mi | mi-Meinung
Unsere Autorin: Monika Wohlfarth,
ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung
GmbH, Berlin
2019 werden die Verhältnisse am
Milchmarkt voraussichtlich
wieder ausgeglichener sein als in den drei
Vorjahren, die von Ungleichgewichten geprägt
waren. Es waren massive Überschüsse
an Magermilchpulver aufgebaut worden,
während Milchfett zeitweise knapp war. Die
Bestände an Magermilchpulver sind deutlich
geschrumpft. Die Interventionsbestände in
der EU sind zu drei Vierteln verkauft, die in
Deutschland sogar vollständig. Auch in den
USA sind die Vorräte gesunken.
4 1 2019 | moproweb.de
Milchmarkt 2019
Näher am Gleichgewicht?
Der Deckel bleibt zu!
Der Irrsinn hat längst auch Brüssel erfasst
Deutschland a. d. 2019. Ein kleiner
Fleck auf dem Globus will die gesamte
Welt retten, zumindest
was das Klima angeht. Dafür wird
nicht nur die Kernkompetenz des Landes,
der KFZ-Bau, sang- und klang/alternativlos
abgeschafft, sondern auch an vielen weiteren
Fronten alles kaputtgeschlagen, was die
Ideologie stört. Diese Politik mit der Öko-
Abrissbirne erfährt, wie sollte es anders sein,
allerhöchsten Support durch die Kommission,
in der sich – die Affäre mit der Umlagen-
Rückforderung hat es bewiesen – zweifellos
die Intelligenz des Kontinents konzentriert.
Für die ersten Monate von 2019 ist in Deutschland
und der EU mit niedrigeren Milchmengen
zu rechnen als im Vorjahr um die gleiche Zeit.
Dazu dürften die geringeren Futtervorräte
aus der Ernte 2018 und die Durchsetzung der
Phosphatrechte in den Niederlanden beitragen.
Auch in wichtigen Drittländern entwickelt
sich das Milchaufkommen inzwischen
verhaltener. In Nordamerika hat sich das
Wachstum in den USA und Kanada merklich
abgeschwächt. Die expansiven Tendenzen in
Neuseeland, die seit Juni 2018 festzustellen
waren, lassen inzwischen ebenfalls nach. Damit
werden zunächst geringere Mengen an
Milchprodukten auf den Markt kommen. So
könnten die Preise für Magermilchpulver ihren
mehrjährigen Tiefststand verlassen. Auch
die extreme Spreizung der Verwertungen für
Milchprotein und Milchfett, die in den vergangenen
Jahren zu beobachten war, könnte sich
entspannen. Die außergewöhnlich hohen Butterpreise
haben zu Verbrauchsrückgängen
in bestimmten Bereichen und anscheinend
auch in Importländern geführt. Außerdem ist
die Produktion in Europa und den USA leicht
ausgeweitet worden. Dennoch haben sich die
Butterpreise aber deutlich über ihrem langjährigen
Durchschnitt gefestigt. Gleichzeitig
bestehen weltweit allerdings auch eine Reihe
von wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten.
Für den EU-Markt bleibt es auch
nach dem Jahreswechsel zunächst völlig offen,
wie sich der Bexit im März gestalten wird.
Daher können auch die Folgen nicht realistisch
abgeschätzt werden.
Insgesamt ist die Nachfrage nach Milchprodukten
am Weltmarkt in den ersten zehn Monaten
von 2018 wieder gestiegen, ohne dass
sich das Wachstum stark auf einzelne Länder
konzentriert hat Das lässt für Deutschland
und die EU in Verbindung mit dem schwachen
Euro für 2019 gute Exportmöglichkeiten erwarten.
In den letzten Jahren hat sich aber
gezeigt, dass die Exportmärkte zunehmend
umkämpft sind und dass das Geldverdienen
dort schwieriger wird. Das zeigt nicht zuletzt
die jüngste Geschäftsentwicklung des Exportriesen
Fonterra. Im Inland geben die Verbraucher
im Einzelhandel mehr Geld für Milchprodukte
aus, kaufen aber geringere Mengen
ein. So stiegen laut Nielsen die Umsätze mit
Molkereiprodukten in den ersten elf Monaten
von 2018 um gut acht Prozent, während die
Absätze mengenmäßig in fast allen Produktkategorien
zurückgegangen. So dürfte das
qualitative Wachstum in Zukunft auf der Suche
nach „Cash-Cows“ noch mehr Bedeutung
erlangen als bisher.
Wie gepolt die Elite ist, die in Brüssel das Sagen
hat, zeigt ein neuer Vorschlag der EUBeamten,
wonach Kunststoffflaschen künftig
so ausgeführt werden müssen, dass die
Deckel nicht mehr abnehmbar sind. Dies soll
verhindern, dass die Schraubverschlüsse irgendwo
in der Landschaft entsorgt werden.
Die Frage, wozu überhaupt noch ein Deckel
auf der Flasche sitzt, wenn er nicht aufgemacht
werden kann, scheint den Strategen in
der Kommission wohl eher peripher, ebenso
wie die Tatsache, dass diese Art der Abfallvermeidung
EU-weit bis zu 200.000 t Material-
mehrverbrauch erfordern würde.
Die deutsche Milchwirtschaft ist zum Glück
eher wenig vom neuen Brüsseler Wahnsinnsausbruch
betroffen, da das Aufkommen an
Plastikflaschen bei uns noch gering ist. Im Gegenteil,
die Milchwirtschaft könnte sogar vom
nicht mehr aufschraubbaren Deckel auf den
Softdrinkflaschen profitieren. Denn das feste
Verkleben der Verschlüsse würde die ungesunden
alternativen Durstlöscher so verteuern,
dass Mopro dem Verbraucher geradezu unverschämt
billig erscheinen werden. Alles Schlechte
hat eben auch etwas Gutes, denkt sich Roland
Soßna, trotzdem ist zu hoffen, dass Brüssel
nicht noch mehr solcher brillanter Einfälle hat.