KOMPAKT N ovember 2020 • 15
Die vergangenen Monate stellten Wirtschaft und Gesellschaft
vor außergewöhnliche Herausforderungen. Verändertes
Kaufverhalten und neue Kundenwünsche bezüglich Herkunft der
Lebensmittel und Verpackungseinheiten forderten ein schnelles
Umdenken der Hersteller. Als recht krisensicher zeigten sich
dabei vor allem die Milchprodukte. Milch-Marketing sprach mit
Margret Zeiler, AMA-Exportmarketing, über die Herausforderungen
der österreichischen Milchwirtschaft und den Entwicklungen
auf Österreichs wichtigstem Exportmarkt.
Milch-Marketing: Dieses Jahr stellt jeden vor
große Herausforderungen. Wie hat die österreichische
Milchwirtschaft diese bisher gemeistert?
Margret Zeiler: Die vergangenen Monate waren für unsere Produzenten
sehr schwierig. Die Ungewissheit, ob Logistik-Ketten
funktionieren würden, ob die deutschen Konsumenten weiterhin
zu Lebensmitteln aus Österreich greifen würden, hat zu Unsicherheit
geführt. Die heimische Milchwirtschaft hat in den vergangenen
Monaten ihre Krisenstabilität und Verlässlichkeit eindrucksvoll
unter Beweis gestellt. Der Anteil der Agrarausfuhren an den
Gesamtexporten war noch nie so hoch wie im ersten Halbjahr
und verbuchte von Januar bis Juni mehr als neun Prozent. Das
zeigt: Selbst wenn es anfangs mancherorts Schwierigkeiten in
der Logistik oder Lieferengpässe bei einzelnen Warengruppen
gab, Milchprodukte und andere Agrarwaren aus Österreich sind
krisensicher und nach wie vor weltweit gefragt.
Der Exportanteil Deutschlands stieg weiter – 36 Prozent aller
Agrarwaren erreichen unser großes Nachbarland – und die Handelsbeziehungen
der heimischen Produzenten werden internationaler.
Die asiatischen Märkte entwickeln sich sehr gut.
Wie haben die Verbraucher darauf reagiert? Haben
sie vermehrt zu heimischen Lebensmitteln gegriffen?
Die Coronakrise hat verdeutlicht, wie wichtig die Lebensmittelversorgung
und -verarbeitung durch unsere heimischen Betriebe sind.
Ein weiterer positiver Effekt der vergangenen Wochen betrifft die
Wertschätzung: Nie zuvor wurden Lebensmittel so geschätzt.
Der Trend zu regionalen Lebensmitteln nimmt zu. Mehr als achtzig
Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich
sind an regionalen Lebensmitteln interessiert. Diese positive Haltung
gegenüber unseren alpinen Produkten wollen wir in die Zukunft
mitnehmen.
Wie hat sich der Export österreichischer Lebens-
mittel und vor allem der von Milch und Käse
entwickelt? Greifen deutsche Konsumenten
weiterhin gerne zu Käse aus Österreich?
Die tatsächlichen Export-Daten für das erste Halbjahr zeigen ein
positives Bild; besser als wir zu hoffen wagten. Ein Wachstum
von sechs Prozent im Handel mit Deutschland gegenüber dem
ersten Halbjahr 2019 ist unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen
mehr als beachtlich. Nach wie vor nehmen Milchprodukte,
allen voran Käse, den unangefochtenen ersten Platz
im Produktranking der Agrarwaren ein. Auch Bio konnte stark
punkten. Gerade jetzt sehnen sich Konsumenten nach Sicherheit
und Stabilität. Bio-Lebensmittel verkörpern diese Attribute
im besonderen Maße.
Wie haben sich die Einschränkungen im
deutschen Lebensmitteleinzelhandel auf die
Aktivitäten des Exportmarketings ausgewirkt?
Die Gesundheit unserer Promotoren, Partner und Kunden ist in
dieser Krise unser oberstes Gebot. Daher haben wir POS-Aktionen
mit direktem Kundenkontakt sofort eingestellt. Das ist uns
nicht leichtgefallen. Unsere Hauptaufgabe neben der Absatzförderung
ist nämlich das Informieren über alpine Lebensmittel.
All unsere POS-Maßnahmen waren darauf ausgerichtet. Da wir
im Markt nicht mehr selbst für uns sprechen können, schulen
wir vermehrt Thekenkräfte, um über österreichische Produkte
zu informieren. Diese Schulungen kombinieren wir mit Zweitplatzierungen
und Handzetteln. Aktuell sind wir damit bei Edeka
Hieber.
Welche Aktivitäten und Ziele sind für den
Jahresendspurt und das kommende Jahr geplant?
Unsere Handelspartner wollen wir auch weiterhin im Absatz alpiner
Produkte unterstützen und Konsumenten über Lebensmittel
aus dem Land der Berge informieren. Gemeinsam mit der Agentur
Brandmeyer in Hamburg wurde an alternativen Möglichkeiten
der Interaktion am POS gearbeitet. Wir werden ab nächstem Jahr
mit einem neuen Konzept in den Märkten stehen. Damit steigen
wir in eine neue Art der Verkaufsförderung ein, die auch für die
Zeit nach Corona spannend ist. Ergänzt wird dieses Konzept mit
einem Relaunch unserer Homepage, auf der wertvolle Informationen
zum Thema Lebensmittel aus dem Land der Berge aufgearbeitet
wurden. www.ama.global n tw
Foto: AMA