mi-Meinung: - Kommentar: Außer Spesen nicht viel gewesen - Klartext: Herauskaufaktion ist überfällig

molkerei-industrie_06_2016

mi | mi-Meinung REDAKTION Außer Spesen kaum etwas gewesen, könnten Zyniker als Fazit aus dem Ende Mai in Berlin abgehaltenen Milchgipfel ziehen. Tatsächlich kam schon ein wenig heraus, nämlich ein Hilfsvolumen von 100 plus X Millionen Euro. Auch wenn dies umgerechnet auf die Liefermengen natürlich eher der bekannte Tropfen auf dem heißen Stein bleibt und eher nur wenigen Erzeugerhöfen ein Überstehen der Marktkrise ermöglichen dürfte. Aber der Milchgipfel hat den Ansatz zu an sich längst überfälligen Änderungen gebracht. Nämlich für steuerrechtliche Entlastungen für die Bauern, die damit hoffentlich in Zukunft in volatil bleibenden Märkten etwas besser wirtschaften können als bisher. 4 6 2016 | moproweb.de Außer Spesen nicht viel gewesen Der Milchgipfel in Berlin erbrachte nur ein paar Ansätze Herauskaufaktion ist überfällig Keine Intervention für Politiker! Die Zeit scheint reif für eine neue Herauskaufaktion. Die Alten unter uns erinnern sich an die Gepflogenheit aus dem letzten Jahrtausend, als Abertausende Tonnen Milch gegen Entschädigung erst gar nicht produziert wurden. Übertragen auf die moderne Zeit brauchen wir indes eine Herauskaufaktion für Politiker oder gleich für ganze Parteien. Wohlgemerkt keine Intervention, denn die wirft das, was sie aufgenommen hat, irgendwann wieder auf den Markt. Das Schicksal verhüte, dass bestimmte Rädelsführer oder Gruppen dann erneut an die Macht drängen. Wer nun konkret zur Vermeidung noch größeren volkswirtschaftlichen Schadens herausgekauft werden soll, dessen/deren Nennung bleibt unseren geneigten Lesern überlassen. Die Redaktion nimmt ab sofort Vorschläge entgegen, eine Liste mit allen Kandidaten und Organisationen werden wir demnächst dann dem Bundestagspräsidenten zur wohlgefälligen Prüfung überstellen. Wer nun fragt, woher die Mittel für die Aktion stammen sollen, dem können wir Entwarnung geben: natürlich ausschließlich aus dem virtuellen Helikoptergeld, das die Europäische Zentralbank jeden Monat erschafft, erklärt Roland Soßna. Abgebügelt oder gar nicht erst ernsthaft diskutiert wurden (abwegige) Vorschläge wie die freiwillige Reduzierung der Liefermengen á la BDM und Grüne Landesminister oder ein vom Lidl-Inhaber angeregter „Milch-Soli“. Der Dt. Raiffeisenverband hat dazu festgestellt: eine freiwillige Mengenregulierung auf Molkereiebene, an der sich nicht alle Molkereien beteiligen und die allenfalls in wenigen EU-Mitgliedstaaten umgesetzt wird, hat keine nennenswerte Wirkung. Punkt. Dass eine solche Aussage des Milchgipfels überhaupt möglich wurde, ist sicher dem Fakt zu verdanken, dass der BDM gar nicht erst zum Treffen eingeladen wurde und grüne Ideen für eine auf dem Schleichweg eingeführte Quote 2.0 in Berlin aktuell nicht allzu ernst genommen werden. Was Minister Schmidt deutlich machte, ist, dass die aktuellen Sonderhilfen ein Ausnahmefall bleiben. Mittel- und langfristig will Berlin keine Landwirtschaft, die am Tropf von Hilfszahlungen hängt. Schließlich war es ja auch die Landwirtschaft, die die Milchkrise mit einer bisher nie dagewesenen Produktionssteigerung verursacht bzw. in das aktuelle Ausmaß getrieben hat. Wie sich aber die Anlieferungsmengen in Zukunft besser an den Markt anpassen lassen, darüber schwieg der Milchgipfel. Solche Regulierungen könnten allenfalls Molkereien und Landwirte untereinander treffen. Theoretisch wohlgemerkt, denn erstens gibt es den kapazitäts- und marktgetriebenen Wettbewerb um den Rohstoff, und zweitens produzieren die Bauernhöfe auch zu ganz unterschiedlichen Kosten, so dass es gar keine einheitliche Auslöseschwelle für eine Lieferrücknahme geben kann. Deutet man den Milchgipfel richtig, ist wohl auch die (Schnaps)Idee von einer Aufweichung der Lieferbindungen passé. Für private Milchkäufer ohnehin obsolet, wird es bei der Andienungspflicht an Genossenschaften bleiben. Wer glaubt, durch Molkereihopping oder Aufteilen der Mengen einen höheren Durchschnittsmilchpreis herausholen zu können, der kollidiert mit der für alle Molkereien unabdinglichen Sicherheit bei der Rohstoffdisposition. Vielleicht hat das Beispiel einer kleinen Liefergruppe noch nicht überall die Runde gemacht, die mit ihrer Hoppingstrategie im April einen Milchpreis von gerade einmal 15 Cent verhandeln konnte. Letztendlich konnte sich auch der Handel auf dem Milchgipfel aus der Schusslinie ziehen. Nachdem das Experiment von Lidl mit der Sonderausschüttung von 5 Cent je Liter Trinkmilch gründlich fehlgeschlagen ist, konnte Klartext geredet werden: der LEH ist nicht an den hohen Milchmengen schuld, und ebenso wenig an den durch den Weltmarkt ausgelösten Milchpreisen. Trotzdem bleibt ein „G‘schmäckle“. Es gibt keinen Grund, Grundnahrungsmittel immer nur billiger zu machen, nur weil den Ketten partout kaum etwas anders als Preiswettbewerb einfallen will. Ob der nun von allen Beteiligten auf dem Gipfel zugesagte Branchendialog etwas bewirken wird, bleibt offen. Zu viele dieser Diskussionsforen hielten in der Vergangenheit nur Plauderstündchen, meint Roland Soßna.


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