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Milch-Marketing_02_2016

Alle Verpackungen ließen sich von den Probanden in relativ kurzer Zeit öffnen. Nur bei den Kartons mit Dorn- und mit Stegverschluss benötigten einige wenige der Personen deutlich mehr Zeit. Abschließend ist zu sagen, dass keine der Verpackungen als „leicht zu öffnen“ bezeichnet werden kann. Jeweils mindestens ein Teilnehmender bewertete die Zufriedenheit beim Öffnen negativ. Bei drei Verpackungsarten gab es Teilnehmer, die den Öffnungsversuch abbrechen mussten. Grundsätzlich hatten die Prüfteilnehmer keine Vorbehalte gegen eine bestimmte Verschlussart. Allerdings konnte lediglich der Ringverschluss von allen Prüfteilnehmern geöffnet werden. Die Gründe für einen Abbruch des Öffnungsvorganges waren unterschiedlich. Besonders die Öffnung des Schneckenverschlusses erforderte konzentrierte Handkraft und Koordination beim Öffnen. Bei dem Schneckenverschluss und dem Stegverschluss zeigten die Teilnehmer teilweise wenig Geduld, um sich mit dem Verschlusssystem zu beschäftigen und nahmen sich zu wenig Zeit, um den Mechanismus herauszufinden. Beim relativ flachen Dornenverschluss fehlte oft die nötige Handkraft zum Öffnen. Die bereits bekannten generellen Schwierigkeiten beim Öffnen von Milchverpackungen konnten somit bestätigt werden. Die Öffnung aller Verpackungstypen erfolgte sehr schnell (i.d.R. max. 15 Sek.), wobei der Dornverschluss am schnellsten geöffnet werden konnte (i.d.R. 3 bis 5 Sek.). Die Verschlüsse werden offensichtlich in ihrer Handhabung von den Geschlechtern unterschiedlich wahrgenommen. Die männlichen Prüfteilnehmer öffneten die unterschiedlichen Verpackungen schnell und in einem engen Zeitfenster. Die weiblichen Prüfteilnehmer zeigten ein deutlich differenzierteres Verhalten gegenüber den jeweiligen Verschlussarten. Während der 24 02/16 · milch - marketing.de Ringverschluss schneller im Vergleich zu den Männern bedient wurde, konnten der Schnecken- und der Stegverschluss deutlich langsamer geöffnet werden. Das Öffnungsprinzip des Ringverschlusses erscheint selbsterklärend, die gute Greifbarkeit des Ringes und der benötigte mäßige Kraftaufwand ermöglichen das schnelle Öffnen. Dagegen muss insbesondere beim Schneckenverschluss zum Greifen der kleinen Lasche gezielt Kraft in den Fingern aufgewendet und anschließend koordiniert gezogen werden. Beim Öffnen des Stegverschlusses muss besonders in der ersten Bewegung Kraft eingebracht werden, bei einigen Öffnungsvorgängen riss der Griffsteg sogar ab. Der flache Dornverschluss bereitete insbesondere Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik Schwierigkeiten. Der Zeitaufwand ist nicht so wichtig Für die Prüfteilnehmer scheint die benötigte Zeit zum Öffnen allerdings nur von untergeordneter Bedeutung zu sein, denn der Dornverschluss mit den schnellsten Öffnungszeiten wurde nur durchschnittlich bewertet. Der Originalitätsverschluss dieser Verpackung wurde oft nicht wahrgenommen, was möglicherweise zur Abwertung führte. Die Prüfteilnehmer bevorzugten einen deutlich sichtbaren Originalitätsverschluss, auch wenn der Öffnungsvorgang geringfügig längere Zeit in Anspruch nahm. Auch die Verpackungen, bei denen am wenigsten verschüttet wurde, wurden nicht besonders bevorzugt. Bei Originalitätsverschlüssen, die erst mit einer Drehbewegung herausgetrennt werden müssen, konnten meist Männer die erforderliche Kraft und Koordination zum Öffnen der Verpackung besser vereinen. Fazit: Anhand der vorliegenden Untersuchungsergebnisse werden Verschlüsse mit einfachem und leicht herauszutrennendem Originalitätsschutz und großer Öffnung von den Prüfteilnehmern bevorzugt. Da keine der untersuchten Verschlussarten mit dem Prädikat „Leicht zu öffnen“ ausgezeichnet werden konnte, besteht in der aktuellen Situation offensichtlich Handlungsbedarf. NEUES OFFIZIELLES GÜTESIEGEL Das Fachgebiet „Verpackungswissenschaft“ von Prof. Dr. Felix Ecker im Fachbereich Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Fulda beschäftigt sich intensiv mit leicht handhabbaren Verpackungen („seniorenfreundliche Verpackungen“). Aufgrund der hohen Relevanz verleiht das Fachgebiet von Prof. Ecker seit kurzem ein offizielles und anerkanntes Gütesiegel für leicht handhabbare Verpackungen. Dazu wurde das Fachgebiet „Verpackungswissenschaft“ als Prüflabor und Zertifizierungsstelle nach DIN/ISO durch die Deutsche Akkreditierungsstelle DAkkS akkreditiert. Außerdem ist die Arbeitsgruppe von Prof. Ecker aufgrund zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten und Publikationen europaweit führend auf dem Gebiet der leicht handhabbaren Verpackungen. Weitere Informationen zum Gütesiegel gibt es bei Prof. Dr. Felix Ecker unter Tel.: 0661/9640-517 oder E-Mail: felix.ecker@hs-fulda.de.


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