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der Milch- oder gleich der gesamten Food Branche. mi: Kann der Zuckergehalt in Milcherzeugnissen wirklich so reduziert werden, dass der Verbraucher die Produkte akzeptiert? Hörger: Wir sprechen bei Agrana nicht vom Zucker-, sondern vom Kohlenhydratgehalt. In der Tat haben wir Konzepte entwickelt, mit denen sich der Kohlenhydratgehalt in fruchtigen Milcherzeugnissen deutlich senken lässt. Von sagen wir 12 % in gängigen Produkten kann man ohne Problem auf 6 bis 7 % kommen, wie vor allem Erzeugnisse in Skandinavien beweisen. Es gibt einen zweiten Hebel, um den Kohlenhydratgehalt zu reduzieren, der über spezielle Kulturen oder die Lactosehydrolyse führt. In jedem Fall müsste aber die Fruchtdosage deutlich erhöht werden, damit die Produkte wirklich schmecken. Und da kommen wir in den Premiumbereich, was sich mit der Preisstellungsphilosophie oft beißt. Ich persönlich bin aber davon überzeugt, dass der Verbraucher durchaus bereit wäre, für Produkte, die ihm und seinen Ansprüchen gerecht werden, mehr zu bezahlen. mi: Da kommen wir direkt zur Natürlichkeit – wie lässt sich diese bei Mopro herstellen? Hörger: Das ist eine Definitionsfrage. Für uns heißt natürlich, mit so wenig Zutaten wie möglich auszukommen – Frucht und Zucker. Für einen italienischen Kunden haben wir vor einigen Jahren schon eine Range entwickelt, die auf einer Fruchtdosage von >25 % basiert. Die Produkte verkaufen sich sehr gut und schmecken auch hervorragend fruchtig. Was bei Natürlichkeit wesentlich ist: man muss den Zugriff zu den Rohwaren haben. Und das Know-how, z. B. wann eine Erdbeere so reif ist, dass man sie für das angestrebte Produkt mit seinen speziellen Textur- oder Süßungseigenschaften einsetzen kann. Im Extremfall kann man so ein hervorragendes Produkt eben nur aus Joghurt, Frucht und Zucker aufbauen. Kleppers: Genau dieser Trend zeichnet sich gerade in den USA ab, wo Hersteller wie Chobani Produkte auflegen, die nur aus Milchbasis und Frucht oder Gemüse bestehen. Diese Produkte werden als alternative Mahlzeiten positioniert und nicht als Frühstücks- oder Dessertoption wie in Europa. mi: Wie differenziert sich Agrana Fruit von seinem Wettbewerbsumfeld? Kleppers: Da kann ich Ihnen gleich mehrere Punkte nennen. Zum einen ist das natürlich die Qualität. Ich denke, dass wir hier keinen Vergleich scheuen müssen und in unserem Bereich führend sind. Nicht umsonst wählen chinesische Kunden uns als Lieferant, weil sie eben keine Probleme mit der Lebensmittelsicherheit haben wollen. Dann sind wir auch bei der Innovationen stark. Unsere Teams von Produktentwicklern und Anwendungsspezialisten können spezielle Produkte für spezielle Anforderungen der jeweiligen Kunden entwickeln. Als das einzige global aktive Unternehmen in unserem Bereich haben wir den Überblick über Entwicklungen und Trends auf der ganzen Welt, die wir dann zielgerichtet angepasst in andere Regionen bringen können. Hörger: Dabei hilft uns auch, dass wir in Europa stark sind, dem wohl weltweit reifsten Markt für fruchthaltige Milchprodukte. Hier ist der Druck besonders hoch, permanent Innovationen zu präsentieren. Diese Konzepte tragen wir natürlich auch aus Europa in die Welt. Kleppers: Was uns ebenfalls deutlich vom Wettbewerb abhebt, ist unsere Rückwärtsintegration. Bereits über 40 % unserer Rohstoffe stammen aus unserem als „Field to cup“ bezeichneten Programm. Hier werden die Rohwaren von langfristig gebundenen Erzeugern exakt nach unseren Vorgaben produziert, oder aber wir bauen die Früchte in eigenen Plantagen an – nachhaltig. mi: Was steht für Agrana in den nächsten 5 Jahren auf dem Programm? Kleppers: Wir wollen weiter wachsen. Das bedeutet, dass wir neue Felder z. B. im Bereich von Eiskrem oder im Getränkemarkt erschließen müssen. Wir wollen auch in neue Bereiche vordringen wie z. B. Catering usw. Und ganz natürlich sind auch Akquisitionen für uns ein Thema. Daneben werden wir unser Geschäft weiter internationalisieren. Südostasien, Lateinamerika und Indien sind da auf unserem Radar. Die Präsenz in China bauen wir weiter aus, in den USA hatten wir gerade mit 40 Mio. $ die größte Einzelinvestition unserer Geschichte und wir schauen uns auch die Potenziale in Afrika und im Mittleren Osten genau an. mi: Ist es von Vorteil für ihr Geschäft, dass Ihr Unternehmen börsennotiert ist? Kleppers: Bei einer Börsennotiz gibt es neben finanziellen Vorteilen durch eine verbesserte Eigenkapitalausstattung auch positive Nebenwirkungen wie etwa ein verbessertes Reporting. Wenn ich daran denke, was einem börsennotierten Unternehmen an Dokumentation, Nachhaltigkeit, Zertifikaten und Compliance abgefordert wird, würde ich sagen, dass uns diese Transparenz direkt hilft. Denn all das können wir unseren Kunden zur Verfügung stellen, die ihrerseits ja eine enorme Fülle an Nachweisen usw. gegenüber dem Handel führen müssen. In Zeiten turbulenter Finanzmärkte verschafft uns darüber hinaus die Eigentümerstruktur mit zwei Kernaktionären (Anmerkung: Raiffeisen Holding NÖ- Wien und Südzucker AG) Stabilität. mi: Wie wichtig sind die Lebensmittelmultis verglichen mit kleineren Molkereien für Ihr Geschäft? Kleppers: Die großen Kunden sind sicherlich sehr wichtig. Genauso wichtig aber sind die mittelständischen und kleinen Molkereien, was ich aus unseren Umsatzzahlen deutlich ablesen kann. Wir als Agrana Fruit sind ein globaler, regionaler und lokaler Partner zugleich und haben uns dementsprechend auch organisatorisch positioniert. 8 2016 | moproweb.de 27 mopro Anzeige job.de Stellenangebote und Stellengesuche


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