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kontrolliert und sicher heruntergefahren
wird. Zwei Drittel der Peripheriemodule
sind so konzipiert, dass sie von beiden Steuerungstypen
angesteuert werden können.
„Dank dieser Shared-Device-Funktion ist
die Anlagenkonfiguration flexibel und der
Aufwand für Hardware und Verkabelung
geringer”, sagt Projektleiter Heinz Thönen
von der Tophinke Automation & Gebäudetechnik
AG. Um Ausfälle zu verhindern, ist
das Profinet-Netzwerk in einer Ringstruktur
aufgebaut. So kann das System bei Störungen
in einem Teil des Netzes einfach in
die andere Richtung kommunizieren. „Bei
Siemens können wir von Tophinke auf ein
Eine dezentrale Peripheriestation ET 200SP mit fehlersicheren und „normalen” Ein-
und Ausgängen (Foto: Siemens)
32 4 2020 | moproweb.de
komplettes Angebot zurückgreifen. Als
Siemens Solution Partner erhalten wir bei
Bedarf stets schnell und unkompliziert
Unterstützung durch Siemens und können
dem Endkunden eine zukunftssichere und
maßgeschneiderte Lösung anbieten”, betont
Thönen.
Sicherheit
bis ins Detail
Die Anlage produziert ein bis zwei Wochen
kontinuierlich im 24-Stunden-Betrieb. Fünf
Mitarbeitende kontrollieren und bedienen
die Anlage zentral im Kommandoraum
über sechs WinCC Operatorstationen oder
vor Ort auf der Anlage über 16 WinCC Thin
Clients. Hier werden alle Prozessgrößen
laufend aufgezeichnet und wichtige Kenndaten
automatisiert auf einen zentralen
Server gespeichert. Dieses Vorgehen gewährleistet
eine vollständige Rückverfolgbarkeit
des gesamten Produktionsprozesses
– die Daten sind auch Jahre später
noch abrufbar.
Zwischen den Produktionsphasen wird
die Anlage während zwei Tagen mit Säuren
und Laugen gereinigt, sterilisiert und
getrocknet. Aus Hygienegründen wird das
ganze Gebäude zudem laufend gereinigt
inkl. aller Wände, Rohre und Kabel. Letztere
sind deshalb in vertikal montierten Gitterkanälen
einzeln und in kleinen Abständen
verlegt. Was schon beinahe wie Kunst anmutet,
sorgt dafür, dass sich zwischen den
Kabeln kein Schmutz ansammelt. Ein weiteres
Detail, das Tophinke bei der Elektroinstallation
beachten musste: Die blauen Kabelbinder
enthalten Metallmarker, damit sie
detektiert werden können, falls sie in den
Verarbeitungsbereich gelangen sollten.
Effiziente Inbetrieb-
nahme dank digitalem
Zwilling
Mit Hilfe der Software Simit war Tophinke
in der Lage, die komplexen Funktionen der
gesamten Anlage im Vorfeld abzubilden.
„Mit unserer Simulation haben wir die Anlage
quasi bei Tophinke im Haus und konnten
schon vor der Installation mögliche
Fehlerquellen der Software aufdecken”, so
Thönen. Die Simulation bildet beispielsweise
die Reaktion einer Steuerung ab, wenn
ein bestimmtes Ventil aufreißt. Dank diesen
umfassenden Vorbereitungsarbeiten
konnte die Dauer der Software-Inbetriebnahme
der Anlage halbiert werden.
Riffel ergänzt: „Unsere Fachleute wurden
schon bei Beginn der Inbetriebnahme
miteinbezogen und lernten so die Eigenheiten
der Anlage kennen. So verlief der
Übergang in die Produktion reibungslos.”
Trotzdem ist die Inbetriebnahme einer so
großen, komplexen Anlage eine Herkulesaufgabe.
Rund vier Monate dauerte allein
die Signalprüfung bzw. Testläufe der Sensorik.
„Seit Sommer läuft die Produktion,
sie wird aber laufend weiter optimiert”, erklärt
Michael Riffel. Inzwischen wird Babynahrung
aus dem Turm 9 in Sulgen in die
ganze Welt verschifft – in bester Hochdorf
Qualität.
INSTALLIERTE TECHNIK IN KÜRZE
10 Simatic S7-Steuerungen steuern und regeln zentral über einen Profinet-Ring den gesamten
Prozess und nutzen mit der Funktion „shared-device” flexibel und kostenoptimiert
die gemeinsamen Signale der 64 dezentralen Peripheriestationen. Diese Simatic ET 200SP
Stationen sind teilweise auch mit sicheren Ein-/Ausgängen bestückt und werden über zwei
Simatic S7-315F fehlersicher ausgewertet und angesteuert. Das SCADA System Simatic
WinCC mit zwei redundanten Servern und 16 Bedienstationen auf Basis von Thin Clients
Simatic ITC 2200 visualisieren die technischen Prozesse dieser imposanten Anlage verteilt
auf sechs Stockwerke. Mit sechs zusätzlichen WinCC Stationen in der Kommandozentrale
bedienen und überwachen die Operatoren ihre neue hochverfügbare Produktionsanlage.