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Digitalisierung
von Molkereien
Verknüpfte Daten
schaffen Transparenz in Echtzeit
Die Digitalisierung erfasst auch die Milchindustrie. Aber
was genau ist unter diesem Schlagwort zu verstehen und
welche Implikationen sind damit verbunden? molkerei-
industrie sprach mit Michael Tenbeitel, Leiter Vertrieb
Milchindustrie bei der CSB-System AG.
mi: Was bedeutet der Begriff Digitalisierung konkret für
Molkereien?
Tenbeitel: Im Zuge der Digitalisierung wird die bisherige häufige
Trennung der kaufmännischen und der technischen Systeme nach
und nach aufgehoben. Das bedeutet, dass man ERP-Daten der kaufmännischen
Prozesse wie Absatz, Einkauf und der Produktion, QM,
Wartung/Instandhaltung, und andere Daten aus Anlagensteuerungssystemen
und der Datensysteme über Schnittstellen miteinander
verknüpft, um sie nutzen und auswerten zu können. Dies schafft
Transparenz in Echtzeit, die Unternehmensleitung weiß stets, was
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8 Offi zielles Organ des
TECHNIK I INGREDIENTS I VERPACKUNG I IT I LOGISTIK
Digitalisierung von Molkereien
im Unternehmen abläuft. Die Bereichsverantwortlichen können den
IST-Zustand prüfen und ggf. Optimierungen in Gang setzen.
mi: Das klingt nach einer ganz großen Aufgabe …
Tenbeitel: Man kann ja klein starten. Denn grundsätzlich kann jeder
Digitalisierungsschritt schon einige Quick Wins bringen. Aber
klar: Am Ende geht es darum, schrittweise alle vorhandenen Datensysteme
mit dem ERP als zentralem Nervensystem des Betriebs
zu verbinden, in der Produktion: Prozessleitsysteme, Steuerungen,
Verpackungsmaschinen oder eingebundene Waagen und
Prüfsysteme, ebenso wie Lager. Aus all diesen Daten lassen sich
dann wichtige Informationen in übersichtliche Dashboards herstellen.
Weiter können Kennzahlen zur generellen Anlageneffizienz
abgeleitet werden. So etwas ist aber nur möglich, wenn man ein
produktionsnahes, integriertes ERP-System wie z. B. das unseres
Hauses anwendet. Unser Referenzkunde, die Privatmolkerei Bechtel,
verfolgt den Ansatz einer hoch integrierten Datenerfassung
schon seit Jahren und dürfte in Richtung Digitalisierung eine der
fortgeschrittendsten Molkereien sein.
mi: Wo tun sich denn die Probleme auf, wenn ein Betrieb
eine so hohe Integration bekommen will?
Tenbeitel: Wichtig ist, dass der IST-Zustand der Werke vor Projektstart
analysiert wird. Ist dieser nicht genau bekannt, können
die Konzepte und Schritte nicht auf die Projektziele exakt abgestimmt
werden. Wichtig ist es auch, die Prioritäten festzulegen.
Natürlich muss es das Ziel sein die Kosten zu reduzieren indem
z. B. Produktionsressourcen besser ausschöpft und Materialien
(Rohstoffe, Verpackungen) optimal einsetzt werden. Weiter geht
es immer um Effizienzsteigerung, Erhöhung der Sicherheit und
Qualitätsverbesserung, aber es muss auch häufig geprüft werden
welche Anforderungen des Handels, der Abnehmer von Halbfabrikaten
oder des Gesetzgebers, an die Produktion gestellt werden.
Diese Prüfung der technischen Umsetzbarkeit mit den vorhandenen
Installationen ist dabei ein ganz wichtiger Punkt.
Michael Tenbeitel, Leiter Vertrieb Milchindustrie bei der CSBSystem
AG: Im Zuge der Digitalisierung wird die bisherige
häufige Trennung der kaufmännischen und der technischen
Systeme nach und nach aufgehoben
August2019
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Verknüpfte Daten schaffen
Transparenz in Echtzeit
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