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molkerei-industrie_01_2017

mi | Hygiene Straße, Eisenbahn oder dem Seeweg transportiert. Verpackte, teilverpackte und unverpackte Lebensmittel-Endprodukte werden in den meisten Fällen von der Produktion zum Groß- und Einzelhandel in temperaturgeführten Thermo- oder Kofferfahrzeugen (so genannte Kühl- oder Frischetransporte) transportiert. Auch diese Transportfahrzeuge zählen im weitergehenden Sinne zu den Lebensmittel Transportbehältern. Insgesamt sprechen wir in Europa über ca. 8 Millionen Lebensmittel-Transportbehälter“. Dipl.-Ökonom Karsten Hill ist Betriebsleiter der Tanklogistik und Tankreinigungsanlage, Schulze Liquid Food Services GmbH, in Wustermark, in der Nähe von Berlin, einer Tochtergesellschaft der Nagel Group, Versmold. Für die Nagel Group ist das Thema Lebensmittelsicherheit und Food-Compliance von zentraler Bedeutung. „Wo ein ganzer Tankwagen aktuell zu Preisen von zum Teil unter 100 € gereinigt und desinfiziert wird, da kann die Industrie keine Qualität erwarten“, so Karsten Hill weiter. „Denn, eine qualitativ hochwertige, zuverlässige und hygienische Reinigung nach den Standardprozessen der ENFIT-Guideline 2008, die von Hygienikern aus der Industrie, Reinigungs und Desinfektions-Experten in Zusammenarbeit mit Reinigungsanlagenbetreibern und einigen Logistikern erarbeitet wurde, ist die Reinigung/Desinfektion für ein einfach zu reinigendes Lebensmittel (z. B.: Alkohol, Wein, Milch) unter seriösen Bedingungen nicht unter 200 € und für ein allergenhaltiges schwer zu reinigendes Lebensmittel (Flüssigschokolade, Fette, Öle, Mehl, Zucker, allergenhaltige Lebensmittel) nicht unter 350 € zu machen. Da klafft eine riesige Lücke, die im Markt zu einer enormen Wettbewerbsverzerrung führt. 36 1 2017 | moproweb.de Was nutzt da ein wohlklingendes Reinigungsdokument, wie das von der EFTCO (European Federation of Tank Cleaning Organization) weit verbreitete ECD = European Cleaning Document, wenn die Reinigungsanlage lediglich aufführt, was sie getan hat (ohne definierte Prozesse) und bestätigt, dass der Transportbehälter nach EFTCO Definition „SAUBER“ ist. Die EFTCO-Definition lautet: „…ein Tank gilt als gereinigt, wenn keine sichtbaren Spuren oder der Geruch des letzten Produkts, bzw. Reinigungsmittels durch eine Inspektion vom Domdeckel aus, festgestellt werden kann...“. (Quelle: Website www.EFTCO.org) „Die scheinbare Qualitätskontrolle ist lediglich die visuelle Begutachtung durch den Domdeckel. Mikroorganismen, Viren, Prionen, Mykotoxine oder Allergene sind nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen. Für diese Erkenntnis muss man kein Mikrobiologe sein“, sagte Hill. Der ENFIT-Ansatz ENFIT geht hier einen völlig anderen Weg. Lebensmittelsicherheit, Produzentensicherheit und Verbraucherschutz, stehen für uns im Mittelpunkt“, so Hill. „Die kritischen Stellen für eine Kreuzkontamination liegen nicht in den leicht einzusehenden Bereichen eines Tankwagens. „Diese“, so Karsten Hill, „sind an den nicht einsehbaren und schlecht zu reinigenden Stellen eines Tanks, wie z. B. den Be- und Entlüftungsleitungen, Be- und Entleerungsrohrleitungen, Schläuchen zur Be- und Entladung, Bodenventilen, Pumpen und Filtersystemen. ENFIT hat in der ENFIT-Guideline-Food alle einzelnen Prozessschritte eindeutig beschrieben und definiert. Dauer der Reinigung 15 – 20 Minuten, (in Abhängigkeit des Reinigungsverfahrens A oder A+), Wasser- und Dampf-Temperaturen, (Wassertemperatur > 80 °C, Dampf > 135 °C), Reinigungsmittelkonzentration, Einwirkzeit u.v.m. Reinigungsanlagen, die über das ENFIT-Gütesiegel verfügen und das ENFIT-Reinigungszertifikat „ICC-International Cleaning Certificate-Food“, ausstellen, garantieren dafür, dass alle Rohrleitungen, alle Be- und Entleerungsschläuche, alle Ventile und Pumpen sowie alle Filtersystem vollständig und komplett nach den Vorgaben gereinigt und desinfiziert wurden. Das Reinigungsergebnis wird nach jeder Reinigung überprüft und dokumentiert. (Clean- Card oder ATP-Test, pH-Wert, Leitfähigkeit und visuelle Kontrolle) und im ICC bestätigt. „Nicht allein die Logistiker sind für diese Entwicklung verantwortlich. Die Industrie greift immer wieder auf den billigsten Anbieter zurück, um ihre Transportkosten zu minimieren. Will der Logistiker den Auftrag haben, so muss er mit den geringsten Kosten kalkulieren. Hier fordern wir die Industrie zu einem Umdenken und zum Vergleich der Leistungen auf. Qualität kann es nicht zum Nulltarif geben. Qualität hat ihren Preis. Sicher ist wohl dabei, dass letztendlich wir Verbraucher diesen Preis zahlen müssen.“ Aber, so Karsten Hill, „wenn ich dafür als Verbraucher die erforderliche Sicherheit bekomme, dann zahle ich das gerne.“ Transportvorgänge liegen oft außerhalb des direkten Sichtfeldes der Industrie. In den meisten Fällen werden Rohstoffe und Waren frei Haus bezogen. Das heißt, der Empfänger der Waren verlässt sich selbstverständlich darauf, dass der Lieferant für die Sicherheit beim Transport und somit auch für Reinigung und Desinfektion Sorge trägt, dieses kontrolliert und überwacht. Jeder verlässt sich auf den anderen und schaut sich womöglich nur Papiere an, deren Aussagefähigkeit gleich Null ist. Die scheinbare Qualitätskontrolle ist lediglich die visuelle Begutachtung durch den Domdeckel. Mikroorganismen, Viren, Prionen, Mykotoxine oder Allergene sind nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen (Foto: ENFIT)


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