem der getroffenen Vereinbarungen. Dies betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, unmittelbar nach dem Milchgipfel in Berlin, zu dem Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt eingeladen hatte. Höhere Wertigkeit verspricht auch höhere Wertschöpfung Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, Manfred Nüssel, begrüßt die Bereitschaft der Politik, der Molkereiwirtschaft und des Lebensmitteleinzelhandels, gemeinsam in einen Branchendialog zur Beendigung der Milchmarktkrise zu treten. Allerdings müssen entsprechende Lösungen praxistauglich und vor allem global belastbar sein. Beim Milchgipfel im Bundeslandwirtschaftsministerium sprach sich Nüssel entschieden gegen nationale Alleingänge aus. „Sie lösen nicht die weltweiten Marktprobleme und gehen einseitig zu Lasten der deutschen Milchwirtschaft. Der Milchpreis wird heute global beeinflusst. Entscheidend ist, EU-weit eine Mengenreduzierung durchzusetzen“, betont Nüssel. Eine freiwillige Mengenregulierung auf Molkereiebene, an der sich nicht alle Molkereien beteiligen und die allenfalls in wenigen EU-Mitgliedstaaten umgesetzt wird, habe so keine nennenswerte Wirkung. Fragt man im Lebensmittelhandel nach geeigneten Lösungen, hört man immer wieder den Hinweis auf Mehrwertstrategien. Konkret KARTELLAMT PRÜFT GESCHÄFTSBEZIEHUNGEN Vor dem Hintergrund des Preisverfalls am Milchmarkt will das Bundeskartellamt die „Geschäftsbeziehungen zwischen Landwirten und Molkereien“ genauer prüfen. Grundsätzlich gebe es auf dem Markt derzeit insbesondere Probleme aufgrund der Überproduktion, so Kartellamtschef Andreas Mundt gegenüber dem „Tagesspiegel“. Die Preise für die Milchbauern sind teils unter 20 Cent je Liter gefallen; die Politik hat Landwirten bereits millionenschwere Hilfen gewährt. Allerdings seien Bauern verpflichtet, ihre Milch zu 100 Prozent an ihre Molkerei zu liefern, die diese auch abnehmen muss. Dies erschwere laut Mundt eine Anpassung der Menge an die Nachfrage. „Das schauen wir uns jetzt genauer an“, so Mundt gegenüber der Zeitung. sind damit Maßnahmen gemeint, die die Wertigkeit von Milch und den aus ihr hergestellten Frischprodukten nachweislich erhöhen. Kunden kaufen trotz gesunkener Preise keinen Liter mehr Trinkmilch ein. Viele Verbraucher – so war zu hören – hegten zwar eine hohe Sympathie für die Landwirtschaft und Verständnis für ihre wirtschaftlich schwierige Situation. Man solle dem Konsumenten jedoch kein schlechtes Gewissen bei seiner Kaufentscheidung für kostengünstige Lebensmittel einreden. Stattdessen sollten besser die Vorzüge qualitativ hochwertiger Milcherzeugnisse stärker in den Vordergrund gestellt werden. Nachgewiesen sei: Dort wo ein unmittelbarer und vor allem nachvollziehbarer Mehrwert geboten werde, seien viele Kunden bereit, auch mehr für ein Milchprodukt zu zahlen.


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