www.moproweb.de • K OMPAKT S eptember 2017 • 5
Zweifellos. Aber wir setzen mit unserem AMA-Gütesiegel noch
eins drauf und garantieren dauerhafte Premiumqualitäten. Gemeinsam
mit dem AMA-Biosiegel dient es seit nunmehr über
zwanzig Jahren unserer heimischen Wirtschaft. Beide sind gleichermaßen
Erkennungszeichen, die allen Beteiligten eine verlässliche
Orientierung geben. Qualität ist damit sozusagen ein
österreichisches Kulturgut.
Über viele Jahre wurde österreichischen Herstellern als
willkommener Nischenproduzent Tür und Tor für den Eintritt
in den deutschen Markt geöffnet. Jetzt ist man einer
der Großen, zumindest im Käsegeschäft. Bleibt damit nicht
auch der frühere Charme österreichischer Schmankerln auf
der Strecke?
Sehen Sie, die mittelständischen Strukturen innerhalb der österreichischen
Molkereiwirtschaft haben sich in den zurückliegenden
Jahren nur wenig verändert. Österreich war und bleibt
der Feinkostladen in der EU. Das, was Sie als österreichische
Schmankerln bezeichnen, hat nach wie vor hohes genießerisches
Potenzial und findet daher nur selten Eingang in Massenmärkte.
Wie reagiert denn speziell die AMA Marketing auf die gestiegenen
Anforderungen des Marktes? Konzentration im
Lebensmittelhandel, Wettbewerb durch pflanzliche Alternativ
Produkte oder das Online-Shopping verändern doch die
Kommunikation sicher auch im Exportmarketing.
Wir sind gerade dabei, uns einmal mehr auf allen Feldern des
Marketing zu hinterfragen. Erreichen wir mit unseren Mitteln und
Maßnahmen die richtigen Stellen im Export? Sprechen wir den
Verbraucher auf allen Kanälen überzeugend an? Das ist ein permanenter
Prozess, der bei uns turnusmäßig abläuft. Und natürlich
spielen die neuen Medien sowie die neuen Absatzkanäle
und die Veränderungen bei den Konsumgewohnheiten eine ganz
wichtige Rolle.
Ein großer Hebel für den Käseabsatz sind die weit über
1.000 Österreich-Aktionen im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel
– meist verbunden mit Schulungen für das Verkaufspersonal.
Bleibt es bei dieser hohen Frequenz?
Unbedingt! Wir sehen weder eine Sättigung bei den beteiligten
Exporteuren noch eine sich abschwächende Nachfrage des
deutschen Lebensmittel-Einzelhandels nach unseren Länder-
Promotions. Im Gegenteil. Gerade weil wieder mehr Wert auf
handwerkliche Herstellung und Sorten mit regionalem Charakter
gelegt wird, werden wir auf diesem Feld weiter zulegen. Die Ressourcen
dafür werden gerade geschaffen.
Obwohl gerade viele gute, vorrangig inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte
in Deutschland den Käseverkauf über
die Theke forcieren, stagniert der Bedienungsabsatz. Wird
Österreich dem Thekengeschäft weiterhin die Treue halten?
Auch in dieser Frage ein klares Ja! Die Bedienungsabteilung für
Käse ist für Österreich das Sprungbrett in den Markt. Sind es
doch gerade die erklärungsbedürftigen Spezialitäten, die das
hohe Image unseres Käseangebotes prägen. Zudem stellen wir
fest, dass die Käsetheke in Deutschland dort an Stellenwert gewinnt,
wo auch Frische, Vielfalt und persönliche Beratungskompetenz
– sozusagen als Gegenpol zum Discount – zu finden
sind.
Hinter dem Käse stehen Trinkmilch oder Joghurt deutlich im
Exportschatten. Warum eigentlich?
Für Österreich ist mit den vielen Käsespezialitäten sicher eine
höhere Wertschöpfung zu erzielen. Trinkmilch, Joghurt oder
Butter werden gerade im deutschen Markt sehr preisaggressiv
gehandelt. Das macht einen Export in weitestgehend gesättigte
Märkte nicht gerade einfach. Außerdem erfordern Frischeprodukte
mit den üblichen kurzen Restlaufzeiten höhere Kosten
für Distribution und Logistik. Dennoch: Erfolglos ist die österreichische
Milchwirtschaft mit ihren Produkten aus der sogenannten
bunten Palette keineswegs, beispielsweise bei Fruchtjoghurts
oder Desserts.
Abschließend: Was ist derzeit die größte Herausforderung
für die AMA Marketing GmbH?
Wie bereits erwähnt, befinden auch wir uns in einem dauerhaften
Prozess der Erneuerung. Mittel und Methoden müssen immer
wieder angepasst werden, damit sie gut und erfolgreich greifen.
Derzeit steht bei der AMA Marketing vieles auf dem Prüfstand.
Also, Kommunikation, sprich Werbung und Below-the-line-Aktivitäten,
unsere diversen Gütesiegel, die Ansprache und Betreuung
des Verkaufspersonals im Ausland wie in Österreich, Käseschulung
ebenso wie berufsbegleitende Aktionen. Wir hinterfragen,
was hat funktioniert und was nicht? Diese Erneuerung ist zugleich
auch der Motor für neues Wachstum.
Käsespezialitäten sind das Aushängeschild im Export. Jahr für
Jahr bestätigen höhere Absatzzahlen die Wertigkeit und die
wachsende Beliebtheit der Käse aus Österreich.